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Ruf der Dämmerung (German Edition)

Ruf der Dämmerung (German Edition)

Titel: Ruf der Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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… läuft überhaupt kein Mensch …«
    Es war heraus. Katja holte tief Luft und Viola lachte – mehr als gezwungen. »Und woher willst du so genau wissen, wie Mensch Hurling spielt?«, versuchte sie zu scherzen. »Wenn sonst niemandem was aufgefallen ist? Dem Trainer, den Zuschauern …«
    »Den anderen Jungs ist verdammt viel aufgefallen!«, fuhr Katja sie an. »Auch wenn sie’s nicht benennen können, aber sie meiden ihn. Und ansonsten: Ihr seid einfach alle blind, ihr dreht völlig ab, weil einer bei diesem beknackten Sport endlich mal Tore erzielt! Und dabei merkt ihr gar nicht, wie schnell er rennt. Und wie anders er sich bewegt. Mensch, Vio, wenn den mal ein Sportmediziner sieht, fängt er ihn ein und seziert ihn zu Versuchszwecken! Nachdem er ihn vorher durch alle Hamsterräder der sportwissenschaftlichen Fakultäten zwischen hier und Washington hat rennen lassen. Das ist nicht normal, Viola!«
    Viola lachte nervös. »Na ja, das sagen ja alle«, erwiderte sie. »Er ist ein Ausnahmetalent …«
    »Im Hurling, ja?«, fragte Katja. Es regnete inzwischen in Strömen und Viola hätte sich gern untergestellt. Die einzige Möglichkeit dazu bot allerdings ein Dolmen, der mitten in Farmer O’Tooles Kornfeld stand. Viola graute es ein bisschen davor, das urzeitliche Heiligtum einfach als Regenschutz zu nutzen. Und außerdem ließ Katja sie ohnehin nicht gehen …
    »Und was ist mit der Malerei? Das Aquarell heute Mittag war das Geilste, was ich je gesehen habe. Und du weißt das …«
    Viola nickte. Katjas Mutter arbeitete in einer Galerie und war absolut scharf darauf, den Kunstsinn ihrer Tochter zu fördern. Katja machte sich zwar nicht viel aus Bildern und Skulpturen, aber sie konnte sie zweifellos besser einschätzen als Jenny und Moira – und womöglich auch die Kunstlehrerin an der Roundwood High.
    »Wobei wir noch gar nicht von der Harfenspielerei reden, Vio!«, hielt Katja ihr weiter vor. »Ich versteh ja nicht viel von Musik, aber dass man mit dem Spielzeug, das dein Ali da hat, nicht den halben Campingplatz beschallen kann, packe ich noch ganz ohne Hörgerät. Und erzähl mir jetzt nichts von CDs! Ein CD-Player hat ein Display oder irgendwelche roten oder sonstigen Lämpchen, die anzeigen, dass er eingeschaltet ist. Aber bei deinem Ali im Caravan herrschte tiefste Dunkelheit. Also verrat mir jetzt, was los ist …«
    Viola dachte nach, während ihr der Regen in den Kragen rann. Immerhin hatte Katja die Pferde nicht erwähnt … Aber eigentlich war es jetzt egal. Und es würde eine Erleichterung sein, es jemandem zu erzählen.
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt …«, flüsterte sie. »Aber da hast du mich für verrückt erklärt …«
    Katja verdrehte die Augen. »Das war, bevor ich festgestellt habe, dass in diesem Land alle etwas spinnen. Los jetzt, Vio!«
    »Er ist ein Kelpie«, sagte Viola tonlos. »Sie selbst nennen sich Amhralough, die Sänger des Sees. Und nein, sie fressen niemanden auf. Aber sie … sie nähren sich von … von deinem Leben …«

    Die Mädchen landeten schließlich doch unter dem Dolmen – was beide sonst unheimlich gefunden hätten. Bis heute wusste niemand, wer die gewaltigen Steine so übereinandergetürmt hatte, dass eine Art monströser Tisch entstand, und welchem Zweck die Bauten gedient hatten. Vielleicht waren es sogar Gräber … aber angesichts von Violas Beichte verblassten diese Überlegungen.
    »Jetzt weißt du jedenfalls alles …«, endete Viola schließlich und schaute unter dem tonnenschweren Stein hervor in den Regen, der einen Schleier um das steinerne Relikt aus der Vorzeit zu weben schien. »Glaub es oder nicht, ich kann es selbst kaum glauben. Aber er ist ein Kelpie und ich liebe ihn.«
    »Ich werde ihn anfassen!«, sagte Katja entschlossen und wandte die Augen gen Himmel, als sie Violas misstrauischen Blick sah.
    »Krieg dich wieder ein, Vio, das Letzte, wonach ich strebe, ist eine Beziehung zu einem Wassergeist … Ich will das nur spüren – dieses …«
    »Er ist kein Geist …«, flüsterte Viola. Sie musste sich wenigstens daran festhalten, dass Ahi real war.
    »Oder ein Gestaltenwandler, was immer er ist. Ich hab mit meinem eigenen Freund schon genug Probleme, und mit dem teile ich nicht gleich die Seele, sondern nur ein paar zusammen gekaufte DVDs … Aber ich muss das mal spüren … dieses … Anzapfen …«
    »Er will dir nichts rauben«, erklärte Viola verzweifelt.
    Katja verzog das Gesicht. »Er tut es aber, Viola! Sieh dich doch an. Gut,

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