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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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bei jeder Bewegung. Sie striff sich gerade noch Handschuhe über und griff nach ihrem Schirm; an ihrem Unterarm baumelte ein hellrosa Fächer, farblich abgestimmt, auf ihr Kleid.
 
    Die Kutsche brachte uns innerhalb weniger Minuten zum Theater. Ich atmete tief durch, Sarah hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Sie bemerkte, wie nervös ich war, doch ihre Anwesenheit beruhigte mich ein wenig. Der Kutscher öffnete die Tür und ich stieg aus, um meiner Frau aus dem Gespann zu helfen. „Bis später“, flüsterte sie, während sie ihre Lippen kurz auf meine Wange drückte und mich wieder ihr betörender Duft umfing. Dann verschwand sie im Gewühl der anderen Gäste, die sich bereits zahlreich eingefunden hatten. Ich beeilte mich, hinter die Bühne zu kommen, um meinen Platz einzunehmen. Die weiteren Mitwirkenden begrüßten mich kurz, dann herrschte absolute Ruhe. Das wirre Stimmengemurmel im Saal wurde langsam leiser und es schien, als hätten alle ihren Platz gefunden.
 
    Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb. Ich war nervös und hatte große Angst, meinen Auftritt zu verpatzen. Immerhin fehlte mir noch die Routine; war doch dieses Stück das erste, bei dem ich auf einer großen Bühne stehen durfte.
    Dann war es soweit, die einleitenden Töne des ersten Aktes erklangen, bis plötzlich eine schrille, panische Stimme durch das gesamte Theater hallte: „Feuer! Feuer!“
    Nach einer Schocksekunde sprangen alle um mich herum auf und der Vorhang wurde zur Seite gezogen, während der Lärmpegel der Opernbesucher wieder anschwoll. Ich stand auf der Bühne und blickte fassungslos in den Saal, der sich schnell mit schwarzem Qualm füllte. Alle waren von ihren Stühlen aufgesprungen und versuchten panisch, zu den Ausgängen zu gelangen. Hektisch sprang ich die Stufen hinab und sah mich suchend nach Sarah um. Eine kreischende Frau, mit ausladendem Hut rannte an mir vorbei und da sah ich sie – zumindest ihr Gesicht. Sie stand in mitten der hysterischen Menschenmasse und wurde immer wieder angerempelt, sodass sie ins Straucheln geriet.
    „Sarah! Sarah!“, vergeblich versuchte ich, gegen den vorherrschenden Lärmpegel anzuschreien. Gerade in diesem Moment wandte sie sich herum und sah mir in die Augen. Ihre sorgenvolle Miene machte einem erleichterten Lächeln Platz und sie raffte ihren Rock hoch, um schnellstmöglich zu mir zu gelangen. In diesem Moment riss einer der anwesenden Polizisten einen Notausgang auf und sofort strömten alle in Richtung der rettenden Öffnung. Ich wurde einfach mitgerissen, so sehr ich auch versuchte, mir einen Weg in die entgegengesetzte Richtung zu bahnen. Ich schubste, drängelte und schrie immer wieder Sarahs Namen. Der Rauch strömte beißend in meine Lunge und ich musste husten. Während ich mich krümmte, bekam ich einen Stoß von der Seite und fiel zu Boden. Schuhe flogen an mir vorbei, immer wieder spürte ich schmerzhafte Tritte gegen meinen Kopf.
    Ich hörte meine Rippen knacken, brüllte vor Schmerz und Pein, und in meinem Mund breitete sich langsam der Geschmack von Blut aus. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kämpfte gegen das Gefühl der Ohnmacht an, als sich plötzlich ein brennender Schmerz in meinem linken Bein ausbreitete. Mittlerweile war der gesamte Saal von Angst- und Schmerzensschreien erfüllt und es roch süßlich-verbrannt. Ich wollte mich aufrichten, um zu sehen, was mit meinem Bein los war, doch dann knallte etwas gegen meinen Kopf und augenblicklich wurde es schwarz um mich herum.
     
    Von irgendwoher drang das Ticken einer Uhr an mein Ohr und der verfremdete Geruch von Rosenwasser rief ein vertrautes Gefühl in mir wach. Irritiert schlug ich die Augen auf. Ich hatte einen beißenden Geruch in der Nase und meine Mundhöhle schmeckte nach Ruß und Qualm. Wo war ich?!
    Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war eine panische Menschenmasse, die alles niedertrampelte, was ihr im Weg stand. Und Sarah´s Gesicht!
    Sarah!
    Ruckartig setzte ich mich auf. Ungläubig sah ich mich um – ich befand mich in unserem Hotelzimmer. Hatte ich das alles nur geträumt? Doch warum stank meine Kleidung dann so abartig? Ich blickte auf meine rußgeschwärzten Finger und ließ mich kraftlos auf der Bettkante nieder; nein – ich hatte das nicht geträumt! 
    „Sarah?!“, rief ich und langsam stieg Panik in mir auf. Irgendwie musste ich hier her gekommen sein, doch wo war meine geliebte Frau?! „Sarah!“ Meine Stimme

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