Rückkehr zum Mars
dachte er.
Als er zu seiner Liege zurückkehrte, wünschte Jamie zum millionsten Mal, dass Vijay hier bei ihm wäre. Nicht jetzt, befahl er sich. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas. Ich muss rausfinden, wer der Wahnsinnige ist. Er wird noch jemanden umbringen, wenn wir ihn nicht bald erwischen!
Auf der Digitaluhr war es neun Minuten nach drei, als Rodriguez sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und das logistische Inventarprogramm schloss.
»Bis zur Landung der Nachschubmission kommen wir klar«, dachte er laut.
»Werden sie hier oder bei Kuppel Eins landen?«, fragte Trudy. Der Bildschirm vor ihr zeigte eine Mikroaufnahme der tief unter der Oberfläche lebenden Bakterien.
»Hier«, sagte er. »Hat keinen Sinn, bei Eins zu landen, da ist ja niemand.«
»Ich möchte wissen, wie es im Garten aussieht«, sinnierte Trudy, ohne den Blick von ihrem Bildschirm zu nehmen.
Rodriguez zuckte die Achseln. »Die Pflanzen müssten eigentlich noch 'ne Weile durchhalten. Kein Ungeziefer, kein Unkraut, nichts, was ihnen Probleme bereiten würde. Stacy sagt, sie hat den Batteriestrom angelassen; also wird die Heizung verhindern, dass sie nachts erfrieren. Wenn wir zurückkommen, bevor die Batterien den Geist aufgeben, können die Pflanzen es schaffen.«
Trudy nickte. Sie sah die Spiegelung ihres Gesichts auf dem Bildschirm. Blass, verhärmt, besorgt.
»Die Nährstoffpumpen auch?« Sie fand selbst, dass ihre Stimme klein und schwach klang. Ängstlich.
»Ja, die Pumpen auch. Aber wir müssen dorthin zurück und das Stromsystem des L/AV mit dem Treibstoffgenerator verbinden.«
Sie schaute zu ihm hinüber und lächelte. »Meldest du dich freiwillig?«
Rodriguez grinste. »Klar, warum nicht? Harte körperliche Arbeit liegt bei uns in der Familie.«
Trudy drehte sich wieder zum Bildschirm und dachte: Nein, das kann ich nicht zulassen. Es wäre nicht richtig-Fast eine halbe Stunde später stand sie auf und streckte sich. »Ich hol mir einen Kaffee. Willst du auch?«
»Ja. Wird mir helfen, wach zu bleiben.« Trudy ging mit raschen, leisen Schritten in die Kombüse. Sie füllte zwei Becher mit heißem Kaffee. In einen davon tat sie mehrere der Schlaftabletten, die Vijay ihr aufgrund ihrer Klagen über Schwierigkeiten beim Einschlafen gegeben hatte.
»Die sind sehr leicht«, hatte Vijay gesagt. »Wenn's damit nicht klappt, sag mir Bescheid, dann versuchen wir was anderes.«
Trudy hatte die Tabletten ausprobiert, und sie hatten wunderbar funktioniert. Eine kleine Pille, und sie schlief traumlos. Aber wie viele würde man brauchen, um Tommy einschlafen zu lassen? Drei schienen die richtige Menge zu sein.
Und tatsächlich, eine halbe Stunde später wurden Rodriguez' Augen glasig.
»Herrje«, murmelte er mit belegter Stimme, »ich kann die Augen nicht offen halten.«
»Macht doch nichts«, sagte Trudy sanft. »Ruh dich ein paar Minuten aus. Ich komme schon allein zurecht.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich. Wenn irgendwas los ist, wecke ich dich.«
»Sollte eigentlich nicht …« Seine Worte gingen in einem gewaltigen Gähnen unter.
»Schlaf, mein Schatz«, redete Trudy ihm sanft zu. »Schlaf ein.«
Dex Trumball erwachte aus einem bösen Traum. Er war wieder sieben oder acht Jahre alt und bat seinen Vater inständig, zu einem Baseballspiel auf dem Sportplatz der Schule zu kommen und ihm zuzuschauen. Sein Vater verwandelte sich in ein Gewitter, in furchteinflößende Blitze und einen kalten, windgepeitschten, sintflutartigen Regen, der den Platz sumpfig machte, die Schule überflutete und alle Autos auf dem Parkplatz in einen riesigen Strudel hinabtrug, einen Strudel, der Dex und all seine Mannschaftskameraden in sich hineinzog, hinab in kalte, nasse Dunkelheit.
Er schoss auf seiner Liege hoch, in Schweiß gebadet.
Verdammt! Ich habe immer noch Angst vor dem alten Mann.
Eine Weile saß er nur da, lauschte seinem laut schlagenden Herzen und wartete darauf, dass sein keuchender Atem sich wieder normalisierte.
Ich werde mit all dem Schluss machen, sagte er sich. Ich werde mich ihm gegenüber behaupten, wenn ich zurückkomme. Ich werde dich in deinem eigenen Spiel schlagen, Pop.
Ja, sagte er sich. Aber erst musst du mal die Nacht hinter dich bringen, ohne dir in die Hose zu machen.
Er schlug das verschwitzte, zerknitterte Laken zurück und stand auf. Er zog den Overall an, der über dem Schreibtischstuhl hing, und tappte barfuß zur Toilette.
Es wird nicht leicht werden, sagte sich Dex. Dad wird mich bis aufs
Weitere Kostenlose Bücher