Ruegen Ranen Rachedurst
Zustimmung hoffend.
„ Ob Sie aus Mitleid oder fachlichem Interesse an der Sache dranbleiben, spielt gar keine Rolle“, meinte George, „Hauptsache, Sie bleiben dran. Aber ich spreche wohl sowieso zurzeit mit einem Fisch, der längst an der Angel hängt … Da brauche ich mir nicht mehr den Mund fusselig zu reden.“
Und er schaute den Kriminalbiologen zufrieden an.
2. Kapitel
Als sie ins Hafenhotel Viktoria zurückgekehrt waren, trug Lydia Benecke es einigermaßen mit Fassung, dass ihr Mann beabsichtigte, noch ein paar Dinge in diesem Fall zu klären.
„ Ein paar Dinge heißt alles“, meinte sie. „Und zwar restlos alles. Vorher bist du doch nicht zufrieden. Ich kenne dich doch!“
„ Nur bis der Kommissar aus Stralsund und seine Mitarbeiter die Sache selbst auf die Reihe bekommen“, schränkte Benecke etwas kleinlaut ein. George hatte sich zwischenzeitlich bei dem Kellner Heiko nach Herrn und Frau Steinmüller erkundigt und wurde nach draußen zum Strandkorb verwiesen. Das Ehepaar trank Bier und versuchte, das schreckliche Geschehen zu verarbeiten.
Natürlich waren die beiden sofort bereit, Fragen zu beantworten und sogar dankbar dafür, dass außer der Polizei noch jemand mit ihnen darüber sprechen wollte. Sie vereinbarten, sich in dem zum Hotel gehörenden Biergarten zu treffen. Das Wetter war gut genug dafür, und das Hotelrestaurant oder die ebenfalls zum Viktoria gehörende Fischerstube konnte man ja auch noch in Beschlag nehmen, wenn sich die alten Ranengötter mal als nicht so großzügig mit dem Sonnenschein erwiesen. George war seit seiner ersten Begegnung mit dem Kriminalbiologen nicht zum Essen gekommen und dachte, dass man bei einem Stück Blaubeerkuchen vielleicht alles etwas lockerer besprechen könnte.
Benecke war der Erste am Treffpunkt.
Seine Frau Lydia hatte einen schönen Tisch ausgesucht, und der Kellner hatte ihm bereits ein Stück des frisch gebackenen Blaubeerkuchens gebracht. Aber der Kriminalbiologe war nur mit halber Aufmerksamkeit beim Kuchen, von dem er wie beiläufig immer wieder ein Stück zu sich nahm. Sein Hauptaugenmerk war auf den Bildschirm seines MacBooks gerichtet. Dieser hatte zwar derzeit seine Macken, aber, um die Bilder vom Leichenfundort genauestens in Augenschein nehmen zu können, war er eben doch besser geeignet als die Digital-Kamera.
Die Steinmüllers kamen nun in den Biergarten und waren zunächst etwas eingeschüchtert, weil sie Benecke aus dem Fernsehen kannten.
„ Ja, setzen Sie sich schon mal“, sagte Benecke freundlich. „Der Blaubeerkuchen ist wirklich sehr zu empfehlen!“
George war noch nicht aufgetaucht, denn er hielt noch einen kleinen „Schnack“ mit einer Hotelangestellten.
Herrn und Frau Steinmüller schien die Tatsache, dass George verschwunden war, noch zusätzlich zu verunsichern. „Tja, ich weiß nicht. Sollen wir denn schon anfangen?“, fragte Frau Steinmüller, eine Mittfünfzigerin mit dunkelblonden Haaren. Lydia entging allerdings nicht, dass sie gefärbt waren, denn der Haaransatz war grau.
Ihr Mann hatte so gut wie keine Haare mehr auf dem Kopf und die wenigen, die dort noch wuchsen, waren kurz geschoren. Während Frau Steinmüller eher vollschlank war, wirkte ihr Mann hager, was ihn allerdings auch etwas älter erscheinen ließ.
Benecke war noch immer auf den Bildschirm konzentriert. Er hoffte, dass sein Gerät sich gnädig zeigte und sich seine Macken für irgendwann später aufhob. Aber diesen Gefallen tat es ihm nicht. Plötzlich erstarrte der Cursor und dann geschah gar nichts mehr.
„ Ende“, murmelte Benecke. „So ein Mist, dass mich das Ding gerade jetzt im Stich lässt!“
Er klappte es zu.
„ Das kriegen wir schon hin“, meinte Lydia besänftigend.
Benecke blickte auf und meinte an Steinmüllers gewandt: „Bevor ich Sie etwas zu dem kopflosen Leichnam frage, mal was anderes: Ich habe gehört, Sie nehmen hier an einem Krimi-Event teil?“
„ Ja, jenau“, berlinerte Herr Steinmüller schon fast enthusiastisch. „Wir sind nämlich beide jroße Krimi-Fans, und da hat uns unser Sohn etwas janz Tolles spendiert. Nämlich die Teilnahme an diesem Krimi-Event.“
„ Live-Krimi-Event“, ergänzte seine Frau.
„ Det is so eine Art Rollenspiel für Erwachsene. Man is quasi Teil einer erfundenen Krimi-Handlung. Aber nach dem, was wir jetzt erlebt haben, weß icke jar nich, ob wir darauf eijentlich noch Lust haben.“
„ Aber die Karten verfallen doch sonst“, meinte Frau Steinmüller, und in
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