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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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gefunden?“, fragte Benecke.
    „ Touristen“, mischte sich George ein. „Ich habe mit dem Ehepaar gesprochen. Sie wohnen übrigens auch im Hotel Viktoria, und ich nehme daher an, dass wir ihnen noch das eine oder andere Mal begegnen werden. Herr und Frau Steinmüller. Die wollten eigentlich an einem Krimi-Event oder so etwas in der Art hier auf Rügen teilnehmen und haben dann die Gelegenheit genutzt, sich auch die Dolmen anzusehen.“

    ***

    Als George und Benecke später im Auto saßen und auf dem Weg zurück zum Hafenhotel Viktoria waren, sah sich der Kriminalbiologe die Visitenkarte an, die ihm der leitende Kripo-Beamte gegeben hatte.
    Kriminalhauptkommissar Ulf Jensen – so stand es auf der Karte, dazu Telefonnummer und Büroadresse, die natürlich mit dem Polizeipräsidium von Stralsund identisch war. „Sie können mich jederzeit anrufen, falls Ihnen zu der Sache noch etwas einfallen sollte!“, hatte Benecke Jensens Worte noch im Ohr. Er atmete tief durch. Eigentlich war er ja hier auf Rügen, um Urlaub zu machen und nicht, um einem Fall nachzuspüren – mochte der auch noch so spannend und herausfordernd sein.
    „ Ich nehme an, Sie werden doch weiter an der Sache dran bleiben, oder?“, drang die Stimme von Georg Schmitz plötzlich in Beneckes Gedanken.
    „ Wie bitte?“
    „ Na ja, oder können Sie es ertragen, dass ein Täter, der zu einem derart abartigen Verbrechen fähig ist, auch nur eine Minute länger als unbedingt nötig frei herumläuft?“
    Benecke machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich muss ja auch ertragen, dass Unschuldige im Knast sitzen, nur weil niemand daran interessiert ist, Geld dafür auszugeben, die wahren Hintergründe eines Verbrechens aufzuklären.“
    „ Aber der Normalfall ist das ja nun wohl nicht …“
    „ Das kommt öfter vor, als Sie glauben, Herr Schmitz!“
    „ So?“
    „ Meistens beginnt es mit einer falschen Grundannahme und schwups ist man in einer Sackgasse gelandet. Alle Ermittlungen zielen nur noch in eine Richtung, und eigentlich offensichtliche Spuren und Hinweise werden nicht beachtet, weil sie nicht in das vorgefasste Bild passen!“
    „ Sie haben aber nicht gerade großes Vertrauen in unser Rechtssystem, Herr Benecke!“, stellte George verwundert fest.
    „ Gerechtigkeit gibt es nicht“, sagte Benecke voller Überzeugung. „Jedenfalls dann nicht, wenn man kein Geld für Anwälte und Gutachter hat …“
    Benecke sah aus dem Seitenfenster, während George den Wagen über die holprige Pflasterstraße des kleinen Ortes Vilmnitz lenkte. Sie kamen an dem unter hohen Bäumen stehenden Ensemble von Kirche, Pfarrhaus und Friedhof vorbei, wobei der Reporter seinen Begleiter darauf hinwies, dass dies die Begräbniskirche der Fürstenfamilie von Putbus war und man die Sarkophage durch ein rückliegendes Fenster besichtigen konnte.
    Als sie den Hafen von Lauterbach erreichten, legte gerade ein Fahrgastschiff an, das Touristen für eine Boddenkreuzfahrt und eine Rundfahrt um die naturbelassene Insel Vilm genutzt hatten. Aus dem ehemaligen Fischerdorf und einstigen Badeort für Putbus hatte sich ein eigenständiger Ferienort mit rentablem Yacht- und Segelhafen entwickelt. Schifffahrt prägte das Schicksal jeder Insel – und das war auf Rügen nicht anders gewesen. Seit die germanischen Rugier während der Völkerwanderung Rügen verlassen und kaum mehr als den Inselnamen hinterlassen hatten, errichteten hier die slawischen Ranen ihr Inselreich, das von Seefahrt, Handel und Piraterie geprägt war. Ähnlich wie bei den Wikingern waren dabei die Grenzen fließend gewesen und böse Zungen behaupteten, dass diese Grenzen bis heute nicht sauber zu ziehen seien. Mit dem Schwert waren die Ranen dann christianisiert und die Insel von Siedlern aus Norddeutschland besiedelt worden. Sprache und Kultur der Ranen gerieten in Vergessenheit, so wie wahrscheinlich zuvor schon der zurückbleibende Teil der Rugier von den Ranen assimiliert worden war.
    Benecke hatte sich zum ersten Mal genauer mit der wechselvollen Geschichte der Insel beschäftigt, als es seinerzeit um die Todesursachenbestimmung bei den aufgefundenen Schädeln ging, allerdings war er weit davon entfernt, sich als einen Experten auf diesem Gebiet zu betrachten, wie man es gewiss von manchem lokalen Inselpatrioten sagen konnte.
    Denn gleichgültig wie wechselvoll die Herrschaft über die Insel auch immer gewesen sein mochte, ob nun der dänische König, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation,

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