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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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Irgendwie passten die nicht dazu.
    Benecke bemerkte seinen Blick.
    „ Bin ich da irgendwo reingetreten?“, fragte er und sah selber nach. „Wär’ auch nicht schlimm. Glattes Plastik, abwaschbar. Wie bei einem Krankenpfleger. Ich habe nur solche Schuhe. Sie ahnen ja gar nicht, in was man an Tatorten alles so hineintreten kann.“
    „ Ah ja, das will ich mir jetzt auch, ehrlich gesagt, gar nicht weiter vorstellen“, sagte George.
    Danach unterhielten sie sich noch angeregt über das Arbeitsgebiet eines forensischen Entomologen, und Benecke stellte mit seiner für ihn typischen Sprachgewandtheit dar, dass die kriminalistische Insektenkunde in Deutschland im Gegensatz zu den USA noch in den Kinderschuhen stecke. Dabei sei es das einzige Verfahren, das auch nach vielen Tagen oder Wochen eine präzise Eingrenzung der Todeszeitbestimmung liefern könne.
    George, der zwar schon einige von Mark Beneckes Büchern gelesen hatte, war dermaßen fasziniert von ihrer Unterhaltung, dass er beinahe die Abfahrt zum Leichenfundort verpasst hätte.

    Mit dem Fahrrad oder zu Fuß gelangte man von Lauterbach über einen schönen Weg durch den Stresower Wald direkt zu den Ziegensteinen, aber mit dem Auto musste George einen Umweg über Garftitz nehmen.
    Es war nicht möglich, unmittelbar bis zum Tatort zu fahren. An der Kreuzung vom Fünffingerweg wimmelte es von Polizeiautos. In der näheren Umgebung sah man Polizisten mit Spürhunden, die die an dieser Stelle befindlichen Großsteingräber absuchten. Die beiden wurden beim Aussteigen sofort durch uniformierte Polizisten abgefangen.
    „ Nein, Sie können hier heute nicht her“, sagte eine Beamtin mit blonden, langen Haaren. Ihre Dienstmütze hielt sie in der Hand, was vermutlich mit dem auffrischenden, sehr heftigen Wind zu tun hatte. Die Beamtin war nicht allein. Ein halbes Dutzend Kollegen hielt sich in der Nähe auf. Einem von ihnen, einem Mann in mittleren Jahren, fegte ein Windstoß gerade die Dienstmütze vom Kopf, und er konnte sie nur durch eine schnelle Bewegung noch einfangen.
    Wahrscheinlich ein Hobby-Handballer, dachte George. Zumindest ein ehemaliger! Georg Schmitz hatte in seiner Eigenschaft als Lokalreporter oft genug über Spiele heimischer Mannschaften berichtet, auch wenn er inzwischen sehr froh war, dies anderen überlassen zu können, um sich auf spektakulärere Storys zu konzentrieren. Morde beispielsweise.
    „ Ja, so richtig praktisch sind die Dinger nicht!“, gab ein dritter Kollege seinen Senf dazu, der gerade damit beschäftigt war, den Inhalt eines Abfallkorbes genauestens zu überprüfen. „Vor allem, wenn man keine Hand frei hat, um die Mütze festzuhalten!“
    „ Besser die Mütze ist weg als der Kopf“, sagte ein anderer Polizist.
    Die Beamten schienen etwas zu suchen. Jedenfalls kreisten ihre Blicke vorwiegend über den Boden. Sie sahen in Sträuchern nach und im Gestrüpp zwischen den Bäumen.
    George zog seinen Presseausweis und hielt ihn der jungen Beamtin hin. „Hören Sie, ich war eben schon mal hier. So vor einer Stunde höchstens.“
    „ Tut mir leid, da war ich aber noch nicht hier“, erwiderte die Polizistin. Offenbar waren zusätzliche Einsatzkräfte angefordert worden, um den Kopf des Opfers zu suchen.
    „ Macht ja nichts“, sagte George. Er deutete auf Benecke. „Ich habe zufällig diesen Mann hier getroffen.“
    „ Ein Zeuge?“
    „ Das ist Dr. Mark Benecke, der Kriminalbiologe aus dem Fernsehen, der sich in verschiedenen Dokumentationen zu wahren Kriminalfällen äußert und natürlich auch tatsächliche Mordfälle als kriminalbiologischer Sachverständiger bearbeitet.“
    Die blonde Polizistin runzelte die Stirn und sah Benecke interessiert von oben bis unten an. „Seltsam, ich habe Sie schon so oft im Fernsehen gesehen, und jetzt hätte ich Sie auf den ersten Blick gar nicht erkannt!“
    „ Weil Sie mich nicht erwartet haben“, sagte Benecke und lächelte sie freundlich an. „Was wir sehen, wird sehr stark von dem bestimmt, was wir erwarten zu sehen – und das passiert leider auch immer wieder bei kriminalistischen Untersuchungen.“
    „ Susanne Hawer, Polizeivollzugsbeamtin“, stellte sich die junge Frau vor, setzte sich die Mütze auf und reichte Benecke die Hand. „Freut mich, Sie einmal persönlich kennenzulernen. Ich habe neulich erst während einer Bereitschaftsschicht eine Wiederholung Ihrer Dokumentation über Hitlers Schädel auf N24-TV gesehen.“ Sie nickte anerkennend und setzte dann noch hinzu:

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