Ruf der Geister (German Edition)
„Hi, Mark.“
Gnadenlos nutzte Lea es aus, dass er nackt im Flur stand. Sie näherte sich glucksend und kitzelte ihn, doch Joshua wand sich und entschlüpfte ihr.
„Josh, kannst du kommen?“ Marks Stimme hörte sich seltsam an.
„Was ist los?“
Sofort merkte Lea, dass etwas nicht in Ordnung war und beendete ihre Neckerei.
„Josh, mir … mir geht es nicht so gut. Ich will nicht a llein sein.“
Als sich Lea mit einem fragenden Gesichtsausdruck bemerkbar machte, hielt Joshua das Telefon zur Seite. „Meinem Freund geht es nicht gut“, flüsterte er ihr zu.
Sie nickte, ging zurück zum Wohnzimmer und zog sich an. „Mark? Ist es in Ordnung für dich, wenn ich jemanden mitbringe?“
„Ist mir egal.“
„Wir sind gleich da.“
Als Joshua das Handy wieder zurücksteckte, streifte sich Lea bereits ihre Stiefel über. „War das der Mark von der Party?“
Er nickte nur und schlüpfte in seine Kleidung.
„Was hat er denn?“
„Ich weiß nicht, aber er wirkte … so verstört.“ Sorge bereitete ihm auch, dass Mark angetrunken wirkte.
Sie fuhren mit Leas Auto zu Marks Wohnung. Dass er offensichtlich gelaufen war, kommentierte sie nicht, sondern nahm es stillschweigend hin.
Joshua kannte Marks Zuhause nur als sehr sauber, geradezu penibel aufgeräumt. Sein Freund war immer darauf bedacht gewesen, den Anschein einer teuren Designerwohnung zu erwecken. Sie nun in einem verwahrlosten Zustand zu sehen, verwirrte Joshua. Ein leerer Pizzakarton lag auf dem Tisch, es befanden sich noch Essensreste darin. Marks Anziehsachen waren überall verteilt und schmutziges Geschirr stapelte sich in der Küche.
Mark schwankte aus dem Flur und setzte sich auf das Sofa. Nie zuvor hatte Joshua ihn so gesehen. Das Haar war ungewaschen. Er trug nach Schweiß riechende Kle idung und Joshua schätzte, dass er sich seit Tagen nicht rasierte.
„Was ist mit dir?! Bist du krank?“
Lea sah sich kurz um und legte Joshua eine Hand auf den Arm. „Kümmere dich um ihn, ich räum mal ein wenig auf“, wisperte sie ihm zu.
Joshua dankte ihr im Innern zutiefst für diese Reaktion. Er setzte sich neben seinen Freund.
„Mark?“
„Nein … doch … ach, ich weiß nicht.“
„Was ist denn passiert?“
„Ich weiß nicht, Josh. Seit Mamas Tod komm ich nicht mehr richtig hoch. Mann, das hört sich so bescheuert an!“
„Nein, gar nicht. Ich weiß, wie innig euer Verhältnis war.“
Sein Freund schaute auf und der Ausdruck in dessen Augen erschreckte Joshua.
„Innig? Ja, das war es. Aber …“ Seine Stimme brach. „Sie hat … nie hingeschaut …“ Als wolle er seine Gedanken verjagen, schüttelte Mark leicht den Kopf, und wechselte das Thema. „Wer is’n die Braut?“
„Du hast sie auf der Party kennengelernt. Das ist Lea, meine Freundin.“
Mark fuhr sich über das Gesicht. „Die Party …“
„Du warst mit Katrin da.“
„Katrin?“
„Ähm, ich hatte den Eindruck, dass ihr zusammen seid.“
Mark blinzelte. „Ach, die Blonde. Ja stimmt.“
„Was kann ich für dich tun, Mark?“
„Ist einfach gut, dass ich nicht mehr allein bin. Weiß auch nichʼ was los ist.“
Lea kam ins Wohnzimmer. „Hey , Mark. Ich hab mal dein Geschirr gespült. Kann ich an deine Schränke, um es wegzuräumen?“
„Ja, sicher.“
Aus Mark war kaum ein Wort herauszubringen.
„Weißt du was? Ich glaube, du gehst erstmal duschen.“ Joshua h ievte seinen Freund hoch und bugsierte ihn ins Bad. Taumelnd zog sich Mark die verschwitzte Kleidung aus und stieg in die Duschkabine.
„Das wird dir gut tun!“
Zur Antwort brummte Mark nur etwas Unverständliches und Joshua ließ ihn vorerst allein.
Lea ging durch die Zimmer und löschte die Lichter. „Mann, was für ein Stromverbrauch. Die Wohnung ist überall hell erleuchtet.“
„Hat er bestimmt vergessen auszumachen“, murmelte Joshua. Er sammelte Marks Sachen ein und warf sie in den Wäschekorb. „So habe ich ihn noch nie erlebt!“
Lea knabberte auf ihrer Unterlippe herum. „Ich kenne sowas, Josh. Meine Ma hatte jahrelang Depressionen.“
„Er wirkte immer so … gefestigt.“ Verwirrt schüttelte Joshua den Kopf. „Ich bring ihm mal neue Sachen.“
Als Mark schließlich aus der Dusche kam, sah er sich mit entsetztem Blick um. „Wer hat die Lichter ausg emacht?!“
Verwundert schauten Lea und Joshua ihn an.
„Die Lichter dürfen nicht aus sein!“ Hastig lief er durch die Wohnung und schaltete jede Lampe wieder ein.
„Mark?“ War er so betrunken, dass er schon
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