Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
kahle Antlitz des Mars ausschwärmten und tonnenweise leere Bierdosen und Fast-Food-Styroporpackungen in der rostroten Landschaft zurückließen. Ein verstörender Traum, dessen zentraler Bedeutungsgehalt ins Nichts entglitt, als Jamie sich die Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen versuchte.
    Trumball war in dem Traum vorgekommen. Und Vijay Shektar, die einen knappen Bikini statt des Expeditionsoveralls trug.
    Jamie schüttelte den Kopf, um die Überreste des Traums loszuwerden, und schlüpfte dann leise aus seiner unteren Koje, ohne Dex zu stören. Er warf einen verstohlenen Blick auf den jüngeren Mann; Trumballs Gesicht war friedvoll und entspannt. Keine Albträume für ihn. Auf der anderen Seite des schmalen Gangs lag Stacy Deschurowa mit dem Gesicht zur Wand; sie hatte die Knie angezogen und sich zusammengekuschelt. Auf der oberen Liege lag Trudy Hall auf dem Rücken, die Stirn leicht gerunzelt. Jamie verspürte fast so etwas wie Schuldbewusstsein, weil er sie im Schlaf betrachtete. Seelendieb, dachte er. Lass sie ihre Träume allein träumen.
    Er nahm seinen zerknitterten Overall und tappte zum Waschraum. Als er wieder herauskam, waren die anderen drei allesamt wach, saßen auf den Rändern ihrer Liegen, gähnten und rieben sich den Schlaf aus den Augen.
    Jamie ging nach vorn ins Cockpit und zog den Thermovorhang von der Windschutzscheibe zurück.
    Und stieß einen Laut der Überraschung aus.
    Der Nebel. Er hatte den Nebel vergessen, der manchmal von der Talsohle aufstieg. Jetzt, wo die Sonne erst knapp über dem östlichen Horizont stand, war das Tal von perlgrauem Dunst erfüllt, der in der morgendlichen Brise sanft wogte, wie die leise dahinplätschernden Wellen eines friedlichen Meeres, wie der leichte, rhythmische Atem einer Welt.
    »Kommt her und schaut euch das an!«, rief er zu den anderen nach hinten.
    Trumball war im Waschraum, aber die beiden Frauen tappten barfuß zum Cockpit.
    »Oohh«, hauchte Trudy Hall. »Ist das schön !«
    Stacy Deschurowa nickte und fuhr sich mit einer Hand durch das strähnige blonde Haar. »Schön ist es, das stimmt. Aber wie wollen wir da durchkommen?«
    Die aufgehende Sonne brannte den Nebel weg, und Jamie erinnerte sich, dass es damals, als er den Canyon zum ersten Mal gesehen hatte, genauso gewesen war.
    Nachdem sie gefrühstückt und die Motoren des Rovers gestartet hatten, machte Deschurowa sich keine Sorgen mehr, dass sie in den Nebel hineinfahren mussten.
    »Bis wir da sind, hat die Sonne ihn vollständig weggebrannt«, sagte sie, während sie am Rand des Canyons entlangfuhr.
    »Da ist er«, rief Jamie und zeigte hin. Sein ausgestreckter Finger stieß beinahe an die gewölbte Windschutzscheibe des Rovers.
    »Ich sehe ihn«, sagte Deschurowa.
    Der Erdrutsch war noch da. Jamie hatte es gewusst. Mehrere tausend Millionen Tonnen abgesackten Erdreichs verschwinden nicht einfach im Lauf von sechs Jahren, aber er verspürte einen Kitzel der Erleichterung und der Erregung, dass er noch da war, wie eine von den Göttern für sie vorbereitete Rampe, über die sie zum Grund des Canyons hinabfahren konnten.
    Ein Schatten huschte über sie hinweg, und sie blickten beide nach oben. Einer der Schwebegleiter, den Rodriguez vom Basislager aus steuerte; mit seinen Kameras und seinem Radar erkundete er das Terrain vor ihnen. Jamie schaltete das Kamerabild des Schwebegleiters auf den Bildschirm an der Kontrolltafel des Rovers. Die Rampe sah noch genauso aus wie damals. Er kniff die Augen fest zusammen und versuchte, die Spuren zu erkennen, die ihre Fahrzeuge beim ersten Mal hinterlassen hatten. Aber die unermüdlichen Winde des Mars hatten sie ausgelöscht, hatten sie mit feinem, stark eisenhaltigem Sand aufgefüllt.
    »Gib mir das Radarbild«, befahl Deschurowa. Die Radardaten konnten ihnen Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit geben. Bei der ersten Expedition hatten sie einen Rover verloren, weil er in einem alten Krater voller trügerischem, feinem Staub stecken geblieben war, der das halbe Fahrzeug wie Treibsand verschluckt hatte. Jamie wusste, dass er immer noch dort war, bis zur Hälfte im Staubteich versunken. Wenn wir ihn herausziehen könnten, hätten wir ein zusätzliches Fahrzeug, mit dem wir arbeiten könnten. Jamie tat die Idee mit einem Kopfschütteln ab. Wir sind hier, um die Flechte unten am Boden des Canyons zu studieren, nicht, um alte Ausrüstungsgegenstände zu bergen.
    »Vorsichtig jetzt«, murmelte Jamie, als Deschurowa den Rover zentimeterweise über den

Weitere Kostenlose Bücher