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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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umfing mich eine angenehme Wärme. Tamaras besorgtes Gesicht erschien über mir. Ihre Augen glänzten feucht und ich versuchte angestrengt, meinen Arm zu heben. Ich schloss seufzend die Augen, als meine Fingerspitzen die zarte Haut ihrer Wangen berührten. „Julian – was ist passiert?!“ Ihre laute Stimme durchdrang den Nebel, der meinen Verstand langsam einhüllte und ich riss die Augen auf. Sie beugte sich zu mir hinunter und musterte mich angstvoll von oben bis unten. „Ich … weiß … nicht … genau …“, raunte ich heiser und mit bleierner Zunge. Meine Lider wurden so schwer, dass ich sie einfach nur noch schließen wollte. Doch ein Rütteln ging durch meinen Körper und Tamara, der mittlerweile Tränen über das schöne Gesicht liefen, schrie mich an: „Julian! Bleib bei mir! Was ist mit dir?!“ Doch ihre Umrisse verschwammen und es fühlte sich an, als würde ich von einer fremden Kraft von ihr weggezogen. „Im … Wald … ich hab sie … getötet … etwas stimmt nicht …“ Erschöpft gab ich es auf, dagegen anzukämpfen und schloss die Augen. Was um mich herum geschah, bekam ich nicht mehr mit. Nur Tamaras schrille, verzweifelte Stimme hallte noch in meinem Kopf, doch ihre Worte wollten sich nicht mehr zu sinnvollen Sätzen zusammenfügen – und schließlich verstummte sie ganz. 
     
    Wien, Dezember 1881
    „Julian?“ Eine vertraute Stimme flüsterte zärtlich meinen Namen. Ich spürte eine streichelnde Hand an meiner Wange, streckte mich und öffnete verschlafen die Augen. „Du musst aufstehen – Schlafmütze!“ Ein paar rehbraune Augen musterten mich streng, doch um den sinnlich geschwungenen Mund zuckte ein Lächeln. Ich gab einen protestierenden Laut von mir und drehte mich zur Seite. „Ich habe heute keine Lust! Lass uns einfach hier im Bett bleiben Sarah.“
    „Dass würde dir so gefallen – heute ist dein großer Tag und du willst dich drücken.“ Liebevoll wuschelte sie durch meine Haare und ich konnte nicht anders, als mich zu ihr umzuwenden. „Du kannst so hartnäckig sein! Na gut – wie du willst…!“ Ruckartig richtete ich mich auf und stürzte mich auf sie. Sarah stieß ein einen lachenden Aufschrei aus, als ich sie packte und in die Kissen drückte. Ich kletterte auf sie, kitzelte sie und zerzauste ihre kunstvoll hochgesteckte Frisur. „Du Bastard!“, kreischte sie kichernd und schnaufend, „Dafür habe ich fast zwei Stunden gebraucht!“
    „Du hast es ja nicht anders gewollt!“ Ich grinste breit und beugte mich über sie, um ihr einen Kuss zu geben. Sie streckte ihren Rücken durch und drängte sich mir entgegen, während ich ihr meine Zunge in den Mund schob und ein lustvolles Seufzen aus meiner Kehle entwich. Mit bebenden Fingern zerrte ich an ihrem Unterrock und hob ihr Becken an. Immer stürmischer umspielten sich unsere Zungen, ihre Augen glänzten fiebrig, während ich mich zwischen ihre Schenkel schob und sie aufstöhnte, als ich in sie drang. Ein leichter Schweißfilm überzog unsere sich liebenden Körper, trotz der kalten Winterluft, die durch das undichte Fenster unseres Hotelzimmers herein strömte.
    Atemlos sank ich neben Sarah zwischen die zerwühlten Laken. „Jetzt bleibt dir nicht mehr viel Zeit!“ Sie lachte schief und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, ehe sie sich in eins der Laken hüllte und nach nebenan verschwand. „Ich habe dir ja gesagt, es ist keine gute Idee so übermüdet ein Nickerchen zu machen!“, rief sie mir zu, während ich mich aus dem warmen Bett quälte. 
    Gestern hatte die Uraufführung des Opernstücks stattgefunden, in dem ich mitwirkte. Ich war erst weit nach Mitternacht ins Bett gekrochen und fühlte mich heute schon den ganzen Tag wie erschlagen. Sarah kam gerade in ihrem Unterrock und der halb geschnürten Korsage in den Raum. „Hilfst du mir kurz?“, fragte sie und wandte mir ihren Rücken zu. Ich hauchte ihr einen Kuss in den Nacken; ihre Haut duftete nach Rosenwasser. „Natürlich.“ Ich griff nach den Kordeln und zog sie Stück für Stück fest, während Sarah ab und zu seufzend einatmete.
    Ich half ihr beim Anziehen ihres Kleides, mit der ausladenden, gerüschten Schleppe, das ein halbes Vermögen gekostet hatte und ließ mir dann meinen Anzug von ihr reichen. Mein Blick fiel durch das Fenster, auf die verschneite Straße und ich sah, dass gerade unsere Kutsche vorfuhr. „Wir müssen los!“, rief ich Sarah zu und nahm meinen Hut. „Ich komme!“ Sie trat über die Schwelle und ihr Rock raschelte

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