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Ruf der Dämmerung (German Edition)

Ruf der Dämmerung (German Edition)

Titel: Ruf der Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Versunkenheit aufzutauchen.
    Viola sah es in seinen Augen. Automatisch griff sie nach seinen Händen, um ihm das zu geben, was die Kelpies versprachen. Aber sie durften sich jetzt nicht in einer Umarmung oder einer Verschmelzung ihrer Seelen verlieren. Katja …
    Viola zwang sich zur Normalität.
    »Bist du verrückt, Ali?«, wisperte sie. »Du weißt doch, dass du so laut nicht spielen darfst. Mein Vater …« Sie brach ab, als sie die Verletzung in Ahis Augen sah. »Ich hab’s nicht so gemeint …«, flüsterte sie. »Es ist nur … meine Freundin …« Sie brauchte die Kelpies nicht zu erwähnen. Ahi musste sie gespürt haben. Und nun zog er Viola in seine Umarmung.
    Sie vergaß Katja, die sich neugierig in dem spartanisch eingerichteten, unbeleuchteten Wohnwagen umsah. Viola vergaß die Welt um sich herum, das Harfenspiel, das sie eben noch geärgert hatte, und die Worte, mit denen sie Ahi eigentlich hatte schimpfen wollen.
    »Hi! Erde an Vio!«, hörte sie dann aber Katja. »Auf welchem Planeten steckst du gerade?«
    Viola löste sich unwillig von Ahi. Sie lachte nervös. »Sorry, ich …« Sie wusste nicht, was und wie sie erklären sollte, aber Katja machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Schon gut, schon gut, ich sehe, ihr seid verliebt«, lachte sie, aber es klang etwas gezwungen. »Du bist ein fantastischer Harfner, Ali. Du spielst all das … auf diesem kleinen Ding?« Sie wies ungläubig auf die winzige Zierharfe.
    Ahi lächelte, während Viola schon wieder nach einer Erklärung suchte. »Er … lässt oft eine CD mitlaufen … und begleitet sie …«
    Katja sah sie kurz forschend an und schien etwas sagen zu wollen. Dann schwieg sie aber doch.
    »Klingt jedenfalls cool …«, bemerkte sie nur abschließend. »Können wir ins Haus gehen, Vio? Ich bin kaputt wie ’n Hund, ich musste schon um fünf Uhr am Flughafen sein. Und ihr habt morgen Schule?«
    Viola nickte und verabschiedete sich bereitwillig. Ahi würde in dieser Nacht nicht mehr spielen. »Tja, wir haben keinen freien Tag«, meinte sie bedauernd. »Aber wenn du Lust hast, komm doch mit! Jedenfalls nachmittags, zum Hurlingtraining.«
    »Das ist dieser komische Sport, ja?«, fragte Katja. »Werde ich mir garantiert nicht entgehen lassen!«

17
    Katja schlief aus – heftig beneidet von Viola, die kaum aus dem Bett kam. Immerhin hatte sich Kevin in dieser Nacht verhältnismäßig ruhig verhalten und sie sollte eigentlich ausgeruht sein. Aber Viola hatte das Gefühl, seit Wochen keinen wirklich erholsamen Schlaf mehr bekommen zu haben.
    Erschöpft schleppte sie sich durch den Schulvormittag – wobei Shawna ihr wenigstens die Erklärung abnahm, sie hätte die halbe Nacht mit Katja geklönt.
    »Und ein bisschen Whiskey war da auch beteiligt oder zumindest Guinness, nicht?«, fragte Shawna augenzwinkernd. »So verkatert, wie du aussiehst …«
    In der Mittagspause, in der Viola verzweifelt versuchte, sich die verlorene Energie mittels ziemlich verkochtem Irish Stew wieder anzufuttern, stieß Katja dann zu ihnen. Unverfroren, wie es ihre Art war, spazierte sie einfach in die Schule und die Cafeteria. Die anderen Schüler starrten sie ein bisschen an, sagten aber nichts.
    »Also Anonymität gibt’s hier ja null, oder?«, lachte Katja und ließ sich auf einen Stuhl gegenüber Viola fallen. Viola saß zwischen Shawna und Ahi und verputzte gerade die Hälfte von seinem Käsesandwich. Sie hatte bereits zwei Portionen Stew gegessen und mochte nicht auffallen, indem sie sich einen weiteren Nachschlag holte. »Gott, ich weiß nicht, ob mir das so gefallen würde … jeder kennt jeden …«
    »Vor allem weiß jeder alles über jeden!«, bemerkte Shawna. »Das kann einem manchmal auf die Nerven fallen.« Sie lächelte und streckte Katja die Hand entgegen. »Hallo, Katja, ich bin Shawna. Die mit dem Pferdetick …« Nachdem sie Katja begrüßt hatte, wies sie auf die beiden anderen Mädchen, die eben mit ihren Tabletts neben ihnen Platz nahmen. »Dies hier sind Moira und Jenny …«
    Die uns vor allem deshalb mit ihrer Anwesenheit beehren, weil Ahi an unserem Tisch sitzt, dachte Viola böse. Aber das würde Katja nicht entgehen. Sie hatte einen Blick für so etwas – und ohnehin zu scharfe Augen …
    Moira und Jenny kriegten sich gar nicht ein über ein Aquarell, das Ahi gerade im Kunstunterricht gemalt hatte. Es war noch nass und er hatte es vorsichtig auf einen Stuhl gelegt, um es trocknen zu lassen. Katja warf einen Blick auf die abstrakte Landschaft,

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