Rückkehr nach St. Elwine
Jefferson die Hand und wandte sich dann ihr zu.
"So eine Überraschung, Liz. Lebst du jetzt wieder in St. Elwin?"
"Ja, seit zwei Monaten schon."
Olivia wandte sich an ihre Tochter: "Sie hat bereits deinen Bruder behandelt, nach dem Zwischenfall. Du weißt schon. Theo hält große Stücke auf sie."
"Oh." Angelina sah rasch zu ihrem Bruder, der sich gerade mit ihrer kleinen Tochter beschäftigte. Trotzdem spürte sie, dass Josh offensichtlich ihrem forschenden Blick auswich. Sie erinnerte sich noch genau daran, wem die Teenagerträume ihres Bruders gegolten hatten.
Angelina wandte sie wieder Elizabeth zu. "Wir können in einer Stunde operieren." Theo Jefferson checkte kurz seine Uhr und riss sie mit diesem Satz aus ihren Gedanken.
"Es gibt da allerdings noch ein Problem", warf Liz ein. "Mr. Tanner hat eine seltene Blutgruppe, und wir haben nicht genügend Konserven vorrätig. Mir fiel Joshs Krankenblatt ein und ich habe die Angaben bereits überprüft. Beide Blutgruppen sind identisch. Würdest du dein Blut spenden?", wandte sie sich jetzt direkt an Josh.
"Sicher."
"Gut, dann komm mit!" Liz führte ihn in das kleine Untersuchungszimmer der chirurgischen Station. "Leg dich da hin!" Sie wies auf die Liege.
"Aber ich habe noch den ganzen Staub der Baustelle an mir kleben."
"Das macht nichts. Ich werde zunächst die Einstichstelle betäuben, bevor ich dir das Blut abzapfe."
Josh gab nur ein unverständliches Murmeln von sich. Die Sorge um seinen Vater hatte ihn kurzzeitig seine Phobie vor Nadeln vergessen lassen. Doch jetzt traf sie ihn mit ungebrochener Macht. Er spürte bereits, wie sein Puls raste. Seine Hände begannen unangenehm zu schwitzen.
"Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen“, sagte Elizabeth leise zu ihm, als sie den Gurt um seinen Arm fest zog. „Letztens am Strand, da habe ich wohl etwas überreagiert. Hm, jedenfalls tut es mir leid, Josh."
"Au, verdammt!" Er zuckte zusammen, als sie die Flexüle in seine Vene schob. "Wenn du schon mal nett bist, sollte man wirklich misstrauisch werden", stieß er hervor.
Elizabeth lachte. "Jetzt hast du mich durchschaut." Gleichmäßig lief sein Blut über einen kleinen Schlauch in einen Plastikbeutel.
"Ich lass dich für eine Weile allein. Falls dir unwohl wird, hier ist die Klingel. Spiel also nicht den Helden!" Sie legte kurz ihre Hand auf seine Schulter. Er hatte Angst um seinen Vater. Sie spürte es wie einen Hinterhalt, der in dunklen Schatten verborgen lag.
Josh schaute auf den Beutel, der sich langsam mit seinem dunkelroten Blut füllte. Nur ein paar Meter weiter lag sein Vater. Er spürte, wie die Sorge um diesen Mann ihm die Luft zum Atmen nahm. Der große, erfolgreiche Peter Tanner, den er stets bewundert und respektiert hatte. Sein Dad hatte ihm vieles gelehrt. Die Liebe zur Architektur, Disziplin, die Freude an sinnvoller Arbeit und nicht zuletzt Verantwortung zu übernehmen. Peter hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, wie viele Annehmlichkeiten der Reichtum, in den er hineingeboren worden war, mit sich bringen konnte. Aber gleichzeitig hatte er ihm klargemacht, dass es keine Selbstverständlichkeit war, ihn zu besitzen, zu behalten oder gar zu mehren. Man trug stets eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Es galt oft Entscheidungen zu treffen, die das Leben vieler Menschen beeinflussten und man musste Nutzen und Risiko stets sehr sorgfältig miteinander abwägen. Josh war sich durchaus bewusst, dass es ein Privileg war, so zu leben, wie er es tun konnte. Dieses Bewusstsein verdankte er seinem Vater, der jetzt vielleicht um sein Leben rang. Für dieses Leben hätte Josh all den Reichtum hingegeben, den er besaß. Es blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als abzuwarten und zu beten. Er kannte solche Situationen nur zu gut und er hasste sie aus tiefster Seele. Denn manchmal nutzten all die Gebete nichts. Das wusste er. Er hatte es erlebt.
"Onkel Josh", hörte Liz das kleine Mädchen plappern. "Mommy und Grandma sind traurig, weil Grandpa sehr krank ist. Muss er sterben?"
"Das weiß ich nicht, Leah. Aber ich hoffe sehr, dass Grandpa stark genug ist, wieder gesund zu werden."
"Bist du auch krank?"
"Nein, die Ärzte müssen Grandpa operieren und dafür brauchen sie Blut", antwortete Josh ruhig.
"Und da gibst du ihm deins, weil er dein Daddy ist?", wollte die Kleine wissen.
"Ja, so ungefähr."
"Piekt die Nadel in deinem Arm drin?" Sie klang fast ehrfürchtig.
"Ja."
"Oh je, ich hätte furchtbar geweint.“ Das Mädchen trat einen
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