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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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und ihren Körper von oben sehen. Verschwommen bekam sie mit, dass dieser vermummte Professor bereits anwesend war.
    „ Irgendetwas könnten die schon ahnen. Aber von meiner Klinik hier wissen sie nichts“, sagte er gerade zu Irene Kowatz, die nickte und ging. Jetzt war Kira mit dem großen Mann allein. Er stülpte sich gerade Handschuhe über und kam zu ihr. Ohne mit ihr zu sprechen, trat er zwischen ihre Beine und steckte seinen Finger in ihre Scheide. Kira fühlte nichts. Es war seltsam, das alles von oben zu beobachten.

Freitag 30.12. 201 1
     
    Thomas und Katharina standen mit Alfred zusammen vor einer großen, weißen, magnetischen Tafel. In die oberste Reihe hatte Katharina die Namen der drei toten Frauen geschrieben und daneben ein Foto gehängt. Von zweien kannten sie mittlerweile die Identität. Der Name der Parktoten fehlte noch, doch mehrere Kollegen gingen unzähligen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Einige davon hatten vielversprechend geklungen, sodass sie hofften, bald zu wissen, um wen es sich bei der jungen Frau handelte. Vielleicht gab es ja Verwandte, die sich um die Tochter der Erschossenen, um das kleine Mädchen, kümmern konnten.
    Darunter, in der nächsten Reihe, standen die Leichen fundorte und, falls bekannt, die Todesursache, Auffälligkeiten, wie die Injektions stelle bei der Schleusentoten, sowie der Nachweis von Betäubungs mitteln. Dann die Spritze mit den Herpesviren. Ganz unten der weiße Kombi.
    Katharina liebte es, so zu arbeiten. Manchmal fielen ihr so Dinge auf, die einem ansonsten nicht so sehr ins Auge stachen. Doch bei diesen Fällen gab es mehr Fragezeichen als Ant worten.
    „ Verflucht noch Mal“, sagte sie bestimmt schon zum dritten Mal an diesem Morgen. „Wo können wir noch ansetzen? Wir wissen nichts, rein gar nichts.“ Völlig frustriert lief sie zum Fenster und stierte auf die dicht befahrene Adickes-Allee.
    Alfred schob seine Unter- über die Oberlippe und starrte auf die Pinnwand. „Scheiße, das Ganze.“
    „ Du nimmst mir das Wort aus dem Mund“, meinte Thomas und raufte sich nachdenklich die Haare. „Wir haben überhaupt keine Spur, die wir verfolgen können.“
    „ Keine einzige“, sagte Katharina und schlug mit der flachen Hand gegen das Fenster. „Diese zwei Frauen, Laragoz und Frieß, ver schwanden vor Monaten und tauchten, kurz nachdem sie geboren hatten, tot wieder auf. Die zentrale Frage ist: Wo waren sie in diesen Monaten, bevor sie getötet wurden?“
    „ Ja. Doch daraus ergeben sich tausend andere Fragen, die wir schon zigmal erörtert haben“, warf Alfred ein.
    Katharina schritt zu der großen, magnetischen Wand und schrieb die Fragen auf:
    Wo waren die Frauen?
    Wo sind die Babys?
    Wie und w o treffen sie auf ihren späteren Mörder?
    Ihr Gedankenfluss wurde durch das Läuten ihres Handys unterbrochen: Philipp. Was wollte er? Normalerweise rief er nur an, wenn es wichtig war. Sie meldete sich und er redete sofort aufgebracht los.
    „ Du musst sofort heimkommen. Ich habe gerade die Mails abgerufen. Da hat dir jemand eine Drohnachricht geschickt.“
    „ Was?“, rief Katharina entgeistert. „Wer?“
    „ Die E-Mail hat als Absender einen komischen Namen, kedorfu, und keine Unterschrift. Ich lese sie dir mal vor: ‚Hören Sie mit dem Schnüffeln auf, sonst passiert ein Unglück.‘“
    „ Also, das muss ja nicht mich betreffen.“ Sie teilten sich zu Hause eine E-Mail-Adresse
    „ Na, ich schnüffle doch nirgends herum. Aber bei dir gehört es quasi zum Beruf.“
    „ Jaja. Du hast ja recht. Die Nachricht ist wirklich komisch. Hast du eine halbe Stunde Zeit?“
    „ Klar. Ich muss heute weder ins Institut noch an die Uni.“
    „ Bring den Laptop zu mir ins Büro. Ein Techniker soll ihn sich mal ansehen, vielleicht kann er herausfinden, von wem die Mail kommt.“
    Katharina legte auf und unterrichtete ihre beiden Kollegen, die neugierig zugehört hatten.
    „ Das ist wirklich seltsam, aber vielleicht auch ganz harmlos. Wobei ich, so mitten in einem Fall, nicht daran glaube“, meinte Alfred nachdenklich und knüllte ein Papier zu einer Kugel.
    Damit wandten sie sich wieder der großen Tafel zu.
    *
     
    Karl hatte die letzten Instruktionen erhalten, um die zerstörte Terrassentür zu reparieren. Mit einem Zettel in der Hand wollte er gerade das große Wohnzimmer im Erdgeschoss des Anwesens verlassen, als Irene Kowatz hereinkam.
    „ Und?“, fragte sie.
    „ Der Warnschuss ist draußen“, antwortete der Professor. Karl spitzte

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