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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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stets ein kleines Notizbuch bei sich, das sie ihr »Kampagnen-Tagebuch« nannte. Darin führte sie eine Liste von Junggesellen aus vornehmem Hause, der sie alle relevanten Details hinzufügte, die ihr zu Ohren kamen. Doch das war zu viel. »Es kann nicht dein Ernst sein, ihn in Betracht zu ziehen. Er ist schon mit Gatwicks Tochter verlobt!«
    »Ach wirklich? Ich bekomme in dieser Hinsicht keine klare Antwort. Zudem munkelt man, dass sie in einen anderen verliebt ist.«
    »Ach, das ist genau das, was wir für Ana wollen: einen Mann, der seinen Vater nur so zum Spaß gegen sich aufbringt und sich eine Verlobte hält, die nichts für ihn übrig hat.« Gott, was für ein Durcheinander. Lydia verstand diese überspannten, extravaganten Menschen nicht. Sie hatten nichts Besseres zu tun, als ihr Leben zu verpfuschen, während der Rest der Welt sie dabei auch noch anfeuerte. Während Normalsterbliche für solche Narreteien hochkant aus der Gesellschaft flögen.
    »Nun, ich würde sie ihm ja nicht aufdrängen. Aber wenn er Interesse zeigte … «
    Das war genau der Grund, weshalb Papa sie gebeten hatte, Sophies Kuppeleien im Auge zu behalten. »Auf keinen Fall. Und was ist mit Mr Pagett? Ich dachte, du hättest dir geschworen, ihn in den nächsten zwei Wochen zu einem Antrag zu bewegen.«
    Mit rebellisch vorgeschobener Lippe beugte sich Sophie vor. »Und das werde ich auch, aber man darf nicht zu sehr drängen. Salbadere du, so viel du willst, über alte Steine und fremde Völker, aber wenn es um Männer geht, hast du keine Ahnung.«
    Lydia klappte die Kinnlade herunter. Wenn diese Wände reden könnten, würden sie Sophies Behauptung entkräften! »Ach ja? Ich habe keine Ahnung? Wer hat denn das Gespräch gerettet, als Gladstone letzte Woche bei uns zu Abend gegessen hat und du fast eingeschlafen und mit dem Kopf in die Suppe gefallen wärest?«
    »Du hast eine halbe Stunde lang über die autonome Selbstverwaltung Irlands schwadroniert«, blaffte Sophie. »Ich bin überrascht, dass er nicht eingeschlafen ist. George war es sehr peinlich.«
    »George war dankbar für mein Eingreifen«, erwiderte Lydia scharf. Er hatte ihr sogar zum Dank ein mattes Lächeln geschenkt.
    Sophie zuckte mit der Schulter. »Vermutlich hat er sich zu sehr für dich geschämt, um etwas zu sagen.«
    Sich für sie geschämt, ja? Vor drei Jahren hat sich George jedenfalls nicht für mich geschämt . Als er mich in diesem Zimmer überfallen, mich an sich gerissen, begrapscht und geküsst hat, da fand er mich nicht unzulänglich. »Mr Gladstone hat mich nach meiner Meinung zu dem Thema gefragt«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Also habe ich geantwortet. Worüber hätten wir auch sonst reden sollen? Über dein Dekolleté? Über Anas neuerdings ausladendes Hinterteil? Also wirklich, Sophie, was für ein Beispiel gibst du ihr mit deinem Benehmen? Schöne Augen sind nicht der einzige Vorzug, den eine Frau haben kann. Und sie nützen auch nicht viel, wenn ein Mann noblere Interessen hat als eine Liebelei.«
    Sophie lächelte sie an. »Damit liegst du falsch«, erwiderte sie zuckersüß. »Du verwechselst Desinteresse mit Noblesse. Liebe Lydia, nur weil ein Mann dich nicht attraktiv findet, heißt das noch lange nicht, dass er kein Interesse daran hat, mit anderen, hübscheren Frauen zu flirten. Du siehst also, für dich gibt es keinerlei Grund, Ana ein Vorbild abzugeben. Sie wird die Fähigkeiten niemals nötig haben, derer du so sehr bedarfst.«
    »Wie grausam du sein kannst«, sagte Lydia nüchtern. »Bist du sehr stolz darauf?«
    »Ich sage nur die Wahrheit. Eine bedeutende Wissenschaftlerin wie du sollte das doch bewundern.«
    Nie war die Versuchung, ihr alles über George zu gestehen, größer gewesen. Sie war so kurz davor, dass ihr die Worte schon auf der Zunge lagen.
    Aber sie würde schweigen. Es war auch schon zu lange her. Und die Geschichte wäre für Lydia selbst genauso wenig schmeichelhaft wie für George. Immerhin konnte er dem Alkohol die Schuld geben. Aber welchen Grund konnte sie dafür nennen, dass sie die Arme um ihn geschlungen hatte? Für wenige, kurze Sekunden, bevor sie sich wieder losriss, hatte sein Verrat sie … mit Genugtuung erfüllt. Du hast die falsche Wahl getroffen, hatte sie gedacht. Und jetzt weißt du es.
    Durch die Erinnerung an diese Szene wurde ihr wie immer unwohl. Bei aller Selbstverachtung und Wut war ihr nur eines klar: Sie hatte wissen wollen, wie es war, geküsst zu werden, und es zu ihrer eigenen

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