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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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tiefer in den Höhlen zu liegen und sein Gesicht war blass. Die »mühelose« Art des Austauschs von Wissen forderte offensichtlich Tribut.
    »Ich kann versuchen, Geld zu verdienen«, erklärte er nun aber ganz geschäftsmäßig und als habe er immer gewusst, was Zahlungsmittel in der Menschenwelt bedeuteten. Viola hatte eben selbst kurz über eine Arbeit nach der Schule nachgedacht und Ahi musste das aufgegriffen haben. Allerdings würde es damit wahrscheinlich schlecht aussehen. Im Sommer gab es in dem Ferienort Roundwood reichlich Jobs, auch für Schüler. Aber jetzt im Winter war nichts los.
    Nun, darüber konnte sie später nachdenken. Erst mal gab es drängendere Fragen. Und Ahis offensichtliche Erschöpfung ließ ihn gleich eine der wichtigsten stellen. »Wo soll ich denn schlafen?«, erkundigte er sich fast schüchtern. »Ich kann nicht in den See zurück, wenn ich jetzt fortlaufe.«
    »Du kannst auf keinen Fall draußen schlafen!«, erklärte Viola fest. »Allein der Gedanke, dass ich jeden Tag nachsehen müsste, ob du Moos im Haar hast - oder Stroh wie ein Pferd!«
    Ahi lachte, aber es klang etwas befangen. Viola lag gar nicht so falsch. Natürlich hätte er in der Gestalt seines beagnama in den Hügeln genächtigt.
    »Deine Familie würde mich nicht wollen, oder?«, fragte Ahi.
    Viola verdrehte die Augen. Wie konnte er so naiv sein? Aber wieder schalt sie sich für ihr mangelndes Einfühlungsvermögen. Moralvorstellungen waren dem Kelpie natürlich fremd - viele davon waren ja schon für aufgeschlossene Menschen kaum nachvollziehbar. Wie sollte sie Ahi zum Beispiel klarmachen, dass ihre Eltern zwar sicher nichts gegen eine mehrstündige Wanderung mit ihrem Freund hätten, ihr aber keineswegs erlauben würden, denselben in ihrem Zimmer übernachten zu lassen? Dad und Ainné würden Zeter und Mordio schreien, wenn Viola einen männlichen Begleiter mitbrachte.
    »So schön, Lieber, kannst du gar nicht singen ...«, seufzte sie, ohne auf Ahis erneut verwirrten Blick einzugehen. »Aber pass auf: Du weißt doch, dass wir im Sommer einen Studenten als Helfer hierhatten, Patrick ...«
    Ahi nickte gelassen. Viola fragte sich, ob Lahia ihre Künste an Patrick erprobt hatte. Aber dann erinnerte sie sich daran, dass er einmal behauptet hatte, nie wilde Ponys in der Nähe des Campingplatzes gesehen zu haben.
    »Auf jeden Fall hat er in einem Wohnwagen gewohnt - hinten am Spielplatz, etwas abseits von den anderen Stellplätzen.«
    Vor allem nicht allzu nah am See ... Ahi nickte wieder. Oberflächliche Gedanken las er wohl auch ohne direkte Verbindung.
    »Jetzt im Winter steht das Ding leer und es kommt auch kaum jemand dahin. Zumindest, solange du keinen Lärm machst und nicht zu viel Licht.«
    »Ich kann besser sehen als du, Viola«, verriet Ahi. »Ich brauche wahrscheinlich gar kein Licht.«
    »Umso besser!«, bemerkte Viola. »Wenn du also magst, kannst du gleich einziehen.«
    Ahi rieb seine Schläfe. »Das Mädchen wird es wissen«, bemerkte er dann.
    Viola runzelte die Stirn. »Welches Mädchen?« Aber dann hatte sie Shawnas Bild vor Augen.
    »Sie führt die Kleinen Seelen daran vorbei und sie ... Ich weiß auch nicht, was sie da manchmal macht, aber sie setzt sich einfach vor den Wohnwagen und starrt in den Himmel, als suche sie ein Lied ... Meistens abends, bei Vollmond oder wenn die Sterne scheinen.«
    Viola lachte. »Im Ernst? Aber das können wir nutzen. Ist sowieso gut, jemanden einzuweihen, der sich mit der Schule und dem ganzen Drumherum hier besser auskennt. Pass auf, wir erzählen ihr ...«
 

 
    »Er ist deinetwegen gekommen?«, quietschte Shawna. »Aus ... aus Dänemark, nur um dich zu sehen? Oh, Vio, das ist so süß, so romantisch! Und er ist weggelaufen? Wirklich?«
    Es war Samstagnachmittag und Viola hatte die Freundin scheinbar aufgeregt hinter das Bootshaus gezogen, um ihr die Neuigkeit zu berichten. Endlich enthüllte sie die Identität des geheimnisvollen »Boyfriends«, der ihr den Amethyst geschenkt hatte, um ja nicht vergessen zu werden.
    »Ich kenne ihn halt aus dem Urlaub. Letzten Sommer, als ich mit meinen Eltern in Dänemark war ...« Es war der letzte Urlaub gewesen, den Viola mit beiden Eltern gemeinsam verbracht hatte, und das Ferienhaus am See war wirklich nett gewesen. Allerdings genauso einsam wie ähnliche Anlagen hier am Lough Dan. Viola hatte kaum einen Jungen zu Gesicht bekommen. Jetzt fragte sie sich allerdings, ob es in dem Gewässer vielleicht Kelpies gegeben hatte, die

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