Rückkehr nach St. Elwine
Ausgerechnet in seinen Armen war sie weinend und hilflos wie ein kleines Mädchen zusammengebrochen. Insgeheim würde Joshua Tanner triumphieren, und diesen Triumph gönnte sie ihm auf keinen Fall. Gerade ihm hatte sie oft genug vor Augen geführt, dass sie nicht auf Hilfe angewiesen war. Auf seine schon gar nicht. Seinen feinen Freunden gegenüber würde er sicher damit prahlen, wie sie völlig verzweifelt in seine Arme gesunken war.
"Lass mich in Ruhe, Tanner! Ich will nichts weiter, als in dieser Stadt leben und meiner Arbeit nachgehen! Ist das klar!", fauchte sie ihn an.
Fassungslos sah er sie an.
"Du hast es ja deutlich genug gesagt. Ich wollte nur ..."
Er brach ab und fuhr sich durch das schwarze Haar.
"Vergiss es! Ich hab's begriffen, Elizabeth. Ich bin schließlich kein Idiot."
Liz sah nichts als Resignation in seinem Blick. Sie hatte sogar den Eindruck, als sackten plötzlich seine Schultern ab. Doch das war sicher die reinste Einbildung.
Er drehte sich bereits um und ließ sie stehen. So wie sie es verlangt hatte.
Wie zum Teufel brachte diese Frau es immer wieder fertig, überlegte Josh aufgebracht, dass er sich schuldig fühlte. So, als hätte er einen armen, winselnden Welpen getreten?
Eine andere Nacht fiel ihm ein. Eine Halloweennacht vor elf Jahren, drüben in Marthas Pub. Liz lag mit offener Bluse zusammengekauert auf dem Bett. Er selbst hatte ihr die Bluse geöffnet, nachdem er sie durch einen kleinen Trick ins Zimmer gelockt hatte. Alle wandten schließlich diesen harmlosen Scherz bei ihren Mädchen an, hatte Josh sich vor sich selbst zu verteidigen gesucht. Und er wollte Liz! Es ärgerte ihn, dass sie so oft damit prahlte, richtige Männer zu bevorzugen. Wobei sie das Wort richtige auf eine besondere Art und Weise betonte, die ihn erst recht auf die Palme brachte. Er fühlte sich dann immer wie ein kleiner, dummer Junge. Aber genau das war er nicht mehr.
Es gefiel ihm ganz und gar nicht, von ihren spitzen, scharfen Spottpfeilen durchbohrt zu werden. Er wollte sich davon überzeugen, ob das stimmte mit ihren richtigen Männern. Wenn ja, würde er sie ebenfalls herum kriegen. Denn wenn sie ihn ansah mit ihrem Puppengesichtchen und ihren großen unschuldigen Augen, in denen diese verflixten Goldsprenkel tanzten, ließ ihn das alles andere als kalt. Selbst dann noch, wenn ihr frecher Mund sich verächtlich vor Spott verzog. Er begehrte sie heftig. Was in seinem Alter völlig normal war. Die Hormone spielten scheinbar andauernd verrückt. Besonders am Morgen hatte er seine liebe Not damit, seiner Schwester aus dem Weg zu gehen. Ihr wissender Blick streifte ihn mehr als einmal.
Was also sollte falsch daran sein mit Elizabeth Crane Sex zu haben?
Bisher hatte Josh nur mit Carolyne geschlafen. Sie war die Freundin seiner Schwester und fünf Jahre älter als er.
Es war in jenem Sommer gewesen, den seine Eltern zum ersten Mal gemeinsam in Europa verbracht hatten. Tanner House war geradezu geschaffen für eine Fete. Noch dazu, wenn Mom und Dad verreist waren.
Carolyne war eindeutig sehr interessiert, wie sich bald herausstellte, und Josh nur allzu neugierig, endlich zu erfahren, was es mit all dem Gerede über Sex auf sich hatte. Ihm waren ihre forschenden Blicke keineswegs entgangen. Da es die Party seiner Schwester war und ausschließlich Frauen eingeladen waren, hatte er sich in sein Zimmer zurück gezogen. Er döste vor sich hin. Bei diesem Lärm konnte man schließlich nicht schlafen. Carolyne stolperte irgendwann gegen Morgen in sein Zimmer. Mitten hinein in die Sexphantasien, denen er sich gerade ausgiebig widmete. Sie trat schnurstracks an sein Bett. „Schon müde, Süßer?“ Sie schnalzte mit der Zunge, als ihre Hand, ohne jede Vorwarnung, unter seine Bettdecke fuhr.
Dann stieß sie ein Lachen aus. „Was haben wir denn hier? Du bist doch nicht etwa unanständig?“
Er riss die Augen auf, als sie damit begann ihre Finger spielen zu lassen.
Wieder lachte sie auf und schlug mit einem Ruck die Decke zurück. Bevor er vor Scham erröteten konnte, begann sie sich ganz langsam für ihn auszuziehen.
Josh konnte nichts anderes tun als sie anzustarren. Das Blut pochte in seinen Genitalien.
„ Dir hat es doch nicht etwa die Sprache verschlagen, oder?“, flüsterte Carolyne.
Er stotterte etwas zusammen, was wenig Sinn ergab.
„ Was bist du denn so aufgeregt, Schätzchen? Immer hübsch ruhig. Du bist doch einverstanden, oder? Hat sowieso keinen Zweck, das zu leugnen. Der Beweis ist
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