Rückkehr von den Sternen
Gleichgewicht, die Stabilisierung, das höchste Gut sei, und so weiter und so fort in einer Tour, hundertmal. Und die SchluÃfolgerung: still leben, Memoiren schreiben, die selbstverständlich nicht veröffentlicht werden, nur so, für sich selbst, Sport treiben und sich weiterbilden. Auf die Ãlteren hören.«
»Das soll wohl ein Ersatz für die Betrisierung sein«, murmelte ich.
»Klar. Da war noch âne ganze Menge anderer Dinge drin! Daà man niemals Gewalt oder einen aggressiven Ton jemandem gegenüber anwenden darf, und eine Schande, ja ein Verbrechen sei es schon, einen zu schlagen, denn das ruft einen schrecklichen Schock hervor. Daà man â ungeachtet der Umstände â nie kämpfen darf, denn nur die Tiere kämpfen, daàâ¦Â«
»Warte mal«, sagte ich, »und gesetzt den Fall, daà aus einem Schutzgebiet ein wildes Tier ausbricht⦠ach ja, wilde Tiere gibt es keine mehr.«
»Raubtiere nicht«, sagte er, »aber es gibt die Roboter.«
»Was soll denn das heiÃen? Meinst du damit, man kann ihnen den Befehl geben, jemanden zu töten?«
»Na ja.«
»Woher weiÃt du das?«
»So ganz bestimmt weià ich es nicht. Aber schlieÃlich müssen die doch auf alles vorbereitet sein, sogar ein betrisierter Hund kann schon mal tollwütig werden, nicht?«
»Aber ⦠aber das ist ja â warte? Also können sie doch töten? Indem sie Befehle geben? Ist es denn nicht egal, ob ich selbst töte oder einen Befehl gebe?«
»Für sie nicht. Das heiÃt, es geschieht nur â in extremis, verstehst du. Im Falle einer Katastrophe, einer Bedrohung, wie mit Tollwut. Normalerweise kommt es nicht vor. Wenn aber wirâ¦Â«
»Wir!«
»Ja, zum Beispiel wir zwei â wenn wir da irgend etwas⦠na, du weiÃt schon⦠dann werden sich selbstverständlich die Roboter unser annehmen, nicht sie. Sie können es nicht. Sie sind ja gut.«
Eine Weile schwieg er. Seine weite, von der Sonne und vom Sand jetzt gerötete Brust schien schneller zu atmen.
»Hal. Hätte ich es gewuÃt. Hätt ich es nur gewuÃt. Hätt⦠ichâs ⦠nur ⦠gewuÃtâ¦Â«
»Hör auf.«
»Hast du schon etwas erlebt?«
»Ja.«
»Du weiÃt doch, was ich meine?«
»Ja. Es waren ihrer zwei â die eine lud mich prompt ein, als ich vom Bahnhof kam, das heiÃt â nein. Ich habe mich auf diesem verflixten Bahnhof verirrt. Und sie nahm mich dann mit in ihre Wohnung.«
»WuÃte sie, wer du bist?«
»Ich sagte es ihr. Am Anfang hatte sie Angst, später⦠schien sie mir Mut machen zu wollen â wohl aus Mitleid oder â weià ich â, und dann war sie wirklich erschrocken. Ich ging ins Hotel. Am nächsten Tag traf ich ⦠du ahnst nicht wen: Roemer!«
»Nein! Wie alt ist er denn jetzt â einhundertsiebzig?!«
»Nein, es war sein Sohn. Der ist übrigens auch schon weit über ein Jahrhundert alt. Eine Mumie. Schrecklich. Ich sprach mit ihm. Und weiÃt du was? Er beneidet uns â¦Â«
»Er hat auch allen Grund.«
»Er versteht das nicht. Na, das warâs. Dann eine Schauspielerin. Sie werden hier Realistinnen genannt. Sie war von mir entzückt: ein richtiger Pithekanthropus! Ich fuhr mit in ihre Wohnung und bin da am nächsten Tag ausgerissen. Es war ein wirklicher Palast. Herrlich. Aufblühende Möbel, wandernde Wände, jeden Wunsch und jeden Gedanken erratende Betten ⦠ja.«
»Mhm. Die hatte keine Angst, wie?«
»Nein. Angst hatte sie wohl auch, aber sie trank etwas â ich weià nicht, was es war â, irgendeine Droge vielleicht. Perto hieà es, oder so ähnlich.«
»Perto?!«
»Ja. WeiÃt du, was das ist? Hast du es auch schon probiert?« »Nein«, sagte er gedehnt. »Probiert nicht. Aber so heiÃt ja das Zeug, das es aufhebtâ¦Â«
»Aufhebt? Die Betrisierung? Unwahrscheinlich!«
»Das sagte mir jedenfalls dieser Mann.«
»Wer?«
»Kann ich dir nicht sagen. Habe mein Ehrenwort gegeben.«
»Schön. Also deshalb ⦠deshalb hat sie â¦Â«
Ich sprang hoch.
»Setz dich.«
Ich setzte mich.
»Und du?« fragte ich. »Da rede ich immerzu nur von mir selbst â¦Â«
»Ich? Nichts. Das heiÃt â nichts hat geklappt. Nichts â¦Â«, wiederholte er noch
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