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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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schwarzen Rauchschwaden, die von den verkohlten Überresten des einst so prunkvollen Gebäudes aufstiegen. Ich drängte mich durch die schaulustige Menge, die sich um die Trümmer versammelt hatte und sah mich suchend um. „Sarah!“ Immer wieder schrie ich aus voller Kehle ihren Namen. Man hatte bereits mit der Bergung der Leichen begonnen; am Straßenrand lagen zahlreiche leblose Körper, notdürftig mit Tüchern abgedeckt.
    Da fiel mir ein angesengtes, rosafarbenes Stückchen Stoff auf, das unter einem Leichentuch hervorlugte. Es war mir kaum mehr möglich, zu atmen, denn ein riesiger Kloß verschloss plötzlich meine Kehle und meine Augen begannen zu brennen. 
    Ich musste mich zu jedem Schritt zwingen, als ich mit zittrigen Knien und geballten Fäusten auf die Toten zutrat. Zögernd ging ich vor dem Leichentuch in die Knie, unter dem der Stoffzipfel hervorblitzte. Meine Hände bebten und Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich vorsichtig an dem Laken zog.
    Mit einem Aufschrei sank ich zusammen und hämmerte mit den Fäusten gegen meine Schläfen! Sarahs Gesicht war schwarz verschmiert und ihr Haar klebte verkrustet an ihrer Stirn. „Nein! Sarah! Nein!“ Ein stechender Schmerz breitete sich über meine gesamte Brust aus, während ich über dem Körper meiner toten Frau hockte und schluchzte. Ich zerrte an dem Tuch, das sie bedeckte, wollte mich vergewissern, dass es sich tatsächlich um meine Frau handelte, obwohl es außer Frage stand, doch da spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter, die mich davon abhielt. „Nicht … Julian. Tu dir das nicht an – so möchtest du sie nicht in Erinnerung behalten.“ Durch meinen Tränenschleier blinzelte ich nach oben. Neben mir stand der Fremde aus dem Hotel. Mein Kiefer begann zu zucken und plötzlich wurde ich wütend!
    Ich sprang auf und schubste ihn von mir weg. „Du sagst also, du hast mich gerettet? Und was war mit ihr?!“, schrie ich ihm ins Gesicht und verpasste ihm erneut einen Stoß. Er taumelte nicht mal, sondern trat nur einen kleinen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. „Julian, so einfach ist das nicht … du musst verstehen…“
    „Was?!“, fuhr ich ihm ins Wort, „Was gibt es da zu verstehen? Offenbar hast du mich zwar vor dem Tod bewahrt … aber meine Frau hast du sterben lassen!“ Meine Anschuldigungen schienen ihn in keinster Weise zu berühren.
    Er ließ seinen Blick fest auf mich gerichtet, während er die Augen zusammenkniff. „Sie war schon tot – als ich hier ankam. Du aber nicht, deshalb konnte ich dich retten. Aber ich kann keine Toten wieder auferstehen lassen!“ Seine Stimme war hart und grob, als er mir das erwiderte.
    Da versagten meine Beine einfach ihren Dienst, das war alles zu viel! Ich taumelte und sank zu Boden. Warme Hände umfingen mich, hielten mich fest und richteten mich wieder auf. Und im nächsten Moment zogen sie mich fort. Fort von Sarah, fort von meinem alten Leben und allem, dass mir bis zu diesem Tag wichtig gewesen war.

Kapitel 4: Tamara - Hoffnungsschimmer
    „Sarah?!“ Julian hatte die Lider geöffnet und starrte mich mit glasigen Augen an. Ich saß über ihn gebeugt und streichelte seinen Handrücken. Wer war Sarah? „Nein Julian, ich bin es – Tamara“, erwiderte ich flüsternd. Einen kurzen Augenblick lang, schien sein Blick klarer zu werden und um seine blassen Lippen zuckte ein leichtes Lächeln als er mich scheinbar erkannte. Doch dieses Lächeln wich schnell einem schmerzvollen Ausdruck in seinem Gesicht. „Tamara … es tut mir so leid …“ Er atmete schwer ein und schloss erneut die Augen. Ich biss mir auf die Lippen, während sich eine Träne aus meinem Augenwinkel stahl. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und erhob mich, um nach unten zu gehen. 
    Max und Valentina musterten mich besorgt und fragend, als ich zu ihnen ins Wohnzimmer trat. Ich hatte die beiden angerufen und um Hilfe gebeten, da ich nicht wusste, warum Julian plötzlich so schrecklich krank war. Ich fühlte mich hilflos und hatte keine Ahnung, wie ich ihm helfen sollte.
    „Wie geht es ihm?“, wollte Max wissen, während ich neben ihm in den Sessel rutschte. „Er war kurz wach“, begann ich zögernd, „Und … er hat etwas gesagt.“ Die beiden horchten auf und ich rang kurz mit mir. „Einen Namen … Sarah – als er mich angesehen hat. Dann habe ich ihm gesagt, wer ich bin und es schien, als würde er mich erkennen. Er hat gesagt, es täte ihm leid.“ Max atmete zischend aus und ich

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