Rückkehr nach St. Elwine
erinnerte. Aber ganz so leicht wollte er sie nicht davonkommen lassen.
"Ich könnte dich jetzt fragen, warum du ständig verbale Angriffsattacken an mich abschießt. Aber ich habe geschworen heute brav zu sein."
Er legte den Kopf schief und lächelte sie an. Genau wie er dass schon als Junge gemacht hatte. Doch er war ganz und gar kein Junge mehr, sondern ein erwachsener Mann und sah einfach viel zu umwerfend aus, ganz besonders, wenn er dieses unschuldige Lächeln zur Schau trug. Gott steh mir bei! Immerhin besaß sie die bemerkenswerte Eigenschaft, in fast jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Daher kam sie nicht umhin zu bewundern, welch geschickter Schachzug ihm hier gerade gelungen war. Nein, überlegte Elizabeth, dumm war er nicht. Dumm war Joshua Tanner nie gewesen. Und allem Anschein nach war er bereit, nicht auf ihre Spitzen einzugehen. Dann wollte auch sie dem in nichts nachstehen. Denn es wäre beinahe eine Gotteslästerung, wenn sie den schönen Abend kaputt machen würde. Noch dazu, wo das Essen so sündhaft teuer war, wie sie feststellte, als sie noch mal auf die Speisekarte schielte. Beinahe klappte ihr dabei die Kinnlade runter. Doch sie verkniff sich jeden Kommentar dazu. Es traf zwar keinen Armen, aber... Wahrscheinlich könnte sie sich nie an solche Dinge gewöhnen.
Als sie beide wieder im Auto saßen fragte Josh: "Hast du Lust, noch ein bisschen zu tanzen?"
Es sollte beiläufig klingen, doch er geriet fast ein bisschen ins Stocken. Was war denn nur los mit ihm? Lizzy war eine alte Bekannte - mehr nicht.
Oh, oh, Vorsicht! Sein Unterton gefällt mir nicht, sprach die kleine vorwitzige Flüsterstimme aus, worüber sie selbst gerade nachgegrübelt hatte.
Elizabeth nagte an ihrer Unterlippe herum.
Das machte ihn ganz nervös. Herrgott!
Gespannt wartete er auf ihre Antwort. Lächerlich, er tat ja glatt, als würde sein Leben davon abhängen. Trotzdem hoffte er, sie würde nichts dagegen haben. Josh wollte den Abend nicht schon jetzt beenden, und vor allem wollte er nicht schon nach Hause.
"Einverstanden", sagte Elizabeth da bereits.
Was, so einfach machte sie es ihm? Keine Ausflüchte oder Ausreden? Sie lächelte sogar, und er fühlte, wie sich Freude in ihm ausbreitete - nichts als pure Freude.
Das Lächeln, das von seinem Mund ausging und schließlich die samtbraunen, dunklen Augen erreichte, war warm, und doch war Liz alarmiert. Immerhin bewirkte sein Lächeln, dass sich ein befremdendes Flattern in ihrem Bauch breit machte, von nicht geringer Intensität. Na gut, was war schon Schlimmes daran, wenn sie sich an einem einzigen Abend gestattete, wie jede andere Frau auf der Welt zu empfinden.
Elizabeth war schon ewig nicht mehr in einer Diskothek gewesen. Sie hatte Spaß. Die Ausstattung, die bunten Lichter - sie schien in eine fremde Welt abgetaucht zu sein. Jedes Zeitgefühl fiel von ihr ab. Sie tanzte, tanzte, tanzte. Josh wirbelte sie herum, berührte ihre Finger. Er war schnell, stark und sexy und dieses Stakkato machte sie ganz trunken. Liz war atemlos und Joshua Tanner hielt sie in den Armen. Sie und keine andere. Er gab ihr das Gefühl, schön und begehrenswert zu sein.
Dann schlugen langsamere Klänge aus den Lautsprecherboxen.
"Auf Wunsch einer einzelnen Dame, die heute Geburtstag hat ...", drang die schrille Stimme des DJ's an ihr Ohr.
Josh zog sie plötzlich fest in seine Arme.
Er fürchtete fast, sie würde sich ihm entziehen. Doch das tat sie nicht.
"Ein dreifaches Happy Birthday auf Barbra", plärrte der DJ in sein Mikrofon.
"Wir sollten der unbekannten Barbra dankbar sein", flüsterte Josh dicht an ihrem Ohr.
Auf einmal konnte er nicht anders und senkte seine Lippen auf ihren Mund. Er musste sie einfach kosten, ausgiebig. Das Gefühl, das ihn durchflutete, war mehr als widersprüchlich. Wie Ankunft und Abschied zugleich. Bittersüß sagte man wohl dazu, überlegte er flüchtig. Jetzt wusste Josh, was das bedeutete: Ertrinken und verbrennen und alles zur gleichen Zeit. Sein Denken setzte aus.
Zuerst war Tanners Kuss noch sanft und zart. Liz hatte nicht für möglich gehalten, dass ein Mann so zärtlich küssen konnte. Das Joshua Tanner es konnte, war dennoch keine große Überraschung. Aber dann war er plötzlich fordernder geworden - mehr und immer mehr. In einem Ausmaß, dass sie ihn empört hätte zurückweisen sollen. Doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie spürte eine Spannung zwischen ihnen. Als hätte ein elektrischer Schlag sie getroffen. Liz
Weitere Kostenlose Bücher