Rücksichtslos
neugierig die Ohren.
„ Meinst du, das war gut? Ich habe so ein komisches Gefühl.“
„ Keine Sorge. Ich habe alles im Griff!“
„ Nicht, dass wir schlafende Hunde wecken. Diese Kommissarin soll ja ganz schön clever sein.“
„ So wie … “ Er warf Karl einen flüchtigen Blick zu. „Du weißt, von wem ich spreche.“ Irene Kowatz nickte. „Also sie ist der Meinung, dass diese Schnüfflerin nicht so schlau ist, wie alle glauben.“
„ Naja, wenn du meinst. Was soll ich mit dem Mädchen machen, das ich gefunden habe?“, fragte Irene Kowatz nach.
„ Lass sie in Ruhe oder schick sie zum Frauenhaus. Ich will, dass erst ein wenig Gras über die Sache wächst. Die Frauen unten tragen noch einige Wochen.“
„ Und was ist mit der von letzter Woche?“
„ Die hat Karl im Wald entsorgt.“ Er redete, als wäre Karl nicht anwesend.
„ Und du erwartest, dass das diesmal besser funktioniert? Dass sie nicht gefunden wird? Also ich trau Karl da nicht über den Weg. Der ist doch zu blöd für so was!“ Irene Kowatz hatte die Stirn in Falten gelegt.
„ Diesmal hat er es garantiert nicht verbockt. Ich habe ihm zuvor ordentlich den Kopf gewaschen.“
„ Und wenn doch? Ich hätte es besser gefunden, wenn wir uns selbst um das Problem gekümmert hätten.“
„ Ach. Du siehst wieder mal alles schwarz! Außerdem weißt du genau, dass ich mir damit nicht die Finger schmutzig mache.“ Mit diesen Worten nahm er die „FAZ“ und las weiter. Irene Kowatz wusste, dass sie ihn nun nicht mehr stören durfte, und verließ das große Wohnzimmer. Karl folgte ihr.
*
Philipp kam atemlos vor der Kriminaldirektion an. Die Mail hatte ihm eine Höllenangst eingejagt. Sie kam von einem unbekannten Absender, weshalb er sie im E-Mail-Programm zunächst nur angesehen und nicht geöffnet hatte. Es wäre nicht die erste Phishing- oder Spammail gewesen. Doch als er diesen Satz las, schlug sein Herz sofort schneller und ihm war heiß und kalt zugleich geworden. Er hatte keinen Moment Zweifel daran, dass sich die Nachricht an Katharina richtete.
Nun schloss er mit zittrigen Händen sein Fahrrad ab und betrat das große, dunkle Gebäude. Wenig später stürmte er in den Konferenzraum und drückte Katharina den Laptop in die Hände.
„ Also, ich glaub nicht, dass sich da jemand nur einen Scherz erlaubt.“ Er blickte sie ernst und gleichzeitig besorgt an.
„ Gut. Ich bringe ihn gleich weg. Die Informatiker wissen schon Bescheid.“
„ Ich warte solange in deinem Büro . “
Dort angelangt ging er nervös auf und ab. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, um im nächsten Moment wieder aufzu springen. War wohl doch keine so gute Idee, hier im Büro zu warten! In der Aufregung hatte er völlig vergessen, sich etwas zu Lesen oder zu Arbeiten mitzunehmen. Wobei ihm das jetzt auch nicht viel bringen würde. Er könnte sich eh auf nichts konzentrieren. Diese blöde Mail hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Wahrscheinlich war sie vollkommen harmlos, und er hatte sich aufgeführt wie ein Irrer. Vielleicht hätte er sie einfach ignorieren sollen. Aber was, wenn der Absender es ernst meinte? Philipp knetete seine Hände, dann starrte er aus dem Fenster, um sich sofort wieder umzudrehen. Gerade, als er sich entschieden hatte, Katharinas Büro zu verlassen, kam sie mit Thomas herein.
„ Und?“, fragte er atemlos.
„ Noch nichts. Die brauchen noch eine Weile“, antwortete Katharina. „Aber wir wollten gerade Essen gehen. Komm mit.“
Katharina hatte sich eben die letzte Nudel in den Mund gesteckt, als sich ihr Handy meldete. Schneller kauend nahm sie mit noch halbvollem Mund ab. Sie hatte die Nummer des Informatikers erkannt. Philipp beobachtete sie gebannt. Ihre Mimik verriet ihm viel. Die Augen wurden erst weiter, als nächstes wurde ihr Gesichtsausdruck fast verbissen.
„ Wir könnten eine Spur haben“, meinte sie ernst, nachdem sie aufgelegt hatte. „Die Nachricht wurde von einem Rechner an der Uni in Niederursel geschrieben.“
„ Ha! Das gibt’s doch nicht.“ Thomas kniff die Augen zusammen.
„ Was?“, stieß Philipp hervor und verschluckte sich beinahe.
Für die nächsten Sekunden herrschte Stille an ihrem Tisch. Katharina und Thomas dachten konzentriert nach. Philipp wartete ungeduldig darauf, dass endlich einer der beiden den Mund öffnete.
„ Also, das ist doch wirklich seltsam!“ Katharina ergriff das Wort. „Gestern waren wir erst dort. Und heute die Mail. Diese Drohnachricht. Sie ist
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