Rücksichtslos
sich vorstellt, dass …“
Bevor er noch mehr ins Schwärmen geriet, unterbrach ihn Katharina. „ Wie können diese Viren noch verwendet werden?“
„ Nun. Da gibt es eine ganze Menge. Ich kann Ihnen gern einen Einblick in unsere Labore verschaffen. Das ist auch der Bereich, der unseren Studenten mit am besten gefällt.“
Er stand auf und gab ihnen ein Zeichen zu folgen. Sie verließen diesen Gebäudeteil, um kurz danach wieder einen anderen zu betreten. Studenten begegneten ihnen keine. Über haupt schienen die meisten Leute zwischen Weihnachten und S i lvester Urlaub zu haben, da auch die Laborräume, die sie betraten, nahezu ausgestorben erschienen.
„ Ganz ohne Tierversuche geht es leider nicht. Aber wir sind bemüht, die Tiere nicht unnötig leiden zu lassen.“ Er deutete auf eine Reihe Drahtställe, in denen weiße Kaninchen hockten. Katharina verzog missbilligend den Mund.
„ Bleiben wir bei den Impfungen. Es gibt noch unzählige krank machende Viren, für die noch kein Impfstoff gefunden wurde. Und die hoch aggressiven werden nur in einem Hochsicherheitslabor untersucht. Doch mit den weniger gefährlichen führen wir hier durchaus verschiedene Studien durch. Zum Beispiel zum Aussehen, den Eigenschaften und möglichen Therapien.
„ Entwickeln Sie hier auch Impfstoffe?“, fragte Katharina.
„ Nein. Wir haben momentan einige Experimente am Laufen, die zum Ziel haben, erbliche Krankheiten zu heilen.“
„ Und das funktioniert?“
„ Nun. Teilweise. Aber ich bin mir sicher, dass uns das eines Tages gelingt. Mit uns meine ich die Menschheit.“
In Katharinas Kopf schwirrte es.
„ Auch mit Herpesviren?“
„ Was?“
„ Na, diese Heilung?“
„ Ach so. Sie meinen wegen der Spritze? Nein. Mit Herpesviren werden keine gentherapeutischen Versuche unternommen. Dafür eignen sich Adenoviren oder Spumaviren besser.“
„ Aha.“ Allerdings verstand Katharina gar nichts mehr.
Nachdem der Doktor ihnen einige Labore gezeigt hatte, die meisten nur durch eine Glasscheibe, tippte Thomas auf seine Armbanduhr.
„ Die Zeit läuft davon“, zischte er Katharina zu. „Das hier bringt uns doch nicht weiter.“
Laut sagte er: „Danke Herr Doktor Ekttols. Wir müssen leider weiter. Wenn Sie mehr zu diesen Herpesviren sagen können, rufen Sie uns doch bitte an.“ Er reichte ihm eine Visitenkarte.
„ Aber selbstverständlich. Rechnen Sie jedoch nicht noch in diesem Jahr damit. Haha. Eher in Richtung Dreikönig. Diese Unter suchungen brauchen Zeit.“
Nervig, wie er sich über diesen Witz amüsierte. Er führte sie auf dem Rückweg wieder an den Kaninchenställen vorbei. Katharina fand, dass die Tiere sie mit ihren roten Augen richtig jämmerlich ansahen. Schrecklich. Am liebsten hätte sie eines mitgenommen. Als sie weiterging, stieß sie beinahe mit einem Mann in einem weißen Laborkittel zusammen.
„ Das gibt’s doch nicht. Katharina!“
Sie blickte verwundert nach oben – direkt in die hellgrauen Augen von Jürgen Hagen, der sie freundschaftlich anstrahlte.
„ Kennt ihr euch?“, fragte Thomas verwundert.
Katharina stellte die zwei einander vor.
„ Arbeitest du hier? In diesen Laboren?“, fragte sie.
„ Auch“, antwortete er. „Und was verschlägt dich und deinen Kollegen hierher? Doch nicht die Mörderjagd?“ Sein Blick war ernst und noch etwas anderes lag darin, das Katharina jedoch nicht zu deuten wusste.
„ Vielleicht“, antwortete sie ausweichend. „Warum willst du das wissen?“
„ Reine Neugierde . “
„ Wirklich? Hm, vielleicht kannst du ja zur Lösung unserer Frage beitragen!“ Sie provozierte ihn bewusst ein wenig.
„ Ja. Vielleicht. Schieß los!“ Sie standen noch immer vor den Ställen. Jürgen hatte sich an die Wand angelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Doktor Ekttols sagte, dass er wieder zur Arbeit gehe und Jürgen Hagen sie zum Ausgang führen sollte und verabschiedete sich. Thomas lehnte auf der anderen Seite des Flurs an der Wand und taxierte Hagen. Katharina überlegte, wie viel sie ihm erzählen konnte, ohne die Ermittlungen zu gefährden. Andererseits drängte die Zeit. Und bis Dreikönig, bis alle wieder ihrer geregelten Arbeit nach gingen, waren es noch eineinhalb lange Wochen, in denen sonst was geschehen konnte. Sie setzte alles auf eine Karte.
„ Okay. Du bist ja auch Biochemiker und forschst hier in diesem Labor.“ Sie deutete auf die Räume hinter ihnen, durch die Ekttols sie gerade geführt hatte. Jürgen Hagen nickte.
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