Rücksichtslos
stapften die Treppen hoch. Thomas und Alfred verabschiedeten sich von Frau Brändel und gingen ihnen entgegen. Im zweiten Stock trafen sie sich.
„ Gutes Neues!“, wünschte Zilinski und führte seine Männer in Kira Blums Wohnung.
„ Schauen wir mal, was es Gutes bringt“, meinte Alfred leise. Etwas lauter dann: „Sieht aus, als wäre die junge Frau in Urlaub gefahren. Nur, dass scheinbar niemand etwas davon weiß.“
„ Mal sehen, was wir finden“, antwortete Zilinski wortkarg. „Was spricht denn dagegen, außer, dass keiner zu wissen scheint, wo sie sich aufhält?“
„ Sie könnte schwanger sein . “
Der Chef der Spurensicherung zog bedeutungsvoll die Augenbrauen nach oben. Danach drehte er sich um und gab seinen Leuten Instruktionen.
„ Und wir suchen mal diesen Kevin auf. Wach dürfte er ja sein, selbst wenn er ordentlich S i lvester gefeiert hat“, meinte Thomas nach einem Blick auf seine Uhr. Es war halb zwei Mittags.
Erst nach mehrmaligem Läuten meldete sich eine verschlafene männliche Stimme.
„ Kripo Frankfurt. Wir müssten Sie kurz sprechen.“
„ Jetzt?“, kam die gedehnte Antwort.
„ Ja.“
„ Geht jetzt nicht.“
„ Kein Problem. Dann warten wir eine Viertelstunde.“
„ Hab keine Zeit. Was ist denn so dringend?“
„ Wir müssen Ihnen Fragen zu Kira Blum stellen.“
Ein Fluch ertönte.
„ Geht das nicht auch morgen?“
„ Nein!“
„ Oh Mann.“
„ Sie können uns auch gern aufs Revier begleiten. Kein Problem.“
Dann hörten sie nichts mehr, bis der Türöffner betätigt wurde. Als sie im vierten Stock ankamen, stand Kevin Schaudt vor seiner Wohnungstür und wartete. Er trug einen dunklen Jogginganzug und sah aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekrochen. Wie er dastand, mit seinen dunklen verstrubbelten Haaren und den blauen Augen war Thomas klar, dass er einen jungen Mann vor sich hatte, der gern die Herzen der Frauen brach. Und zwar mit Genuss.
„ Dann mal hereinspaziert in meine Penthousewohnung“, meinte er süffisant mit einer einladenden Armbewegung.
„Arschloch“, flüsterte Alfred tonlos und schob sich an ihm vorbei.
Thomas, der das Wort von Alfreds Lippen abgelesen hatte, folgte grinsend. Die Wohnung hatte einen ähnlich Schnitt wie die, die sie eben besucht hatten. Im Gegensatz zu dieser sah es hier allerdings aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. In der kleinen Küche türmte sich schmutziges Geschirr. Überall lagen leere Bier- und Wodkaflaschen, schmutzige Gläser und Essensreste herum. Im Bett räkelte sich eine dunkelhaarige Frau und zog erschrocken die Bettdecke bis zum Kinn, als sie die ihr fremden Männer erblickte.
„ Zieh dich an“, befahl Kevin Schaudt kurz angebunden.
Die Decke um sich gewickelt, suchte sie hektisch ihre auf dem Boden verstreuten Kleider zusammen und verschwand im Bad. Das Ganze wurde von Schaudt höhnisch grinsend beobachtet.
„ Schnuckelige Kleine“, sagte er dann zu den Kommissaren.
„ Sie scheinen Ihre Freundin Kira Blum schnell vergessen zu haben.“
„ Meine Ex“, verbesserte er sie. „War eine kleine Schlampe.“
„ So?“ Thomas’ stechender Blick ließ ihn ungerührt.
„ Die wollte mir doch tatsächlich ein Kind andrehen. Pah. Doch nicht von mir.“
„ Nicht?“
„ Niemals.“
„ Demzufolge hatten Sie beide also keinen Geschlechts verkehr“, stellte Thomas trocken fest, woraufhin Schaudt zum ersten Mal leicht verunsichert wirkte. Er gab keine Antwort.
„ Hatten Sie oder nicht?“, mischte sich nun Alfred ein.
„ Naja – äh – schon. Aber ich habe sie doch nicht geschwängert!“
„ Das heißt Sie sind sterilisiert?“
„ Sind Sie bekloppt? Ich lass mir doch nicht an meinem Schniedel rumschneiden!“
„ Also kann sie doch von Ihnen ein Kind erwarten.“
Der junge Mann sank aufs Bett und raufte sich die Haare.
„ Hab ich das jetzt richtig mitgekriegt?“, erklang die hys terische Stimme der Frau, die sich mittlerweile angezogen hatte. „Kira kriegt ein Kind von dir?“
Schaudt nickte lediglich.
„ Du bist doch das Allerletzte.“
„ Sie kennen Frau Blum? Frau …?“, fragte Thomas.
„ Kurz. Silke Kurz. Ja. Wir machen zusammen eine Aus bildung zur Bürokauffrau.“
„ Aha. Dann kennen Sie mit Sicherheit auch“, Thomas blätterte in seinem Notizbüchlein , „Xandra Zittlau?“
„ Klar. Die lernt mit uns.“
Das sei die beste Freundin von Kira. Sie selbst würde jedoch nie etwas mit den beiden unternehmen. Und ja. Sie hätte Kevin über
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