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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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klang hysterisch, als ich aufsprang und mich hektisch umsah. Doch sie war weder im selben Zimmer, noch im Badezimmer nebenan. Mein Blick fiel auf den angelaufenen Spiegel, der über der Waschkommode hing. Ich betastete mein Gesicht, das mit einer schwarzen Schicht Ruß überzogen war. Hektisch drehte ich am Wasserhahn und wusch mich notdürftig mit dem eiskalten Wasser ab. Als ich mich gerade abgetrocknet hatte, schrak ich zusammen, wirbelte herum und fegte ein paar von Sarahs Parfümfläschchen von der Kommode, die mit einem lauten Klirren auf dem Boden zersprangen. In der Tür stand ein fremder, gut gekleideter Mann, dessen bohrender Blick, seiner giftgrünen Augen, augenblicklich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengrube wachrief. 
    „Was …wer … sind Sie?“ Nur mühsam brachte ich stotternd ein paar Worte zusammen. Der Fremde verzog seinen Mund zu einem milden Lächeln. „Ich habe dich gerettet, Julian – aus den Flammen.“ Unwillkürlich presste ich mich gegen die Waschkommode. Irgendetwas an ihm behagte mir nicht. „D-d-danke“, presste ich dennoch hervor und da fiel mir Sarah wieder ein. „Wissen … Sie etwas über den Verbleib meiner Frau?“ Der Fremde deutete mit einem Kopfnicken in den Raum nebenan. „Möchtest du dich nicht erstmal setzten, Julian?“ Woher kannte er meine Namen? Nur zögernd nickte ich und folgte ihm in das karg eingerichtete Hotelzimmer, wo ich mich auf der Bettkante niederließ. Stumm folgte mein Blick dem Mann, der behauptete, mich gerettet zu haben, als er gegenüber auf einem Stuhl Platz nahm. Alles an seinen Bewegungen schien formvollendet. Er versprühte eine Aura, die gleichzeitig einschüchternd, wie auch geheimnisvoll wirkte. 
    „Julian.“ Wieder sprach er mich direkt mit meinem Namen an und begann, sich langsam die Lederhandschuhe, von den Fingern zu streifen. „Ich will gar nicht lange drum herum reden – dir ist heute etwas Schreckliches widerfahren, aber du hast es überlebt. Obwohl deine Verletzungen wirklich äußerst ernst waren.“ Plötzlich erinnerte ich mich, an die Schmerzen, als die trampelnden Füße meinen Körper und meine Eingeweide zerquetscht hatten. Fassungslos betastete ich meinen Brustkorb, wo eigentlich mindestens eine Rippe gebrochen hätte sein müssen. Doch als ich an meinem Hemd zerrte und mit den Fingerspitzen über die Haut fuhr, war dort noch nicht einmal ein blauer Fleck zu finden. „Wie … was …?“ Mehr bekam ich nicht heraus; hilfesuchend hob ich meinen Blick. Noch immer lächelte der Fremde. „Ich sage doch, ich habe dich gerettet und zwar nicht nur davor, zu verbrennen – nein, ich habe deine Verletzungen geheilt.“ Sorgsam legte er seine Handschuhe auf die Stuhllehne. „Aber … wie?“, platzte es aus mir heraus. Ich konnte das alles einfach nicht begreifen!
    „Das war ganz einfach – mit meinem Blut“, erklärte er leichthin und lehnte sich zurück, während seine Augen wachsam jede meiner Regungen musterten. „Was? Mit … mit Blut … das ist doch verrückt! ich meine …“ Nun war ich kurz davor, völlig den Verstand zu verlieren. Oder ich saß hier mit einem Verrückten im selben Raum! Und doch dämmerte mir, dass ich mit diesen Verletzungen wohl eigentlich nicht mehr am Leben hätte sein dürfen. „Ich sage dir Wahrheit, dass musst du mir glauben – sieh her!“ Ruckartig schob er den Ärmel seines Gehrocks zurück, zückte ein Messer und schnitt sich die Haut an seinem Handgelenk auf. „Nein!“, schrie ich erstickt und schlug die Hand vor den Mund. Dunkelrot sickerte das Blut durch die Schnittwunde, tropfte auf die Holzbohlen und sammelte sich dort zu einer kleine Pfütze. Doch als ich wieder aufsah und seinen Arm betrachtete, war dort schon längst das Blut getrocknet und der Schnitt fügte sich auf wundersame Weise wieder zusammen. Einen Augenblick später, schien die Haut völlig unversehrt zu sein. „Das … ist doch nicht möglich!“ Ich fasste mir an die Stirn. Hatte ich etwa Fieber und halluzinierte? Doch meine Körpertemperatur schien völlig normal und der Fremde war gerade dabei, sich seine Handschuhe wieder anzuziehen. In diesem Moment entschloss ich mich dazu, die Flucht zu ergreifen! Dieser Mann machte mir Angst und außerdem musste ich unbedingt Sarah finden!
    Ich sprang vom Bett auf, stürzte zur Tür und rannte so schnell ich konnte die Treppe hinunter. 
    Der Morgen graute bereits und ich lief eilig die Straße in Richtung des Theaters hinunter. Von weitem sah ich schon die

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