Rückkehr nach St. Elwine
wieder auf. Schließlich war es sein gutes Recht. Er war ein ungebundener Mann und konnte deshalb tun und lassen, was er wollte. Die schönsten Frauen lagen ihm wahrscheinlich zu Füßen. Warum sollte er nicht zugreifen und annehmen, was ihm so großzügig angeboten wurde?
Und warum versetzt dir das einen Stich, du dummes, dummes Gänschen? Schluss jetzt! Ein für alle Mal! Ich habe euch gewarnt!
Elizabeth dachte hastig weiter. Sie selbst war nie hübsch genug gewesen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber das hatte sie ja auch gar nicht gewollt. Zwischen ihnen lagen schließlich Welten. Bei ihr spielte sich das richtige Leben ab. Das war angefüllt mit harter Arbeit, Krankheiten und Verletzungen, kurz - ein ewiger, oft verzweifelter, Kampf. Hin und wieder überflutete sie allerdings ein unglaubliches Triumphgefühl, das musste sie zugeben. Besonders, wenn sie als Siegerin aus einem solchen Zweikampf daraus hervorging und ihr Patient als geheilt entlassen werden konnte. Bei Joshua Tanner jedoch sah das Leben ganz anders aus. Er tänzelte geradezu durch die Welt der Schönen und Reichen. Sein ganzer Tag verschmolz doch zu einer endlosen Glitzer- und Glamourparty. Für ihn würde es nie einen tiefen und schrecklichen Absturz geben. Reichtum federte schließlich alle Probleme mehr als nur erheblich ab. Andererseits fehlte seinem Leben sicher etwas. Sie dachte da an die vielen Kleinigkeiten, die was Besonderes für sie ausmachten. Zum Beispiel, wenn sie sich diebisch darüber freute, wunderschönen Patchworkstoff gekauft zu haben. Wie oft in letzter Zeit hatte sie schließlich ihre frisch erstandenen Quilterviertel liebevoll gestreichelt. Tja, bei Josh versanken solche liebenswerten Kleinigkeiten zu einer grauen Masse an Bedeutungslosigkeiten. Alles ließ sich erkaufen und war jederzeit für ihn verfügbar. Kaum mehr eine Sehnsucht, die unerfüllt blieb. Nichts, was man sich ganz fest wünschen konnte. Wie traurig, fand Liz.
"Ja, ich bin öfter hier. Ich habe dieses Restaurant gebaut", erklärte Josh und sah sie an. Offenbar erwartete er, dass sie dazu etwas sagte.
Es verblüffte sie tatsächlich, dass er von seiner Arbeit sprach.
"Ach was?!", brachte sie deshalb lediglich hervor und fand das selbst einigermaßen idiotisch. Doch es war nun einmal heraus.
"Oder sagen wir lieber, es ist nach meinen Plänen gebaut worden.“ Er erzählte ihr von seinem Studium. Von den verschiedenen Praktika in Europa. Wo er faszinierende Dinge gelernt hatte, wie er ihr jetzt erklärte. Jene Stilrichtungen hatten ihm außerordentlich gefallen. So ganz anders als hier, wie er ihr versicherte. Jedes Land dort hatte seine eigene Geschichte.
„ Ich bin gern kreativ. Probiere etwas Neues aus, wenn du verstehst. Europäische Ideen in Kombination mit den typischen Merkmalen des hiesigen Marktes, zum Beispiel. Das ist etwas, was mich immer wieder reizt. Vorausgesetzt natürlich, der Auftraggeber lässt einem freie Hand. Selbst wenn du immer das vorgesehene Budget vor Augen haben musst. Das ist für einen Architekten eine große Herausforderung. Ich brüte dann oft nächtelang über den Entwürfen. Es gibt meist endlose Diskussionen mit Marc.“
Josh stieß jetzt ein unbekümmertes Lachen aus.
„ Marc begreift am besten, was ich möchte. Er errät meine Vorstellungen schon nach den ersten drei Sätzen, die ich spreche. Dann wägen wir das Für und Wider der Materialien ab, treffen unzählige Entscheidungen, wie zum Beispiel die richtige Größe der Fensteröffnungen, die geeigneten Winkel der Dachschrägen und so weiter. Wir arbeiten gut zusammen, sind ein echtes Team." Er verstummte plötzlich und sah sie an. „Entschuldige! Ich langweile dich damit.“
„ Nein!“ Liz war erstaunt, dass er mit so viel Begeisterung über seine Arbeit sprach. Doch dann sagte sie stattdessen: "Aber du bist nicht darauf angewiesen. Du musst nicht arbeiten! Das ist ein himmelweiter Unterschied, glaub mir. Dir stehen Möglichkeiten zur Verfügung, die es für andere nicht gibt."
Er musterte prüfend ihr Gesicht. Dann antwortete er: "Nun, das stimmt.“ Er machte eine Pause und schien zu überlegen. Zwischen seinen Mundwinkeln breitete sich sein altbekanntes spöttisches Lächeln aus. „Doch was soll ich sonst mit meiner Zeit anfangen?", brachte er hervor.
Kleine Zankliese ! Ein wenig Provokation konnte ihr nicht schaden. Nach kurzem Überlegen lenkte Josh allerdings doch ein, nicht nur, weil er sich an den versprochenen Waffenstillstand
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