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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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besondere Weise geschützt. Aber es ist zu ersetzen.“
    „Dein Schutz?“
    „Ist längst wiederhergestellt.“
    Joshua fasste sie an den Oberarmen und drehte sie zu sich herum. „Ina, es tut mir leid!“
    Sie lächelte. „Immer noch besser, als wenn du es allein zu Hause getan hättest. Aber ich habe etwas gut bei dir!“
    „Alles!“
    Sie neigte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich noch einmal so eine Nacht ergattern kann wie letztes Jahr, als du betrunken warst?“
    Er lachte leise auf. „Wenn ich solo wäre …“
    „Aber das bist du nicht, ich weiß.“
    „Woher …?“
    „Ich habe meine Quellen.“ Sie wandte sich ab und hantierte an der Kaffeemaschine, dann reichte sie ihm eine Tasse und Joshua schaute verdutzt auf die Sahne, die sie aufgesprüht hatte. Fragend schaute er sie an.
    „Das, mein Lieber, ist ein Irish Coffee. Ich glaube, wir können den Whiskey jetzt gut vertragen.“
    „Aber ich hab mein Auto hier stehen!“
    „ Dann verrate es deiner Polizistin nicht oder lass den Wagen hier stehen. Du hast doch nur einen Fußweg von vielleicht fünf Minuten!“
    Joshua schnaubte und löffelte die Sahne von dem G etränk. Als der gesüßte, alkoholisierte Kaffee in seinen Magen rann, breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus.
    „Ich muss mindestens zehn Minuten laufen“, grummelte Joshua und Ina lachte herzhaft.
     
     

SIEH HIN
     
    Joshua wollte nicht nach Hause, sondern zu Lea. Er ließ seinen Wagen stehen und lief die Hauptstraße nach Ge lsenkirchen-Buer hinauf. Er hätte die Straßenbahn nehmen können, aber er brauchte Zeit, um nachzudenken.
    Es dämmerte bereits und Joshuas Blick hob sich. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, unterbrochen von hellvioletten Lücken, die wie herausgebrochen schienen. Er versuchte, die einzelnen Sterne zu zählen, die bereits hervorblitzten und dachte mit einem Lächeln an seine Kindheit, als Mark und er dies stets probiert hatten. Das Wetter war schon am Vormittag umgeschwenkt und der Schnee taute bereits. Überall bildeten sich Pfützen auf den Straßen und die Gehwege wurden zu Rutschpartien.
    Ein Mädchen saß in einem Hauseingang und sah ihn mit tränenverschleierten Augen an. Der Kajal ihrer stark geschminkten Augen verwischte sich mit dem Lidschatten und gab ihr etwas Düsteres. Sie hielt ihren Arm an sich gepresst.
    Joshua verharrte. Er brachte es nicht über sich vorbeizugehen, denn er erkannte sie. Wortlos setzte er sich neben sie.
    „Ich … ich komme nicht rein! Der Klingelknopf …“ Tränen liefen wie kleine Bäche an ihren Wangen hinunter.
    „Kannst du ihn nicht mehr berühren?“, fragte Joshua.
    „Es geht einfach nicht“, schluchzte sie.
    „Was ist mit deinem Arm passiert?“
    „Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“
    Aufmerksam schaute Joshua sich um. „Was siehst du, wenn du auf die Straße schaust?“
    Das Mädchen folgte seinem Blick und betrachtete ein vorbeifahrendes Auto. „Da … ist ein Fleck auf dem Asphalt.“
    Auch Joshua hatte ihn gesehen.
    Er wollte ihr so gerne helfen! Aber wie?!
    „Ich glaube, du gehörst vielleicht nicht mehr hierher“, sagte er leise.
    „Nicht mehr … hierher?“
    „Versuch meine Hand zu nehmen“, forderte er sie auf.
    Das Mädchen sah ihn verwundert an. Doch dann hob sie ihre Rechte, legte sie auf Joshuas – und sie glitt hindurch. Erschrocken wich sie zurück. „Bist du ein Geist?!“
    „Nein .“
    Sie begann zu verstehen. „Das Auto …“
    Geschockt starrte sie auf die rostrote Stelle auf dem Asphalt − ihr Blut auf der Straße.
    Joshua entschied sich für etwas, das er seit der Kindheit nicht mehr getan hatte.
    Gott, wenn es dich gibt ... dann hilf ihr bitte, betete er lautlos.
    Nieselregen setzte ein und Wind wirbelte die Feuchti gkeit durch die Luft. Wie winzige Perlen hafteten die Tropfen auf Joshuas Jacke.
    Ein Mann erschien plötzlich vor ihnen. Er wirkte eher bescheiden, aber seine Präsenz vermittelte ein Gefühl, das Joshua kaum erfassen konnte. Er sah dem Fremden verwundert entgegen. 
    „Hast du gedacht, ein Gebet bewirkt nichts?“, fragte der Mann mit einem sanften Lächeln. Er wandte sich an das Mädchen, streckte ihr seine Hand hin. „Mich kannst du berühren“, flüsterte er ihr zu.
    Verunsichert erhob sie sich, nahm seine Hand. „Wo bringst du mich hin?“
    Joshua las Angst in ihren verweinten Augen.
    „Nach Hause .“
    Er begegnete noch einmal Joshuas Blick. „Die Wah rheit liegt direkt vor dir, Joshua. Sieh hin!“
    Ihre Gestalten verschwanden

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