Rückkehr nach St. Elwine
begegnet.
Herrje- schon wieder Lizzy. Am besten er würde sich rasch auf die Arbeit konzentrieren. Er hatte schließlich noch eine Menge zu erledigen. Langsam begann er zu schwitzen, doch vor seinen Leuten würde er sich keinesfalls eine Blöße geben. Zumal die Männer sich körperlich mehr anstrengen mussten als er. Deshalb befand er, war er es ihnen einfach schuldig, hier seinen Aufgaben nach zu gehen. Schließlich ging es um deren Sicherheit auf der Baustelle. Das musste einfach oberste Priorität haben und ließ keine Kompromisse zu. So hatte es bereits sein Vater gehalten und Josh war bisher gut damit gefahren. Denn kam es erst zu einer Schadensersatzklage, würde ihn das mehr als teuer zu stehen kommen. Von dem schlechten Ruf und den Gerüchten, die so eine unschöne Sache automatisch nach sich zogen, ganz zu schweigen.
Zunächst machte sich Josh daran, die riesigen Baugerüste zu kontrollieren. Wahrscheinlich würde er dann ohnehin die Nase voll haben. Er setzte seinen Helm auf und kletterte die erste Leiter nach oben. Die Arbeiter nahmen kaum Notiz von ihm. Trotzdem fühlte er sich beobachtet. Gegen Mittag, als die Hitze ihren Höhepunkt erreicht hatte, hatte sich Josh bereits bis zum obersten Stockwerk vorgearbeitet. Sein Hemd hatte er abgelegt und ein feiner Schweißfilm bedeckte die bronzene Haut seines nackten Oberkörpers. Konzentriert arbeitete er sich systematisch durch sämtliche Schellen und Verankerungen des Gerüstes. Er hatte bereits tatsächlich einige Sicherheitsmängel festgestellt. Es ärgerte ihn maßlos, dass auf seiner Baustelle so offensichtlich gepfuscht wurde. Er würde die Verantwortlichen zur Rede stellen.
Wieder entdeckte er eine schadhafte Stelle und fluchte leise. Das Läuten seines Handys, das er an seinem Gürtel befestigt hatte, riss ihn aus diesen Gedanken.
"Josh."
Er hörte die hohle, kehlige Stimme seiner Mutter, die eine niederkämpfende Panik kaum verbarg. Seine Mutter war die Ruhe in Person. Immer. Es musste etwas passiert sein. Plötzlich spürte er ein Frösteln, das über seinen Nacken kroch. "Dein Vater hatte einen Herzanfall."
"Was?" Er fror jämmerlich bei über 30°C Hitze. Nervös fuhr er mit der Zunge über seine trockenen Lippen. "Ich komme." Er schnappte sein Hemd, streifte es über und machte sich so schnell wie möglich daran, vom Gerüst zu klettern. Dann rannte er zu seinem Wagen, warf den Bauhelm achtlos auf den Beifahrersitz, startete den Motor und brauste davon.
John Louis sah ihm kopfschüttelnd aus dem Container, der ihm als provisorisches Büro vor Ort diente, hinterher.
Chefarzt Dr. Jefferson trat auf den Korridor. Die sonst so couragierte und elegante Frau seines Freundes saß auf einem der Plastikstühle und wirkte völlig hilflos. Als sie seine Schritte hörte, fuhr ihr Kopf herum. Sofort war sie auf den Beinen. "Olivia, ich werde deinen Mann operieren. Nur mit dem Bypass hat er eine Chance. Ich will da ganz ehrlich zu dir sein."
In dem Augenblick kam Liz gerade aus dem Dienstzimmer. Er winkte sie zu sich. "Das ist Dr. Elizabeth Crane. Sie verstärkt seit zwei Monaten mein Team und wird mir bei der Operation assistieren. Sie ist eine ausgezeichnete Chirurgin und hat ja auch Joshua bereits versorgt."
Für einen Moment schien Olivia abgelenkt von ihren Sorgen. Verblüfft musterte sie die junge Ärztin.
"Ich dachte, du wärst das gewesen Theo", sagte sie unnötigerweise. Sie sprach leise mit brüchiger, dünner Stimme.
"Nein. Hat er das nicht erzählt?", fragte Theo nach.
Doch Olivia Tanner ging nicht weiter darauf ein. Sie musste jetzt ihre ganze Kraft zusammen nehmen.
Theo legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. "Ich weiß, wie dir in diesem Augenblick zumute ist, Olivia. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Dank Peters großzügiger Spenden sind wir bestens für solche Fälle gerüstet."
"Theo, das weiß ich natürlich. Es ist nur ..." Die Angst schnürte ihr fast die Kehle zu. "Wir leben schon so lange zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne ihn ..." Olivia wagte nicht, den Satz zu beenden. Den Gedanken daran, dass das Schlimmste geschehen könnte, wollte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu lassen.
Liz registrierte den tiefen Schmerz in den samtbraunen Augen. Olivia Tanner war noch immer eine schöne Frau, stellte sie neidlos fest. Sie sah noch genauso aus, wie sie sich an sie erinnerte. Damals war sie ihr fast wie eine Königin erschienen. Stets elegant und lächelnd - so perfekt. Man musste sicher
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