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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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wollte diesen Hagen noch mal aufsuchen.“
    „ Und du lässt sie da allein hinfahren?“
    „ Katharina war so schnell verschwunden … “, antwortete Thomas mit unsicherer Stimme. „Scheiße. Ich weiß, ich hätte mitgehen sollen. Aber ich war noch so von ihrem Einfall geplättet, dass ich gar nicht so schnell reagieren konnte.“ Er warf einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr. Sie war jetzt eine Stunde weg. Kurzentschlossen rief er sie an. Es läutete einige Male, dann sprang der Anrufbeant worter an und er schüttelte, zu Alfred gewandt, den Kopf.
    „ Ich probiere es gleich noch mal.“
    Alfred nickte ernst. Zwar war es nicht außergewöhnlich, dass ein Kollege nicht erreichbar war, aber die Spannung im Raum war mit einem Mal derart angestiegen, dass es den beiden Bauchgrimmen verursachte.
    In dem Moment ging die Tür auf, und eine Polizistin vom dritten Revier steckte den Kopf herein.
    „ Ich hab da ein Ehepaar. Sie suchen ihre Tochter. Vielleicht ist das was für euch, wegen der aktuellen Fälle.“
    „ Schick sie rein.“
    Sie hörten die erregte Stimme der Frau schon, bevor die zwei das Büro betraten. Der Mann versuchte vergeblich, sie zu beschwichtigen, bis sie vor Thomas standen. Er schätzte beide auf fünfzig.
    „ Entschuldigung, dass wir Sie stören, aber meine Frau … “, begann er, ein mittelgroßer Mann mit schütteren Haaren.
    „ Ich mache mir Sorgen. Um unsere Tochter.“ Sie rang verzweifelt ihre zierlichen Hände, während ihre roten, von grauen Strähnen durchzogenen, kurze Haare merklich zitterten.
    „ Nehmen Sie doch bitte Platz. Trinken Sie einen Kaffee?“
    Die beiden nickten und Thomas bediente die Maschine.
    „ Mein Name ist Lauter, und … “
    „ Blum. Herr und Frau Blum.“
    „ Jetzt beruhigen Sie sich bitte und erzählen Sie mir, was Sie hierherführt.“
    Thomas stellte die Tassen vor dem Ehepaar ab.
    „ Wir suchen unsere Tochter. Sie ist seit einigen Wochen verschwunden“, begann Frau Blum.
    „ Haben Sie schon eine Vermisstenanzeige gestellt?“
    Die beiden zögerten.
    „ Äh. Nein.“ Dann erklärten sie Thomas, dass Kira schon vor etwa einem halben Jahr ausgezogen sei. Es hatte Differenzen wegen ihres Freundes gegeben und ihre Tochter sei zu ihm gezogen.
    Thomas musterte das Ehepaar kritisch.
    „ Ist Ihre Tochter volljährig?“
    „ Ja.“
    „ Wo liegt dann das Problem?“
    „ Wir haben seit ungefähr vier Wochen nichts mehr von ihr gehört. Sie hat sich trotz unseres Streits etwa zwei Mal im Monat kurz bei mir gemeldet. Ich sollte nur ihrem Vater nichts davon verraten.“ Die Frau klang leicht hysterisch.
    „ Naja. Das gibt es schon mal. Vielleicht ist sie weggefahren.“
    „ Nein. Auf gar keinen Fall.“
    „ Wissen Sie, sie befindet sich noch in der Ausbildung. Die kann sie nicht einfach so unterbrechen. Und sie wollte die Ausbildung auch unbedingt abschließen“, ergänzte ihr Mann mit ruhiger Stimme. Er erklärte, dass sie an Weihnachten auf eine Nachricht gewartet hatten. Oder auf einen Besuch. Das Fest bedeute ihrer Tochter viel. Aber vergeblich. Am Vortag hatten sie ihren Arbeitgeber angerufen und erfahren, dass sie seit Anfang Dezember nicht mehr gekommen war. Er hatte ihnen die aktuelle Adresse ihrer Tochter mitgeteilt. Heute hätten sie es nicht mehr ausgehalten, da ihre Tochter sich auch zum neuen Jahr nicht bei ihnen gemeldet hatte. Gleich nach dem Frühstück waren sie aufgebrochen. Der Hausbesitzer, der im Nebengebäude wohnte, hatte ihnen aufgeschlossen. Doch die Wohnung sah aus, als hätte sich dort schon ewig niemand mehr aufgehalten.
    „ Haben Sie ein Bild von Ihrer Tochter dabei?“
    „ Hier.“
    Frau Blum legte mit zittrigen Händen eines auf den Tisch. Sie sahen eine hübsche junge Frau mit zartgeschnittenem Gesicht und kurzen roten Haaren. Es handelte sich definitiv nicht um die Tote aus dem Wald.
    „ Wie heißt Ihre Tochter?“
    „ Kira, Kira Blum“, antwortete der Vater.
    Alfred notierte sich sämtliche Daten, anschließend sah er auf.
    „ War ihre Tochter schwanger?“
    „ Woher … wie … kommen Sie darauf?“, stammelte die Mutter.
    „ Nur so eine Idee. War sie es?“
    „ Wir glauben ja. Weil … “, Frau Blum brach schluchzend ab. Ihr Mann sprang helfend ein.
    „ Wir suchten vorhin noch eine Freundin unserer Tochter auf, Fräulein Zittlau, die gemeinsam mit ihr die Ausbildung macht. Natürlich haben wir sie aufgeweckt, es ist ja Neujahr. Deshalb war sie ungehalten. Sie meinte, vielleicht sei Kira krank, da sie ja

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