Rücksichtslos
ein Stückchen vor, während Thomas völlig gelassen wirkte.
„ Nun. Normalerweise stellen wir das, was am Ende in einer Spritze ist, ja erst in mehreren Schritten her. Einen Inhalt zu bekommen, um herauszufinden, was drin ist, das ist wirklich äußerst spannend.“
„ Wir denken, dass diese Spritze etwas mit den Mordfällen zu tun hat, die wir bearbeiten.“
Sofort setzte Ekttols eine ernste Miene auf und rückte sich seine Brille zurecht.
„ Nun. Ich denke, umbringen kann man mit dem Spritzeninhalt niemanden. Aber es wäre interessant zu wissen, wofür er verwendet wurde oder wird.“ Er steckte einen Scho koladenkeks in den Mund und sinnierte.
„ Wissen Sie denn schon, was in der Spritze war?“ Katharina und Thomas hatten sich aufgerichtet.
„ Hm. Nun. Ja und nein. Teilweise.“
„ Und was?“
„ Viren. Herpesviren genauer gesagt.“
„ Ach!“ Katharina schaute erstaunt zu Thomas. Der blickte nicht minder verwundert zurück. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren, doch sie kam auf keine Idee, was Viren mit den Morden zu tun haben könnten.
„ Kann man mit diesen Viren jemanden umbringen?“
„ Nein. Ganz so einfach ist das nicht.“
„ Was kann das dann mit unseren Fällen zu tun haben?“, fragte Thomas und lehnte sich nach vorn. „Womöglich überhaupt nichts. Oder was meinen Sie?“
„ Nun. Ich glaube, ich muss Ihnen beiden diese Viren mal zeigen.“ Der Doktor stand auf und schritt aufgeregt zur Tür. „Kommen Sie mit.“
Er führte sie durch das Institut bis zu einem Labor. „Hier steht unser Elektronenmikroskop“, erklärte er. „Nun. Als ich gestern Ihre Probe erhielt, habe ich mir einen Teil sofort angesehen. Und wo wäre das besser möglich als hier?“
Ekttols wies sie an, in einer Ecke des Raumes stehen zu bleiben und deutete auf einen Monitor. Er zog Haube, Mundschutz und Handschuhe an und nahm ein Reagenzglas aus einem Kühlschrank. Anschließend setzte er sich auf einen Stuhl, entnahm aus der kleinen Glasröhre mit einer Pipette einen Tropfen und gab sie auf einen Objektträger. Nachdem er mehrere Knöpfe und Hebel bedient hatte, erschien auf dem Monitor ein scharfes Bild einer rundlichen Struktur.
„ Das ist in der Probe enthalten, die ich von Ihnen bekommen habe. Wenn man sich mit Viren auskennt, erkennt man sofort, dass es sich um Herpesviren handelt. Ich muss gestehen, dass ich auch erstaunt war. Deshalb habe ich das Virus etwas genauer betrachtet und ich vermute, dass es an manchen Stellen verändert wurde. Was genau anders ist, kann ich nicht sagen. Dafür benötigt es genauere Test, die ich bereits in die Wege geleitet habe.“
Er blickte sie an und lächelte verschmitzt. „Nun. Es ist wirklich interessant, den Gaul mal andersherum aufzuzäumen, wie man so schön sagt. Meistens stellen wir uns ein Ergebnis vor und überlegen uns, mit welchen Mitteln wir dorthin gelangen. Nun habe ich quasi ein Resultat und muss darüber nachdenken, wozu man das benutzen kann. Ich muss gestehen, dass das viel schwieriger ist.“ Er blickte die Kommissare erwartungsvoll an. „Haben Sie eventuell eine Idee?“
„ Leider nicht. Sonst wären wir wahrscheinlich schon etwas weiter“, antwortete Thomas.
„ Wozu kann man denn diese Herpesviren benutzen? Ich kenne sie nur in Verbindung mit einer Pustel an der Lippe“, fragte Katharina nachdenklich.
„ Nun. Eine Möglichkeit, wie diese Viren heutzutage in der Humanmedizin verwendet werden, ist im Bereich der Impfungen.“
„ Ach?“
„ Ja. Sie haben bestimmt von der Impfung für junge Mädchen gegen Gebärmutterhalskrebs gehört. Das ist zum Beispiel eine Impfung gegen bestimmte Typen von Herpesviren.“
„ Und dafür werden diese Dinger gespritzt?“ Katharina zeigte auf das Monitorbild.
„ Nun ja. Gewissermaßen. Aber eine entschärfte Version natürlich.“
„ Aha.“ Bislang hatte sie sich noch keine großen Gedanken über Impfstoffe gemacht. Woraus sie bestanden oder ähnliches. Auch Thomas starrte fasziniert auf das zweidimensionale Bild. Das Virus strahlte eine eigentümliche Schönheit aus.
„ Sehen toll aus, die Dinger, nicht wahr?“ Ekttols überschlug sich beinahe vor Begeisterung. „Und wenn man bedenkt, dass einige von ihnen zu dem Tödlichsten gehören, was unser Planet je hervorgebracht hat. Extrem gefährlich und un heimlich faszinierend. Denken Sie doch nur an das Ebola- oder das Marburg-Virus. Oder nehmen Sie das Hi-Virus. Wahn sinnig. Aber mit das Raffinierteste ist das Influenza-Virus. Wenn man
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