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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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vom Schwimmen gestärkten Muskeln seiner Brust, seine langen Beine und schmalen Hüften. Seine Haut war blass, aber die Aufregung über das Zusammensein mit Viola ließ sie von innen her leuchten - und bei einem Nordländer erwartete man wohl auch keine intensive Bräune. Ahis heller Teint und sein silberblondes Haar hatten Viola überhaupt erst auf die Idee gebracht, ihn als Dänen auszugeben. Das passte viel besser als die Tinker-Geschichte, die sie Katja aufgetischt hatte. Viola ärgerte sich ein bisschen, dass sie jetzt zwei Lügengebäude hatte, die sie aufrechterhalten musste. Katja drängelte auch schon. Sie wollte unbedingt ein Foto von Violas Boyfriend.
    »Dann erklär mir jetzt, was ein Märchenprinz ist ... «, neckte Ahi sie und platzierte kleine Küsse auf ihrer Hand. Violas Kopf lag an seiner Brust und sie versuchte, das Gefühl von »kratzig« auszuschalten. »So hast du mich eben in Gedanken genannt. Ein Märchenprinz, der sich in die Wirklichkeit verlaufen hat ...«
    Viola wurde glühend rot. Es war nur so dahergedacht. Aber ein bisschen Angst schwang schon darin mit und sie hoffte, dass Ahi die nicht wahrgenommen hatte. Morgen würde sich der Prinz in der Wirklichkeit bewähren müssen ...

12
 
    Ahi und Shawna verstanden sich sofort - so gut, dass Viola fast eifersüchtig wurde. Aber tatsächlich hatten das Kelpie und das blonde Mädchen vieles gemeinsam. Das sanfte Wesen zum Beispiel, das beiden das Leben nicht gerade erleichterte. Ob Shawna sich von ihrer Familie und obendrein Bill und Ainné herumstoßen ließ oder ob Ahi beflissen mit der seinen sang, war eigentlich das Gleiche ...
    Aber nein, das wollte Viola nicht denken! Ahi war schließlich auf dem besten Wege dazu, sich von all dem zu befreien und - das hoffte sie zumindest - dabei auch sein eigenes bacha zu entwickeln. In den langen Nächten seit der Erkenntnis, in ein Kelpie verliebt zu sein, hatte sie sich ihre eigene Theorie zurechtgelegt: Allen Geschichten zufolge konnten Kelpies zu Menschen werden, wenn sie liebten beziehungsweise von sich aus entschieden, an Land zu leben. Also mussten sie auch ihre eigene Lebensenergie erschaffen können. Vielleicht funktionierte das ja automatisch, wenn Ahi nicht mehr sang und nicht mehr die Gestalt wechselte. Und es hatte zweifellos seinen Grund, dass er sich dabei in Viola verliebt hatte statt in die eher schwache und geduldige Shawna, die den Kelpies nicht mal als Jagdopfer wirklich attraktiv erschien. Ahis Augen leuchteten auch nicht auf, wenn er Shawna betrachtete - Viola wollte davon überzeugt sein, dass sie nicht mehr für ihn sein konnte als eine Freundin! Und sie hoffte nur, dass Ahi sich endlich an das Wort Tiere gewöhnte und aufhörte, von Kleinen Seelen zu sprechen, wenn Shawna das Gespräch auf ihr Lieblingsthema brachte.
    Vorerst ging es allerdings nur um die Schule und die Anmeldung. Shawna war nach dem Füttern von Bills Pferden zu Viola und Ahi in den Wohnwagen gekommen - und überschüttete die beiden mit Bewunderung für ihre romantische Liebe und Alistairs Mut.
    »Ich wusste gar nicht, dass Alistair ein dänischer Name ist«, bemerkte sie und spielte mit ihrem blonden Haar, das sie sich heute mit einem breiten, bunt bestickten Stirnband aus dem Gesicht hielt. Gewöhnlich trug sie einfach eine Schirmmütze, wenn sie zum Füttern herunterkam, aber heute hatte sie sich für den Freund ihrer Freundin hübsch gemacht. Viola vermerkte argwöhnisch, dass sie auch etwas Lidschatten aufgelegt hatte. »Ich dachte, er wäre mehr schottisch.«
    Ahi zuckte die Schultern und lächelte sein unnachahmliches Lächeln, während Viola rasch nach einer Erklärung suchte. »Alis Familie kommt ... äh ... von den Faröer-Inseln und da gab es wohl immer ... äh ... Handelsbeziehungen mit Schottland ...«
    Shawna blickte trotz der schnellen Antwort etwas verwundert. Viola konnte es ihr nicht verdenken. Irgendwelche Handelsbeziehungen erklärten schließlich nicht die Namensgebung für ein Kind.
    »Der Name ist schon sehr lange in meiner Familie«, sagte Ahi schließlich würdevoll. »Du kannst - Ali zu mir sagen.«
    Viola atmete auf. Dies war allerdings schon das Äußerste an Improvisation, das man von ihrem Freund erwarten konnte. Sie hatte längst gemerkt, dass er ungern log - zumindest hatte er keine Übung in dieser Kunst. Und auch jetzt hatte er die reine Wahrheit gesagt - der Name war bestimmt schon lange in seiner Familie. Kelpies mochten sich auf der Jagd verstellen und deshalb als

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