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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Badezimmer auf dem Gang und stellte dort – mit einer Flasche Schaumflüssigkeit — ein scheußliches Ding zusammen, das an überhaupt nichts erinnerte. Ich riß es herunter und fing von vorne an. Der zweite Mantel fiel dann schon etwas besser aus, blieb aber trotzdem eine Art von Robinsonkleidung – mit einem Messer schnitt ich die größeren Unebenheiten der Ärmel und Säume ab, dann sah er schon annehmbarer aus.
    Ich ging hinunter, noch nicht sicher, ob das Haus ganz ohne Gäste war. Die Halle war leer. Auch der Garten, nur mähte der orangefarbene Roboter den Rasen neben den Rosensträuchern. Sie verblühten schon.
    Ich lief zum Schwimmbecken hinüber. Das Wasser glänzte und zitterte. Darüber schwebte unsichtbare Kühle. Ich warf den Mantel auf den goldenen Sand, der mir die Fußsohlen verbrannte, und laut auf den Metallstufen polternd, kletterte ich aufs Sprungbrett. Es war niedrig, doch gerade gut für den Anfang. Ich federte ab, drehte einen einzelnen Salto – mehr traute ich mir nach einer so langen Pause nicht zu! – und stieß ins Wasser wie ein Messer.
    Glücklich kam ich an die Oberfläche. Ich fing mit langen Armzügen an, das Becken zu durchschwimmen, dann zurück, dann noch einmal – das Becken war wohl so um die fünfzig Meter lang. Ich schwamm es achtmal durch, ohne das Tempo zu verringern, kam triefend wie ein Seehund ans Ufer und legte mich mit schwerpochendem Herzen auf den Sand. Das war gut. Die Erde hatte doch ihren Zauber! Nach einigen Minuten war ich trocken. Ich stand auf — hielt Ausschau rundum – niemand. Ausgezeichnet. Wieder lief ich zum Sprungbrett.
    Zuerst machte ich einen Salto rückwärts, er gelang, obwohl ich mich zu stark abgestoßen hatte: statt eines Bretts gab es da am Ende ein Stück Plastik, das wie eine Sprungfeder wippte. Dann kam ein Doppelsalto, der mir nicht besonders gut gelang: ich schlug mit den Schenkeln hart aufs Wasser. Meine Haut wurde prompt rot, wie verbrüht. Ich wiederholte den Sprung. Schon besser, doch noch nicht so, wie er sein sollte. Nach der zweiten Beuge hatte ich keine Zeit mehr, mich zu strecken, hielt auch die Füße nicht richtig. Aber ich war beharrlich und hatte ja Zeit, so viel Zeit!
    Der dritte, vierte, fünfte Sprung. Schon hatte ich etwas Ohrensausen, als ich – vorher auf alle Fälle noch einmal Ausschau haltend – einen Schraubensalto versuchte. Das war schon ein Fiasko, eine totale Blamage. Beim Aufschlagen auf das Wasser verlor ich die Puste, schluckte eine Menge Wasser und kroch dann prustend und würgend auf den Strand. Ich setzte mich unter die durchbrochene Sprungbrettleiter, so gedemütigt und wütend, daß ich schließlich zu lachen begann. Dann schwamm ich noch weiter: vierhundert – Pause – und wieder vierhundert.
    Als ich ins Haus zurückkehrte, sah die Welt schon ganz anders aus. ›Das hat mir wohl am meisten gefehlt«, dachte ich. Der weiße Roboter wartete an der Tür.
    Â»Möchten Sie bei sich oder im Speiseraum essen?«
    Â»Werde ich allein beim Essen sein?«
    Â»Jawohl, mein Herr. Die anderen Herrschaften kommen erst morgen.«
    Ich ging nach oben und zog mich um. Noch wußte ich nicht so recht, womit ich meine Studien anfangen würde. Geschichte wahrscheinlich, das wäre wohl am vernünftigsten. Obwohl mich eine Lust überkam, alles auf einmal zu tun und am meisten – mich an das Rätsel der überwundenen Gravitation heranzumachen.
    Ein singender Ton erklang. Das Telefon war es nicht. Da ich nicht wußte, was es war, rief ich den Haus-Infor an.
    Â»Wir bitten zum Mittagessen«, erklärte eine melodiöse Stimme.
    Der Speiseraum war voll von grün gefiltertem Licht, die schrägen Glasscheiben an der Decke glänzten wie Kristall. Auf dem Tisch nur ein Gedeck. Der Roboter brachte die Speisekarte.
    Â»Nein, nein«, sagte ich, »egal, was da kommt.«
    Der erste Gang erinnerte an eine Obstkaltschale. Der zweite schon an nichts mehr. Von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse mußte man wohl für immer Abschied nehmen.
    Sehr gut war es, daß ich allein aß, denn die Süßspeise explodierte mir unter dem Löffel. Vielleicht ist diese Bezeichnung etwas zu stark, aber jedenfalls hatte ich Creme auf den Knien und auf der Jacke. Die Konstruktion dieser Speise schien etwas kompliziert, nur oben war sie hart, und unvorsichtigerweise hatte ich

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