Rückkehr nach St. Elwine
richtig bange werden. Zum Glück kennen wir uns lange genug, so dass ich es besser weiß“, stellte Joshua fest.
Marc antwortete lediglich mit einem Schnauben und murmelte schließlich etwas Unverständliches vor sich hin. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um einen derben Fluch, überlegte Josh gerade.
„ Hey, wir können immer noch zurückfahren, wenn dir das lieber ist“, schlug Joshua vor. „Bisher hat niemand unsere Ankunft bemerkt.“ Doch bereits im selben Moment erhaschte Marc einen Blick aus forschenden stahlgrauen Augen. Sein Vater hatte ihn im Visier, stellte jetzt gerade sein Glas weg und bahnte sich einen Weg zu ihnen. „Zu spät“, zischte er seinem Freund zu und schaffte es, dabei seine Lippen nicht zu bewegen.
„ Marc, ich freue mich sehr, dass du unsere Einladung angenommen hast. Und wie ich sehe, hast du deinen Freund mitgebracht. Tust du auch einmal etwas ohne ihn?“ George Cumberland lachte leise.
Marcs Mundwinkel zuckten und verzogen sich zu etwas, dass man durchaus als Lächeln durchgehen lassen konnte, doch Josh bemerkte, wie sich seine Schultern anspannten. Na wunderbar. Nicht gerade ein viel versprechender Auftakt.
„ Joshua, sei gegrüßt.“
„ Mr. Cumberland. Ich gratuliere Ihnen. Meine Eltern wünschen ebenfalls alles Gute. Wo können wir die Geschenke abstellen?“
„ Vielen Dank! In der Bibliothek, die 3. Tür rechts.“ George zog seine Taschenuhr hervor. „In zwanzig Minuten findet die Trauung statt. Ihr solltet schon mal eure Plätze einnehmen. Meine Braut Jenny ist verständlicherweise sehr aufgeregt. Sie hält sich oben im Ankleidezimmer auf und macht sich zurecht. Allerdings bereits seit Stunden - Frauen!“ Er verdrehte vielsagend die Augen.
„ Hoffentlich weiß sie auch, auf was sie sich da einlässt.“ Marc lächelte liebenswürdig.
Josh hob die Brauen und zog es vor zu schweigen.
„ Ich danke dir auch für die Gratulation, mein Sohn.“ Mit diesen Worten wandte er sich anderen Gästen zu.
Josh zupfte unbehaglich am Knoten seiner Krawatte herum. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass dein Vater etwas gegen mich hat?“, fragte er ruhig.
„ Du irrst dich. Er mag dich sogar gern. Ich bin es, den er damit zu treffen beabsichtigt.“ Marc zuckte nicht mit der Wimper bei dieser bitteren Anschuldigung.
„ Aber warum denn nur?“
„ Tja, dass kann ich dir leider auch nicht genau erklären. Komm lass uns in den Garten gehen! Die Trauung fängt gleich an.“
Wenig später ertönten die ersten Klänge des Hochzeitsmarsches. Die Braut wurde von ihrem Vater geleitet.
„ Sie ist ziemlich hübsch“, flüsterte Joshua seinem Freund zu.
„ Daran hatte ich auch nicht den geringsten Zweifel.“ Marcs Stimme troff vor Sarkasmus. „Sieh dir nur mal ihr Gesicht an! Ihre Augen strahlen ja förmlich. Allem Anschein nach ist sie sehr glücklich.“ Was sein Freund ihm da gerade erzählte, war Marc allerdings auch schon aufgefallen.
Die junge Frau lächelte. Alles an ihr schien in diesem Augenblick zu lächeln. Sie trug ein weißes, romantisch verspieltes Hochzeitskleid mit einem großen weitschwingenden Rock und dazu den klassischen langen Schleier.
„ Sie scheint ihn tatsächlich zu lieben. Jedenfalls bekommt man ganz zwangsläufig diesen Eindruck. Findest du nicht, Marc?“
„ Liebe macht ja bekanntlich blind.“ Josh grinste und biss sich rasch auf die Unterlippe, um ein Auflachen zu unterdrücken.
Marc ignorierte den überraschend scharfen Schmerz so gut er konnte, als er beobachtete, wie sein Vater die Braut zärtlich an sich zog und küsste.
Er presste fest seine Kiefer aufeinander und knirschte dabei mit den Zähnen.
Unmittelbar nach der Trauung kam das frisch vermählte Paar auf sie zu.
„ Marc, Jenny möchte dich unbedingt kennen lernen.“
„ Jenny, das ist mein Sohn und sein langjähriger Freund, Joshua Tanner.“
„ Hallo, ich freue mich wirklich sehr, Sie kennen zu lernen. Ihr Vater hat mir bereits viel von Ihnen erzählt“, sagte sie freundlich.
„ Tatsächlich? Nichts Gutes, fürchte ich“, antwortete Marc trocken.
„ Lassen Sie den Unsinn! Sie müssen uns unbedingt mal besuchen. Ich würde gern mehr über Sie erfahren.“
„ Fragen Sie meinen Vater!“
„ Nein, nein. Das ist nicht dasselbe. Ich möchte mehr über Sie herausfinden, Sie besser kennen lernen.“
„ Was soll das denn bringen?“ Marc zog spöttisch seine Augenbraue in die Höhe.
„ Nun, schließlich gehören wir quasi alle zu einer Familie
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