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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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später vernahm sie das Hecheln des Tieres direkt hinter sich. Sie wartete auf den Biss. Doch der Köter sprang nur gegen ihren Rücken, warf sie um und blieb mit fletschenden Zähnen lauernd vor ihr stehen. Es war ein Rottweiler. Jetzt war alles aus.
    „ Bring sie mit“, befahl der große Unbekannte, der weiterhin hinter dem Lichtstrahl stehen blieb, sodass sie ihn nur schemenhaft wahrnehmen konnte.
    Kira sah, dass Karl auf sie zu stolperte und kurz vor ihr zögernd stehen blieb.
    „ Jetzt mach schon! Ich will nicht die halbe Nacht hier verbringen!“
    Schließlich zog Karl Kira vom Boden hoch, um sie sofort wieder loszulassen. Gerade so als hätte er sich an einer heißen Kartoffel verbrannt.
    Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu, murmelte ein „Bitte“, doch er schaute weg und bedeutete ihr voranzugehen. Zur Bekräftigung des Ganzen knurrte der Rottweiler ver nehmlich. Mit einem Mal verließ sie alle Kraft und aller Mut und die Tränen rannen wie Sturzbäche aus ihren Augen.
    Wieder am Haus angelangt, wurde sie von Frau Kowatz in Empfang genommen, die sie wütend hinter sich herzog und in den Keller brachte. In ein anderes Zimmer. Sie wurde hinein gestoßen, die Tür wurde abgeschlossen. Das war’s. Unendliche Verzweiflung machte sich in ihr breit und sie sank schluchzend zu Boden.

Donnerstag, 29.12. 201 1
     
    „ Wir hätten den Besuch von Jürgen und Deborah doch verschieben sollen, oder?“, meinte Philipp, als sie nach einem eher schweigend verbrachten Frühstück ins Bad gingen.
    „ Vielleicht.“ Katharina hatte keine Lust, darüber zu sprechen.
    „ Na komm. Sag schon, was dir nicht behagt hat“, bohrte er nach.
    „ Ach. Ich weiß nicht. Wahrscheinlich lag’s doch an mir. Ich fand die zwei einfach seltsam. Irgendwie …“
    „ Irgendwie was?“, nahm Philipp den Faden wieder auf.
    „ Es hat mich aufgeregt, wie dieser Jürgen um seine Frau herumscharwenzelt ist. Nicht, dass du mich falsch verstehst. Die zwei sind mir einfach nur nicht wie ein Ehepaar vorgekommen, sondern eher wie Vater und Tochter. Er hat sie ja überfürsorglich behandelt, war sehr übertrieben zuvorkom mend. Aber eben irgendwie nicht wie ein liebender Ehemann. Als hätte er Angst, sie könnte in sich zusammenbrechen und verschwinden.“
    „ Hm. Ist mir gar nicht aufgefallen“, meinte Philipp nachdenklich und griff nach dem Rasierapparat.
    „ Es war ja auch ansteckend. Du hast dich nämlich genauso dämlich benommen . “
    „ Ha! Du bist ja eifersüchtig.“ Philipp grinste spitzbübisch und Katharina murmelte verärgert etwas Unverständliches, woraufhin er lachte.
    Eine halbe Stunde später saß sie im Passat und fuhr nach Niederursel, um Thomas abzuholen. Er wohnte dort mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus und erwartete sie bereits. Wie immer sah er aus, wie aus dem Ei gepellt. Nachdem er eingestiegen war, steuerte sie den Wagen in Richtung Campus Ried. Dort stellten sie das Auto ab und liefen zum biochemischen Institut. Wenn man es nicht gewohnt war, sich auf einem Universitätsgelände zu bewegen, konnte man bei den vielen Gebäuden rasch den Überblick verlieren. Phänomenal, wie viele Häuser es unter einer Anschrift gab. Zum Glück wurden sie von Dr. Ekttols bereits erwartet. Er war etwa fünfzig, etwas größer als Katharina, hager und hatte schütteres hellgraues Haar, das er in langen Strähnen über eine Halbglatze gekämmt trug. Zudem trug er eine randlose Brille. Sie folgten ihm in sein Büro. Er kam Katharina relativ vergnügt vor. Man sah ihm an, dass er seinen Beruf liebte.
    „ Nehmen Sie doch bitte Platz“, meinte er höflich. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
    Die beiden bejahten. Während Ekttols Kaffee organisierte, schauten sie sich in dem kleinen Büro um. Die Regale waren mit Büchern vollgestopft, die sogar übereinander lagen. Auch auf dem Schreibtisch des Doktors lag alles in einem scheinbar heillosen Durcheinander. Es erinnerte Katharina an Philipps Büro und sie musste schmunzeln. Diese Wissenschaftler.
    Ekttols kehrte zurück und balancierte ein Tablett, auf dem drei Kaffeetassen standen. Er schob ein paar Papiere zur Seite, stellte es mitten auf den Tisch und zauberte aus einer Schublade sogar eine Packung Kekse hervor.
    „ Sie kommen bestimmt wegen des Inhalts dieser ominösen Spritze.“ Ekttols kam sofort auf den Punkt. „Wirklich sehr interessant.“ Er schlürfte aus seiner Tasse.
    „ Was war das Interessante daran?“ Katharina war gespannt. Sie beugte sich

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