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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Schwimmbeckens sitzend, begoß ich meine Haut, die wie Feuer brannte, mit Wasser. Olaf lachte.
    Â»Du bist aus der Übung gekommen.«
    Â»Ach wo. Eine Schraube konnte ich nie gut. Daß du es aber so kannst!«
    Â»So etwas behält man eben, weißt du. War heute übrigens zum ersten Mal wieder.«
    Â»So. Na, dann war es großartig.«
    Die Sonne stand schon hoch. Wir legten uns in den Sand, schlossen die Augen.
    Â»Wo sind … die?« fragte er nach einem langen Schweigen.
    Â»Keine Ahnung. Wohl im Hause, in ihrem Teil. Ihre Fenster gehen auf die Rückseite. Ich habe das nicht gewußt.«
    Ich spürte, daß er sich bewegt hatte. Der Sand war sehr heiß.
    Â»Ja, deshalb«, sagte ich.
    Â»Haben Sie uns gesehen?«
    Â»Sie.«
    Â»Und bekam Angst«, murmelte er. »Wie?«
    Ich antwortete nicht. Wieder schwiegen wir eine Zeitlang.
    Â»Hal!«
    Â»Ja?«
    Â»Die fliegen schon fast nicht mehr, weiß du?«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Weißt du auch warum?«
    Â»Sie meinen, es hätte keinen Sinn …«
    Ich berichtete ihm kurz alles, was ich bei Starck gelesen hatte. Er lag reglos, wortlos, aber ich wußte, daß er aufmerksam zuhörte.
    Auch als ich geendet hatte, sprach er nicht gleich.
    Â»Hast du Shapley gelesen?«
    Â»Nein. Was für einen Shapley?«
    Â»Nicht? Ich dachte, du hättest alles gelesen … Er war ein Astronom im zwanzigsten Jahrhundert. Zufällig fiel mir mal eine seiner Arbeiten in die Hände, eben darüber. Deinem Starck sehr ähnlich.«
    Â»Was redest du da? Unmöglich. Dieser Shapley konnte ja nicht wissen … am besten, du liest Starck selbst.«
    Â»Fällt mir nicht ein. Weißt du, was das ist? Nur ein Wandschirm.«
    Â»Wieso?«
    Â»Ja. Mir scheint, ich weiß, was da passiert ist.«
    Â»Na?«
    Â»Die Betrisierung.«
    Das riß mich hoch.
    Â»Meinst du?!«
    Er schlug die Augen auf. »Klar. Sie fliegen nicht mehr – und werden es auch nie wieder tun. Es wird immer schlimmer werden. Bonbon. Ein einziger, großer Bonbon. Sie können kein Blut sehen. Können sich nicht vorstellen, was wohl geschehen könnte, wenn …«
    Â»Warte mal«, sagte ich, »das ist doch nicht gut möglich. Es gibt doch Arzte. Es muß Chirurgen geben …«
    Â»Weißt du das denn nicht?«
    Â»Was?«
    Â»Die Arzte planen nur die Operationen. Ausgeführt werden sie aber durch Roboter.«
    Â»Nicht möglich!«
    Â»Aber wahr. Habe es selbst gesehen. In Stockholm.«
    Â»Und wenn ein Arzt ganz plötzlich eingreifen muß?«
    Â»Das weiß ich nicht so genau. Es scheint da ein Mittel zu geben, das teilweise die Folgen der Betrisierung aufhebt, für sehr kurze Zeit, streng bewacht. Der, der mir das sagte, wollte nichts Konkretes darüber berichten. Er hatte Angst.«
    Â»Wovor?«
    Â»Ich weiß nicht. Hal, mir scheint, sie haben etwas ganz Schreckliches gemacht. Sie haben im Menschen – den Menschen getötet.«
    Â»Na, das kannst du doch nicht behaupten«, meinte ich schwach.
    Â»Schließlich …«
    Â»Warte. Es ist doch ganz einfach. Derjenige, der tötet, ist darauf vorbereitet, auch getötet zu werden – nicht?«
    Ich schwieg.
    Â»Und deshalb ist es in einem gewissen Sinne nötig, daß du – alles – aufs Spiel setzen kannst. Wir können es. Sie nicht. Deshalb haben sie vor uns eine solche Angst.«
    Â»Die Frauen?«
    Â»Nicht nur die Frauen. Alle. Hal!«
    Plötzlich setzte er sich.
    Â»Was denn?«
    Â»Hast du einen Hypnagog bekommen?«
    Â»Einen Hyp … so einen Apparat, um im Schlaf lernen zu können? Ja.«
    Â»Hast du ihn auch benutzt?« schrie er fast.
    Â»Nein … wieso?«
    Â»Dein Glück. Wirf ihn ins Schwimmbecken.«
    Â»Warum? Was ist das? Hast du ihn gebraucht?«
    Â»Nein. Etwas überkam mich, und ich hörte es alles im wachen Zustand, obwohl die Gebrauchsanweisung das verbot. Na, hast du eine Ahnung, Mensch!«
    Nun setzte ich mich auch.
    Â»Was ist denn drin?«
    Er sah mürrisch aus.
    Â»Lauter süßes Zeug. Die reinste Zuckerbäckerei, sage ich dir. Daß du freundlich, brav sein sollst. Daß du jede Kränkung hinnehmen mußt, denn falls jemand dich nicht versteht oder zu dir nicht nett sein will – auch eine Frau, wohlgemerkt –, dann ist es deine Schuld, nicht ihre. Daß das gesellschaftliche

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