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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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dem Zimmer nichts gab, womit sie sich hätte beschäftigen können.
    Endlos lang schlich die Zeit dahin. Sie würde noch völlig verblöden, wenn sie den ganzen Tag lang nur kahle Wände anstarren würde. Andererseits, wofür sollte sie ihren Verstand schärfen, wenn sie eh nicht mehr lange zu leben hatte? Sie wagte nicht, darüber nachzudenken, sonst würde sie wahnsinnig werden. Wie sie zwei Tage zuvor wieder hierher gelangt war, nachdem dieser Professor sie untersucht hatte, wusste sie nicht mehr. Kira hatte sich derart von ihrem Körper distanziert, dass jegliche Berührung sie kalt gelassen hatte.
    In diesem Moment verspürte sie ein zaghaftes Klopfen in ihrem Bauch. Im ersten Augenblick war sie versucht, ihre Faust in ihn zu schlagen, so wütend war sie. Ohne dieses verdammte Baby wäre sie nicht hier. Sie spannte ihre Armmuskulatur an und … Kurz bevor ihre zusammengeballte Hand die Bauchdecke berührte, bremste sie ab. Das konnte sie nicht machen. Dieses ungeborene Ding konnte am allerwenigsten etwas für ihre aktuelle Situation. Ihr Hass verschob sich auf Kevin, den Vater des Ungeborenen, auf den Professor, auf diese Kowatz und den anderen großen Typen, diesen Karl. Und sie wusste, dass sie alles nur überstehen konnte, wenn der Hass sie am Leben erhielt. Konnte sie das überstehen? Gegen die hatte sie doch keine Chance. Erneut machte sich Verzweiflung in ihr breit, als sie an den missglückten Fluchtversuch dachte. Kira krümmte sich wie ein Embryo. Kauerte sich in der Stellung zusammen, in der sich ihr unge borenes Baby gerade befand. Tränen flossen keine mehr. Sie hatte genug davon vergossen.
     
    *
     
    Karl saß wie stumpfsinnig vor den Monitoren und betrachtete die zusammengekrümmte Gestalt des kleinen Kobolds. Heute bereitete es ihm kein Vergnügen, die Frauen zu beobachten. Er war schuld an allem. Hatte alles verbockt. Unschlüssig, was er tun sollte, stemmte er sich hoch und ging aus dem Raum. Wo war sein Ziehvater? Seit dem Vortag hatte er ihn nicht mehr gesehen und Irene Kowatz war wie ein aufgescheuchtes Huhn im ganzen Haus herumgerannt. Diese Unruhe übertrug sich auf ihn. Normalerweise kannte er das nicht, da ihn eigentlich alles kalt ließ. Aber die Vorkommnisse der letzten Tage hatten ihm ordentlich zugesetzt. Äußerlich wirkte er noch immer stumpfsinnig und kalt, aber in ihm rumorte es. Langsam stieg er die Treppen in den Keller hinab und durchstreifte alle Zimmer. Heute empfand er es unheimlich. Überhaupt war sein Leben seit der Ankunft dieses rothaarigen Koboldes aus den Fugen geraten. Alles war anders. Wie verhext.
    „ Was rennst du hier so verloren rum?“
    Karl zuckte zusammen. Er hatte nicht gehört, dass sich jemand genähert hatte. Als er aufschaute, erblickte er den Professor.
    „ Na komm mit. Heute kriegst du auch ein Glas Sekt.“ Gönnerhaft und beinahe väterlich legte er Karl einen Arm um die Schulter. Augenblicklich fühlte er sich besser, strahlte seinen Gönner an und folgte ihm. Der einzigen Vaterfigur, die er je gehabt hatte. Im Wohnzimmer öffnete Irene Kowatz bereits eine Flasche.
    „ Auf unsere guten Freunde!“ Der Professor grinste. „Immer da, wenn man sie braucht.“
    „ Sollen wir wirklich weitermachen, als wäre nichts geschehen?“
    „ Irenchen. Die haben keine Spur. Nur Vermutungen.“
    „ Aber … “
    „ Kein aber. Alle möglichen Beweise wurden vernichtet! Gib Bescheid, dass die vorgesehene Frau morgen kommen kann! Sie ist in der optimalen Woche.“ Mit einem großen Schluck trank er das Glas aus, um es umgehend wieder zu füllen. Sein kühler Blick bedeutete Irene Kowatz, den Mund zu halten.
     
    *
     
    Alle Blicke waren auf Thomas gerichtet. Die Anspannung im Raum hätte ausgereicht, um einen Funken zu entzünden.
    „ Noch eine Tote. Der Hund eines Spaziergängers hat sie im Wald südlich von Gravenbruch gefunden.“ Thomas’ Stimme klang bemüht fest. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Wut zu unterdrücken.
    „ Verdammt! Ganz so schnell hatte ich nicht mit einer weiteren Toten gerechnet.“ Katharina sprang auf und ihr Stuhl kippte klappernd um.
    „ Und ein totes Neugeborenes“, fügte Thomas leise hinzu.
    „ Scheiße. Mit wem haben wir es hier zu tun?“ Auch Alfred stand auf und konnte sich eben noch beherrschen, dem Papierkorb einen Tritt zu geben.
    „ Thomas und Alfred kommen mit mir. Gebt Pohl Bescheid. Ich will, dass er die Leichen untersucht. Wir holen ihn ab“, befahl Katharina mühsam beherrscht. „Uwe, du kümmerst dich

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