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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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sich verhalten muss wie eine todlangweilige, zugeknöpfte Rückschrittlerin, nur weil es Georges Freunden missfallen könnte, wenn ich auch nur andeutungsweise Rückgrat zeigte. Und währenddessen können du und Ana herumscharwenzeln und machen, was ihr wollt, weil Georges Geld es euch ermöglicht!«
    Lydia sah sie entgeistert an. »Nur damit wir uns recht verstehen«, sagte sie langsam. »Du hast mich getäuscht. Du hast mich angelogen. Du hast dich hinter meinem Rücken über mich lustig gemacht, um uns zu retten?«
    Sophie winkte verärgert ab. »Herrgott noch mal! Lass uns nicht schon wieder davon anfangen. Wo wären wir denn heute, wenn ich seinen Antrag nicht angenommen hätte? Du bist zweifellos sehr klug, aber mit dem Geld, das du mit Papas Kunstgegenständen verdienst, hättest du uns drei nicht versorgen können!«
    Lydia lachte. »Du meinst, ich hätte uns nicht standesgemäß versorgen können.«
    »Was soll das denn nun wieder heißen? Soll ich mich etwa schämen, nur weil ich gerne gut lebe?«
    »Nein.« Lydias Stimme fühlte sich an wie Gift. Sie brannte in ihrer Kehle. »Ich weiß, wie viel dir dein Komfort bedeutet. Welche Opfer du dafür gebracht hast, weiß ich nur allzu gut! Du wusstest von meiner Liebe zu ihm, aber du hast ihn mir trotzdem ausgespannt. Du hast ihn mir ausgespannt , und jetzt beklagst du dich, dass er nicht zu dir passt? Besser noch, du erwartest, dass ich deshalb Mitleid mit dir habe? Mein Gott! Das ist unfassbar egoistisch, es ist unfassbar kindisch … «
    »Erstaunlich! Du redest dir also immer noch ein, dass er sich zuerst für dich interessiert hat?«
    »Allerdings!«
    »Du hast ihm nichts bedeutet!«
    »Ganz London wusste, dass er mir den Hof gemacht hat!«
    »Großer Gott, Lydia, er hat nie einen zweiten Blick an dich verschwendet! Er hat sich mit dir angefreundet, um mich kennenzulernen – sonst nichts!«
    Sie waren beide aufgesprungen und schrien sich an. Jeder im Treppenhaus würde sie hören können. Das Wissen darum ließ Lydia ihre nächsten Worte unterdrücken. Sophie hingegen, die sie wütend anstarrte, tat sich keinen Zwang an. »Sag es doch einfach! Sag mir noch etwas, das ich falsch gemacht habe! Ich weiß ja, wie gerne du den Märtyrer spielst!«
    Märtyrer? Der Vorwurf brachte sie aus dem Konzept. Anfangs hatte sie tatsächlich mit ihren gekränkten Gefühlen nicht hinter dem Berg gehalten. Doch Sophie schien ihre Sticheleien nie bemerkt zu haben. »Das ist Jahre her«, sagte sie mit aufrichtiger Bestürzung. Jahre, seit die Wut und der Schmerz sie nachts wachgerüttelt hatten. Jene Zeit und jene Gefühle ergaben für sie keinen Sinn mehr. Sie sah jetzt klar und deutlich, dass ihre Liebe zu George auf Hirngespinsten beruht hatte. Der Mann selbst hatte sie nie auch nur ein Hundertstel der Dinge spüren lassen, die Sanburne in ihr auslöste. Ihre Gespräche waren oberflächlich gewesen, seine Aufmerksamkeiten den Konventionen geschuldet. Oh, sie wollte keinen weiteren Gedanken an ihn verschwenden. »Es spielt wirklich keine Rolle mehr, welche von uns er zuerst begehrt hat. Was zählt ist, dass du ihn bekommen hast. Und ich danke Gott dafür! Ich meine es ernst, Sophie. Ich würde ihn sowieso nicht wollen.«
    »Ha!« Sophie deutete mit derselben triumphalen Miene auf sie, die sie aufsetzte, wenn sie beim Tennisspielen einen Punkt erzielte. »Und doch bist du es, die das Thema permanent aufs Neue anspricht!«
    Lydia starrte sie an. »Sophie, nein. Verstehst du nicht? Die Sache hat überhaupt nichts mit George zu tun. Sondern mit uns.« Sie sank wieder aufs Bett. »Du hast mich verraten . Du wusstest, dass ich für ihn schwärmte, hast mich aber trotzdem blindlings in die Irre gehen lassen. Und dann hast du mit ihm darüber gelacht.« Sie hielt inne. Diese Ungeheuerlichkeit vermochte sie noch immer in Erstaunen zu versetzen. »Wie konntest du mir das antun? Deiner eigenen Schwester?«
    Sophie ließ sich auf dem entgegengesetzten Ende der Matratze nieder. »Das klingt sehr grausam«, gab sie zu. »Aber das sollte es nicht sein! Ich war noch blutjung und hatte Angst, es dir zu sagen. Wen hätte ich denn um Rat fragen können? Tante Augusta war übergeschnappt. Ana hatte damals noch Zöpfe. Und um meine Freundinnen damit zu behelligen, war die Sache zu persönlich.«
    Das war die vernünftigste Erklärung, die sie ihr je angeboten hatte. Lydia wusste ihre Bemühung zu schätzen. Wenn sie es nur hätte glauben können. »Wir haben ständig über ihn gesprochen. Wenn

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