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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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bin mir sicher, Sie haben davon gehört.«
    Sie zögerte. »Teilweise«, sagte sie.
    »Den wichtigsten Teil haben die Zeitungen weggelassen. Nämlich, dass Boland ein gottverdammtes Schwein war.«
    Sie errötete. Seine Ausdrucksweise war schockierend.
    »Er hat sie geschlagen, und ich konnte verdammt noch mal nichts dagegen tun«, fuhr er fort und zog mit dem Finger den Rand seines Kruges nach. »Sie aus diesem Haus herauszuholen war unmöglich. Bis zum Schluss, natürlich. Zum Schluss wäre sie am liebsten geflohen. Aber ich hatte ihr nichts zu bieten. Noch keine Fabriken, kein Erbe. Mit meinen Zuwendungen von Moreland wäre sie zwar bis zum europäischen Festland gekommen, doch sie hätten ihr dort kein standesgemäßes Leben ermöglicht. Und die Vorstellung, arm zu sein, konnte sie nicht ertragen, obwohl ich ihr anbot, ihr Schicksal zu teilen.« Die Oberfläche seines Gins kräuselte sich unter seinem leisen Lachen. »Im Verschwenden von Geld war Stella immer sehr gut.«
    Eine Weile saß sie verunsichert da. »Und Ihr Vater … ?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Er hat ihr nicht geholfen?«
    Statt ihre Frage zu beantworten, trank er sein Glas leer, kramte eine Münze für eine weitere Runde hervor und schnipste sie zum Schankkellner herüber.
    »Sie sind bald betrunken, wenn Sie so weitermachen«, sagte sie vorsichtig.
    »Leider nicht. Mehr als eine angenehme Benommenheit erreiche ich in letzter Zeit nicht mehr.«
    »Dann sollten Sie mit dem Trinken aufhören.«
    Der Schankkellner brachte ihnen das Glas herüber, doch Sanburne machte keine Anstalten, es entgegenzunehmen. »Vielleicht«, stimmte er zu. »Und nein, mein Vater hat ihr nicht geholfen. Der Klatsch über ihre Ehe wirkte sich negativ auf seine politischen Bündnisse aus. Deshalb befahl er ihr, zu Boland zurückzukehren. Mir befahl er, mich aus der Sache herauszuhalten. Das sei eine Angelegenheit zwischen Mann und Frau, sagte er. Boland wäre ein Ehrenmann, und Stella hätte sowieso schon immer zu Melodramen geneigt.« Er hob das Glas hoch. »Immerhin habe ich ihr angeboten, ihn für sie umzubringen. Mein Fehler war nur, dass ich auf sie gehört habe, als sie ablehnte. Es ist eben schwieriger, einen Erben aus dem Weg zu räumen, als eine Frau wegzusperren.«
    Seine Miene war so finster. Alle Antworten, die ihr durch den Kopf gingen, kamen ihr fadenscheinig vor, unnütz. »Sie haben Ihre Hilfe angeboten«, sagte sie schließlich. »Sie dürfen sich nicht selbst die Schuld geben.«
    »Tue ich auch nicht«, sagte er leichthin. »Ich gebe ihm die Schuld. Ich gebe Moreland die Schuld.«
    Ihr schnürte sich die Kehle zu. Wie schrecklich es sein musste, einen solchen Abscheu für den eigenen Vater zu empfinden! »Aber er wusste es nicht«, sagte sie. »Er glaubte, sie sei in Sicherheit. Und denken Sie nur, wie furchtbar es für ihn gewesen sein muss, als es ihm schließlich klar wurde.«
    »Ihm ist es nie klar geworden.«
    »Sanburne, bestimmt … «
    »Nein.« Er lächelte sie grimmig an. Das gleißende Licht in dem Schanklokal stand ihm gut: Es hob die hellen Strähnen in seinem Haar hervor und betonte seine hohen Wangenknochen und scharfen Gesichtszüge. Doch seine Schönheit schien in jenem Moment nicht passend. Der Ausdruck in seinen Augen gehörte zu einem viel älteren Mann. »Er hält Stella wirklich für verrückt. Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie aus dem verdammten Irrenhaus herauszuholen. Doch er behält sie dort. Vermutlich glaubt er, dass Boland nie die Hand gegen sie erhoben hat, außer jenes eine, letzte Mal. Und so verrottet sie. Sie verrottet dort drinnen.«
    Jetzt hörte sie noch etwas anderes heraus. Seine Verachtung galt nicht allein seinem Vater. »Das ist nicht Ihre Schuld.«
    Er blickte zu ihr auf. »Das ist lächerlich, aus dem Munde einer Frau, die sich in einen Gin Palace wagt, um die Fehler ihres Vaters wieder auszubügeln.«
    »Aber selbst wenn die Fälschungen seinem Fehler geschuldet wären, würde ich dafür nicht mir die Schuld geben«, widersprach sie. »Aber Sie tun es. Warum sonst sollten Sie diese idiotischen Dinge tun? Warum sonst sollten Sie ins East End gehen, um sich zusammenschlagen zu lassen?« Als er ihr einen scharfen Blick zuwarf, sagte sie heftiger: »Wenn Sie meine Meinung nicht hören wollen, erzählen Sie mir so etwas erst gar nicht. Sie sagten doch, Ihnen gefällt dieser Schmerz, nicht? Sie benehmen sich wie ein Kind, um ihn zu ärgern und sich selbst zu bestrafen. Ich muss schon sagen, Sanburne,

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