Rücksichtslos
der Direktion würde ihr gut tun, weshalb sie entschlossen aufstand.
„ Ich kümmere mich darum, und teile ihm auch die Sachsenhausener Adresse mit. Du gehst jetzt sofort heim“, sagte Thomas bestimmt, da er ihr Vorhaben sofort durch schaut hatte. „Zudem ist es schon gleich achtzehn Uhr.“
„ Aber … “
„ Kein aber . Du bist ja schlimmer als meine Kinder. Geh heim und wärm dich richtig auf bevor du ernsthaft krank wirst.“
Er schaute sie tatsächlich an, als wäre sie eines seiner Kinder, mit dem er gerade schimpfte. Sie nickte hastig. „Schon gut. Du hast ja recht. Ich geh nach Hause.“ Katharina ging zum Schrank und riss ihre nasse Winterjacke heraus. Thomas beobachtete zufrieden aber auch besorgt, wie sie sie anzog. Ausnahmsweise tat sie, was er sagte. Allerdings machte sie das meistens nur dann, wenn sie sich wirklich nicht gut fühlte.
„ Nimm dir ein Taxi“, konnte er noch sagen, bevor sie das Büro verlassen hatte.
„ Jaja“, murmelte sie. Ein Taxi? Für die paar Meter. War er verrückt geworden ? Doch als sie die Kriminaldirektion über den Haupt eingang verlassen hatte, dachte sie kurz an Thomas’ Worte. Eisig kalter Wind blies ihr entgegen und sie überlegte kurz, ob sie den Ratschlag ihres Partners annehmen sollte. Aber der Weg war ja wirklich kurz. Katharina zog sich ihre Mütze tiefer ins Gesicht und ging los. Doch auf halber Strecke bereute sie bereits, nicht auf ihn gehört zu haben. Aber sie marschierte tapfer weiter. Da der Wind unerbittlich aus westlicher Richtung wehte, bog sie eine Querstraße früher als sonst ab. Hier konnte sie etwas windgeschützter laufen. Dennoch benötigte sie für den Heimweg fast doppelt so lang wie normal. Ihre Oberschenkel schmerzten. Als sie endlich vor Philipps, ihrem, Haus ankam, konnte sie sich nur noch die Eingangstreppe hochschleppen. Katharina zog ihre Jacke aus und versuchte, sie in den Garderobenschrank zu hängen, doch sie rutschte vom Kleiderbügel, was ihr egal war. Langsam ging sie ins Bad. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper. Nachdem sie den Heizlüfter angestellt hatte – sie schaffte es kaum, die Steckdose zu treffen –, ließ sie Wasser in die Badewanne einlaufen. Dann suchte sie im Badschrank das Erkältungsbad. Beinahe wäre die Glasflasche auf den Fliesenboden geknallt, doch sie konnte sie gerade noch auffangen. Endlich sank Katharina in das warme hellgrüne Nass. Ihre kalte Haut empfand das Wasser derart heiß, dass sie eine halbe Ewigkeit benötigte, bis ihr ganzer Körper untergetaucht war. Mit geschlossenen Augen genoss sie die wohlige Wärme. Ihre Gedanken wanderten zu Philipp und im nächsten Augenblick schlief sie ein .
*
Philipp nippte an seinem Sektglas und blickte sich in der neuen Cafeteria des Campus Riedberg um. Die offizielle Einweihung sollte in dieser Woche am Freitag stattfinden. Aber die Dozenten durften mit ihren Mitarbeitern schon vorab ihre Weihnachtsfeier hier veranstalten. Es roch noch neu und dezent nach Farbe. Schön war es geworden. Sah richtig gemütlich aus. Vereinzelt hatten sich schon Gruppen gebildet. Einige saßen auf den rotgepolsterten Sitzbänken. Doch die meisten standen an den aufgestellten Bartischchen und tranken, wie er, Sekt. An der einen Wand war ein Buffet aufgebaut. Noch hatte Philipp niemand Bekanntes erspäht, weshalb er zu den aufgestellten Speisen schlenderte. Er nahm sich ein belegtes Lachsbrötchen und biss ab. Nachdem die Schnitte in seinem Magen verschwunden war, holte er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und überprüfte die einge gangenen Anrufe. Katharina hatte sich jedoch nicht gemeldet. Eben wollte er ihre Nummer wählen, denn eigentlich müsste sie jetzt zu Hause sein, als ihm jemand auf die Schulter klopfte und mit polternder Stimme rief: „Nein so was. Dass ich dich hier treffe, hätte ich nicht gedacht ! “
Philipp hätte vor Schreck beinahe alles fallen gelassen und drehte sich um.
*
Ihr war schrecklich kalt . Katharina versuchte , ihre bleischweren Augen zu öffnen. Sie befand sich in einer Art Dämmerzustand und wusste zunächst nicht, wo sie war. Nur langsam gewann sie die Orientierung zurück. Ihre Augenlider wollten noch immer nicht gehorchen. Warum fühlt e sich alles so nass an? Sie bewegte vorsichtig ihre Arme und Beine. Verdammt! Sie lag in der Badewanne! Das war ihr ja noch nie passiert, dass sie beim Baden eingeschlafen war. Das Wasser war mittlerweile nur noch lauwarm. Katharina schlotterte am ganzen Körper. So
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