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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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und der Wagen schoss wie eine ausgehungerte Kampfmaschine nach vorn. Sie verabscheute solche Geschwindigkeiten. Blöde Männerspielzeuge! Liz bekam es mit der Angst zu tun und unterdrückte einen entsetzten Aufschrei während eines riskanten Überholmanövers. Der Wagen flog jetzt förmlich an den Häusern und Bäumen vorbei. Sie versuchte mit aller Macht, ihre aufkommende Panik zu unterdrücken. Am besten klappte es meistens mit Suggestion. Doch leider war ihr Kopf bereits völlig leer, zumindest was die Anzahl rationeller Gedanken betraf. Da lauerte nur ein gefährlicher Hinterhalt von bitterböser Angst, und Liz glaubte bereits daran ersticken zu müssen. Wie konnte er es wagen, sie in eine so demütigende Situation zu bringen. In ihrer Lunge stach angestaute Atemluft. Sie verbot sich schlichtweg, einen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige zu werfen.
    "Locker Lizzy! Entspann dich!" sagte Josh geradezu erheitert.
    Dieser Bastard! Er zitierte ihre Worte, und zwar mit einer Seelenruhe, die bereits an Impertinenz grenzte. Und machte sich dabei über sie lustig! Ihre Panik schlug in kalte, erbarmungslose Wut um. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich immer noch, und sie suchte verzweifelt nach einem Ventil, um Dampf abzulassen zu können. Elizabeth hörte ihr Blut in den Ohren rauschen, so sehr hatte er ihren Kreislauf durcheinander gebracht. Wieso gestattete sie es ihm nur immer wieder, sie so in Rage zu bringen? Selbst noch nach all den Jahren! Es war ein Fehler, dass sie seine Einladung überhaupt angenommen hatte. Das wusste sie jetzt. Nun, hinterher ist man immer klüger, musste sie sich zerknirscht eingestehen. Nur gut, dass sie das Kleid nur geliehen hatte. Sie war Rachel mehr als dankbar für diesen Vorschlag gewesen und jetzt ganz besonders.
    Das hast du nicht umsonst gemacht, Tanner. Liz erforschte bereits fieberhaft ihr Hirn nach einer Möglichkeit, ihm das heimzahlen zu können. Sie schleuderte mit den erstbesten Worten um sich, die ihr in den Sinn schossen: "Ich kenne mindestens eine Situation, wo du vor blanker Angst geschlottert hast, Tanner." Liz erschrak im selben Moment über den scharfen Spott in ihrer Stimme. Ihre Arbeit durfte sie hiermit keineswegs in Verbindung bringen. Das gehörte sich einfach nicht, sie brach damit die Gesetze der Ethik ihres Berufstandes. Liz wusste sofort, dass sie zu weit gegangen war.
    Josh trat so abrupt auf die Bremse, dass Elizabeth durch die Windschutzscheibe geschossen wäre, wenn der Sicherheitsgurt sie nicht gehalten hätte.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.
    Dann sagte er ruhig: "Ich möchte dich mal dabei erleben, du liegst in einem unpersönlichen, weißgekachelten Raum mit runtergelassener Hose und eine Ärztin stößt Nadeln oder noch weitaus schlimmere Dinge in deine Muskeln oder sonstigen Körperöffnungen hinein."
    Elizabeth war sich bewusst, es zeugte nicht von Feingefühl, aber sie musste trotzdem schallend lachen.
    Auch Joshs Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, immerhin. Obwohl er ein bisschen verlegen wirkte.
    "Okay, Schwamm drüber." Sie sagte es versöhnlich und meinte es tatsächlich so. Aber sie lachte noch immer, wollte sich jedoch noch nicht ganz geschlagen geben.
    "Im Übrigen habe ich nichts in dich hineingestoßen", sagte sie deshalb vergnügt.
    "Ach nein?" Josh musterte sie kurz.
    "Nein!"
    "Hör zu Liz, vielleicht sollten wir diesen Abend noch einmal von vorne beginnen. Ich schlage dir eine Art Waffenstillstand vor und gelobe, ein braver Junge zu sein. Meine Mutter ist so stolz auf meine gute Erziehung. Also gib mir eine Chance, okay?"
    Wieder musste sie lachen. Elizabeth hatte ganz vergessen, dass er immer schon sehr viel Humor besaß.
    "Du bist unglaublich schön, wenn du lachst, Lizzy", sagte er plötzlich leise.
    Ihr Gelächter verstummte augenblicklich, argwöhnisch musterte sie ihn von der Seite.
    Oh, oh - wenn er diesen Ton anschlägt. Sei auf der Hut mein Mädel, sollte dir was an dir liegen! Ich hab gesagt, ihr sollt still sein!
    Er war ihr jetzt ganz nahe. Sein Gesicht stand so dicht vor ihrem, dass sie seinen warmen Atem wie einen zarten Windhauch auf ihrer Haut spürte.
    "Dein Kleid ist sexy."
    Liz schaute in seine dunklen Augen. War es möglich, dass sie sich in nachtschwarze, unergründliche Seen verwandeln konnten? Es schien fast so. Und sie wollte um keinen Preis darin ertrinken.
    In diesem Moment legte sich sein Mund ganz sanft, eher flüchtig, auf ihre Lippen. Entgegen anders lautender Meinungen

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