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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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sind.“
    „ Es hält sich in Grenzen. Ich habe eine ausgezeichnete Mitarbeiterin.“
    „ Herr Degen, Sie leisten vorzügliche Arbeit. Ihre Studenten sind mehr als begeistert von Ihnen. Sie schaffen es scheinbar problemlos, Ihre eigene Faszination auf die Zuhörer zu übertragen. Aus diesem Grund möchte ich Sie fragen, ob Sie zusätzlich zum theoretischen Unterricht auch ein astrophysikalisches Praktikum leiten würden.“
    „ Also … wenn ich ehrlich bin, liegt mir die praktische Arbeit noch mehr.“
    „ Ist das eine Zusage?“
    „ Ja.“ Philipp strahlte. „Sie sind mir mit Ihrem Angebot zuvorgekommen. Ich hatte vorgehabt, Sie heute Abend darauf anzusprechen, ob ich meine Tätigkeit an der Uni ausweiten kann.“
    „ Vielleicht ergibt sich sogar noch eine weitere Möglichkeit“, meinte Daniels daraufhin nachdenklich. „Wie Sie wissen, führen wir hier auch kleinere Forschungsarbeiten durch. Unser Team ist gerade dabei, ein neues Projekt im Bereich der Quantenmechanik zu starten, und da könnten wir eine Koryphäe wie Sie wirklich gut brauchen. Kommen Sie doch nach den Feiertagen mal zu mir, dann können wir die Sache im Detail besprechen. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie interessiert sind.“
    „ Bin ich.“ Sogar mehr als das.
     
    Kurz vor Mitternacht verabschiedete sich Philipp von Daniels, Jürgen und Deborah. Während er vergnügt zur U-Bahnstation in Niederursel lief, ging ihm der Abend nochmals durch den Kopf. Er war ein voller Erfolg gewesen. Seit Wochen hatte er sich schon nicht mehr so gut gefühlt wie heute. Er freute sich darauf, Katharina alles zu erzählen und beschleunigte seine Schritte.
    Zu Hause angekommen schlenderte er vergnügt ins Bad. Als er Katharinas Duschtuch auf dem Boden liegen sah, runzelte er die Stirn und hängte es über die Handtuchstange. Wenig später legte er sich ins Bett. Auch hier war er zunächst verwundert, weil Katharina unter beiden dicken Decken lag. Er zog die oberste über sich, streichelte Katharina zärtlich über die Wange – und erschrak beinahe zu Tode. Ihre Haut glühte. Augenblicklich sprang er aus dem Bett, machte Licht und wandte sich Katharina erneut zu, um sie kurz zu untersuchen. Ihr gesamter Körper fühlte sich an wie ein heißer Ofen und sie reagierte nicht auf seine Berührungen.
    Verdammt – was sollte er jetzt bloß machen? Er fühlte sich hilflos. Dann versuchte er , sie wachzurütteln, erntete jedoch zuerst nur ein Stöhnen. Schließlich öffnete Katharina die Augen, die Augäpfel wanderten hin und her, und ihre Lider fielen wieder zu. Philipps Herz schien einen Schlag auszusetzen und schmerzte seltsam in seiner Brust. Er suchte das Telefon, ergriff es mit zittrigen Händen und wählte den Notruf.

Freitag 09.12. 201 1
     
    Warmes Fett lief über Karls Kinn, als er ein großes Stück von der Hähnchenkeule abbiss. Die Hitze, die der Knochen in seiner Hand abstrahlte, störte i h n kein bisschen. Zwischen den Bissen nahm er einen kräftigen Schluck Bier und rülpste anschließend laut. Hinter ihm wurde die Tür der kleinen Küche geöffnet. Da er sofort wusste, wer eingetreten war, zog er instinktiv die Schultern nach oben. Sein Boss schnaubte aus. Im nächsten Moment stand er auch schon neben ihm und knallte eine Zeitung derart auf den Tisch, dass das Bierglas umkippte. Die goldbraune Flüssigkeit floss über die Tischplatte und tropfte auf der anderen Seite auf den Fußboden. Karls Schultern wanderten noch ein Stück weiter nach oben. Er traute sich nicht, das Bier aufzuwischen, sondern starrte, nun bewegungslos, auf das Titelblatt der Frankfurter Rundschau . Dort prangte eine Fotografie der kleinen Schwarzhaarigen, die er in der Nacht zum Montag in den Main geworfen hatte. Karl runzelte die Stirn. Er war ja an der Schleuse gewesen und hatte gesehen, wie die Tote herausgezogen worden war. Nach wie vor konnte er nicht verstehen, warum man sie so schnell gefunden hatte. Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben.
    Der große Mann neben ihm schlug die Faust auf den Tisch. Karl zuckte zusammen.
    „ Hab ich dir nicht gesagt, du sollst das Weib gut verstecken?“, zischte er hinter zusammengepressten Zähnen. „Nennst du das gut? Du solltest sie so entsorgen, dass sie nicht gefunden wird!“ Seine tiefe Stimme wurde immer lauter. „Nicht gefunden. Überhaupt nicht! Nie!“ Nun schrie er. Seine Faust hämmerte auf den Tisch. „Sie sollte für immer ver schwinden!“
    Karl schielte zu ihm hoch. Aufzustehen traute er sich nicht, da er ein

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