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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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werfen würde. Hast du je gesagt, dass du mich liebst? Und welchen Wert hätten meine Gefühle für dich, wenn ich etwas Derartiges fertigbrächte? Würdest du die Liebe eines solchen Menschen wollen?« Ihre Stimme klang jetzt verzweifelt. »Du wirfst deinem Vater vor, dass er behauptet, Lady Boland zu lieben, aber nicht um sie kämpft. Inwiefern wäre ich anders? Wenn ich meinen Vater im Stich ließe, nur weil es mir gelegen kommt? Sag mir, James – du wünschst dir doch nichts mehr, als deine Schwester in Freiheit zu sehen, oder? Würdest du diesen Wunsch aufgeben? Wenn alle Welt dir sagte, sie wäre verrückt, würdest du akzeptieren, dass sie in eine Anstalt gehört? Ich glaube nicht!«
    Er brauchte lange, um zu antworten. Minuten verstrichen, bevor er wieder sprach. »Du hast deine Wahl schon getroffen.« Er klang müde. »Ich werde nicht versuchen, dich umzustimmen. Ich weiß, wie gut das funktioniert. Man sagt, die Geschichte wiederholt sich, aber nicht mit mir.«
    Bis die Kutsche langsamer fuhr, saß sie wie erstarrt da. War sie schon zu Hause? Ihr überraschter Blick fiel auf Sophies Haus, schoss dann zurück zu ihm, als er sich vorbeugte, um ihr die Tür zu öffnen. Ein Diener wartete schon. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auszusteigen.
    Als sie den Fuß auf den Tritt setzte, sprach er wieder. »Aber es war kein Spiel.« Sein Gesicht verlor sich im Dunkel der Kutsche, doch sie glaubte, ein Achselzucken zu erkennen. »Das solltest du wissen. Es ist schon seit geraumer Zeit kein Spiel mehr.« Und dann sagte er: »Guten Abend, Miss Boyce.«

15
    Als sie die Vorhalle betrat, hörte sie Ana in der oberen Etage lachen. Sie lehnte sich an die Wand und hörte ihr zu. So ein überschäumendes Lachen, aus dem nichts als Freude klang. Sie wünschte, James könnte es hören. Vielleicht würde er sie dann verstehen. Ana war mit dem Gesicht zur Sonne auf die Welt gekommen, und wenn diese Sonne Anstalten machte, unterzugehen, würden sie sich alle mit Freuden verbrennen, um sie für sie am Himmel zu halten. Sogar Sophie würde sich für Ana einsetzen. Man gab seine Liebe nicht einfach so preis, wenn es beschwerlich wurde.
    Wütend wischte sie sich die Tränen aus den Augen und nahm ihre Korrespondenz vom Silbertablett. Mit einer Sache hatte Ashmore recht: Papa würde morgen Abend nach Hause kommen. Das stand in dem Telegramm, das auf sie gewartet hatte.
    Die Worte flimmerten vor ihren Augen. Ihr ganzer Körper schmerzte, als hätte man sie gegen eine Wand geschmissen. Sie hätte es auf das Chloroform schieben können, aber sie war kein Dummkopf.
    »Du bist wieder da!«, rief Ana ihr fröhlich von der Treppe zu. »Meine Güte, Lydia, bist du vom Bahnhof aus geradewegs in die Bibliothek gegangen?«
    »Ja.« Bei dieser Lüge überlief sie ein kalter Schauder. Sie schüttelte das Gefühl ab und stieg die Treppe hinauf.
    »Ich habe eine wunderbare … « Ana verstummte und runzelte die Stirn. »Fühlst du dich nicht wohl? Du siehst schlecht aus.«
    »Nur Kopfschmerzen«, wehrte Lydia ab und nahm Ana am Arm, um sie über den Flur zu lotsen. »Was wolltest du mir sagen?«
    »Nur, dass ich eine sehr aufregende Nachricht für dich habe. Aber geht es dir auch wirklich gut? Ja? Wirklich? Na schön.« Sie huschte vor ihr her und öffnete die Tür zu Lydias Wohnzimmer. »Lady Farlow ist es gelungen, St. George’s für die Hochzeit zu bekommen!«
    »Oh, das ist schön.« Lydia umarmte sie. Wie süß ihre Schwester duftete, nach Veilchen und Sonnenschein und staunender Naivität. Auch sie würde mit der Zeit noch Leid erfahren. So wie alle Menschen. Doch das wäre nicht ihrer Familie zuzuschreiben. »Ich freue mich sehr für dich, Liebes. Und du bist glücklich, ja?«
    »Schrecklich«, beteuerte Ana. »Ich habe immer davon geträumt, dort getraut zu werden.« Sie errötete. »Ich muss dir noch etwas sagen, Lyddie. Ich habe es noch niemandem erzählt, aber … er hat mich geküsst! Heute Morgen auf dem Tennisplatz in Bagley End. Wir waren hinter dem Buschwerk, uns hat niemand gesehen. Oh, es war so verwegen von ihm! Du bist doch jetzt nicht schockiert?«
    Viel schockierender fand Lydia den Gedanken, dass sie als Erste davon erfuhr. Immerhin wusste sie, für wie prüde Ana sie hielt. »Du hast Sophie noch nichts davon erzählt?«
    Ana verzog das Gesicht. »Sie hat schon den ganzen Tag eine schreckliche Laune. Ich weiß nicht, was sie hat.«
    Lydia fürchtete, den Grund zu kennen. »Ich rede mit ihr«, sagte sie grimmig.
    Sophie lag

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