Rückkehr von den Sternen
Sonne stand noch niedrig. Ein Himmel mit wattebauschartigen weiÃen Wolken. Und mir gegenüber saà auf einem kleinen Koffer Olaf und lachte. Gleichzeitig sprangen wir beide hoch. Seine Hand war wie die meine â groà und hart.
»Wann bist du gekommen?«
»Jetzt eben.«
»Mit einem Ulder?«
»Ja. Ich habe auch so geschlafen ⦠die ersten beiden Nächte, weiÃt du?«
»So?«
Er hörte auf zu lächeln. Ich auch. Etwas trat nun zwischen uns. Schweigend prüften wir uns mit den Blicken.
Er war von meiner GröÃe, vielleicht sogar einen Fingerbreit gröÃer, aber schmaler. Sein rötliches Haar verriet beim starken Licht seine skandinavische Abstammung, die Barthaare waren ganz hell. Eine schiefe, ausdrucksvolle Nase und eine kurze Oberlippe, die rasch die Zähne sehen lieÃ. Seine Augen lachten leicht, hellblau, bei Heiterkeit dunkler, dünne Lippen, fortwährend etwas verzogen, leicht skeptisch â vielleicht trug dieser Ausdruck dazu bei, daà wir uns am Anfang fern voneinander hielten. Olaf war zwei Jahre älter als ich; sein bester Freund war Arder gewesen. Erst als dieser gestorben war, kamen wir uns wirklich näher. Und so blieb es dann bis zum SchluÃ.
»Olaf«, sagte ich, »du bist hungrig, nicht? Komm, wir wollen was essen.«
»Warte mal«, sagte er, »was ist das?« Ich folgte seinem Blick.
»Das ⦠â ach, nichts ⦠Ein Wagen. Ich habe ihn gekauft, weiÃt du â um mich zu erinnern â¦Â«
»Hattest du einen Unfall?«
»Ja. Ich bin heute nacht â¦Â«
»Du hattest einen Unfall?« wiederholte er.
»Na, ja. Ist doch unwichtig. AuÃerdem ist auch nichts passiert. Komm ⦠du wirst doch nicht so mit diesem Koffer â¦Â«
Er hob ihn hoch. Sagte nichts mehr. Sah mich auch nicht an.
Seine Kiefernmuskeln spannten sich einige Male.
âºEr hat etwas gemerkt«, dachte ich. âºEr weià zwar nicht, was diesen Unfall verursachte, ahnt es aber wohl.â¹
Oben sagte ich ihm, daà er eines von den vier freien Zimmern auswählen sollte. Er nahm das mit der Bergaussicht.
»Warum hast du das denn nicht genommen? Ach, ich weià schon«, lächelte er, »dieses Gold, wie?«
»Ja.«
Er berührte die Wand mit der Hand.
»Ich hoffe nur, daà es eine herkömmliche Wand ist, ja? Keinerlei Bilder, Fernseher?«
»Kannst beruhigt sein«, lächelte nun auch ich, »es ist eine ehrliche Mauer.«
Ich telefonierte nach dem Frühstück. Ich wollte mit ihm allein essen. Der weiÃe Roboter brachte Kaffee. Und ein vollgestelltes Tablett, es war ein sehr reichhaltiges Frühstück. Wir aÃen schweigend. Mit Vergnügen sah ich ihn kauen, sah eine Haarsträhne über seinem Ohr sich bewegen.
Dann meinte Olaf: »Rauchst du noch?«
»Ja. Zweihundert Schwarze habe ich mitgebracht. Was später werden soll, weià ich nicht. Aber vorläufig rauche ich. Willst du eine?«
»Ja.«
Wir rauchten.
»Und weiter? Spielen wir mit offenen Karten?« fragte er nach einer langen Zeit.
»Ja. Ich werde dir alles sagen. Du mir auch?«
»Immer. Nur, Hal, weià ich nicht, ob sich das lohnt.«
»Sag nur eins: weià du, was das Schlimmste ist?«
»Die Frauen.«
»Ja.«
Wir schwiegen wieder.
»Also deshalb?« fragte er.
»Ja. Du wirst es beim Mittagessen sehen. Unten. Die Villa ist zur Hälfte von ihnen gemietet.«
»Ihnen?«
»Junges Ehepaar.«
Unter seiner sommersprossigen Haut traten wieder die Kiefermuskeln hervor.
»Schon schlimmer.«
»Ja. Bin hier seit vorgestern. Ich weià nicht, wie es kam, aber⦠bereits als wir miteinander telefonierten. Ohne irgendeinen Grund, ohne ⦠nichts, nichts. Rein gar nichts.«
»Interessant«, sagte er.
»Wieso?«
»Weil es mir ähnlich erging.«
»Warum bist du also gekommen?«
»Hal, du hast eine gute Tat vollbracht â verstehst du?«
»Dir gegenüber?«
»Nein. Einer anderen Person. Denn es hätte kein gutes Ende genommen.«
»Warum?«
»Entweder weiÃt du es oder du kannst es nicht verstehen.«
»Ich weiÃ. Olaf, was ist das aber? Sind wir tatsächlich Wilde?«
»Keine Ahnung. Zehn Jahre waren wir ohne Frauen. Daran muÃt du zuerst denken.«
»Das erklärt aber nicht alles. In mir steckt so eine Rücksichtslosigkeit, ich nehme
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