Ruf der Geister (German Edition)
wirr daherredete? Joshua begann, sich ernsthaft Sorgen zu machen.
„Ihr könnt nicht einfach alles dunkel machen!“, herrschte er seinen Freund an.
„Sorry, Mark, ich war das“, entschuldigte sich Lea. „Ich hab es gut gemeint. Wegen des Stromverbrauchs …“
Sie schien etwas zu erkennen, Joshua sah es an ihrem Gesichtsausdruck.
„Hast du Angst vor der Dunkelheit?“
Mark fuhr zu ihr herum. „Was hast du gesagt?“ Seine Stimme war heiser, das Gesicht kalkweiß.
„Das ist doch nicht schlimm. Es gibt viele Menschen, die …“, beschwichtigte sie
„Was hast du gesagt?!“
„Ich habe dich gefragt, ob du Angst vor der Dunkelheit hast.“
Mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck starrte Mark sie an und Joshua führte ihn ins Schlafzimmer. „Ich gla ube, du brauchst mal eine Mütze Schlaf. Komm, leg dich hin. Wir lassen die Lichter an.“
Widerstandslos ließ sich Mark zum Bett führen. Als würde etwas von ihm abfallen, fiel er in die Laken und beruhigte sich.
„Warum hat sie das gefragt?“, murmelte Mark.
„Selbst wenn es so ist, Mark. Wen stört es denn? Mich nicht. Jeder hat doch seine Ängste.“
„Warum hat sie das gefragt? Sie hätte … das nicht … fragen sollen …“
Seine Lider schlossen sich. Mark schien zu Tode erschöpft. Joshua blieb bei ihm, bis er sicher war, dass sein Freund eingeschlafen war.
Zerknirscht stand Lea im Türrahmen. „Ich wollte ihn nicht verärgern.“
„Das weiß ich doch. Ich glaube, der Alkohol hat ihm ganz schön seine Sinne vernebelt.“
„Ich habe gar keinen Alkohol beim Aufräumen gefu nden.“
„Vielleicht versteckt er ihn.“
„Wirst du bei ihm bleiben?“
„Ich bringe es nicht über mich, jetzt zu gehen“, bejahte Joshua.
„Würde mir genauso gehen.“
„Fahr nach Hause, Lea. Ich nehme morgen einfach die Straßenbahn, die hält ja direkt vorm Haus.“
Zärtlich strich Lea über sein Haar. „Bist du okay?“
Joshua zog sie an sich und küsste sie. „Ja. Wir sehen uns morgen.“
Lea schlüpfte in ihre Winterjacke, presste noch einmal ihre Lippen auf Joshuas und ging fort.
Joshua sah ein letztes Mal nach Mark, der sehr unruhig schlief. Nachdenklich kehrte er ins Wohnzimmer zurück, klaubte noch ein paar Dinge auf, um sie wegzuräumen und schaltete den Fernseher ein. Eher desinteressiert verfolgte er eine Serie. Irgendwann nahm er sich eine von Marks Wolldecken und richtete sich auf dem Sofa für die Nacht ein.
Als sein Handy ihn am nächsten Morgen weckte, erwachte Joshua mit steifen Gliedern und fiel fast von der Couch, als er sich umdrehen wollte. Seufzend stand er auf. Mark saß in der Küche, die Hände in den blonden Haaren vergraben und starrte auf die Zeitung.
„Morgen. Wie geht es dir denn?“
Sein Freund schaute auf. „Besser. Danke, dass du geblieben bist.“
„Was ist los, Mark?“
„Ich weiß es selbst nicht so genau.“
„Hast du gestern getrunken?“
Mark runzelte die Stirn. „Habe ich so auf euch gewirkt?“
„Ja.“
„Dann war es wohl so.“
Aufgrund dieser vagen Antwort verzog Joshua das G esicht und goss sich und Mark frischen Kaffee ein.
„Wir sind ganz schön koffeinsüchtig, was?“, bemerkte Joshua.
Mark reagierte kaum. Immer noch starrte er auf die Zeitung. Als Joshua zu ihm herüberlinste, um den augenscheinlich so interessanten Artikel zu sehen, klappte Mark das Boulevardblatt zu und legte es zur Seite.
„Ich hab keine Brötchen, nur Brot. Ist das okay?“
Joshua bejahte das und nahm ein karges Frühstück zu sich.
„Mark, wie kann ich dir helfen?“
Mark lächelte und tätschelte seine Hand. „Mach dir keine Sorgen, das gibt sich schon wieder. Ich weiß auch nicht, was gestern los war. Ist aber wieder gut.“
Stirnrunzelnd schaute Joshua ihn an.
„Es geht mir gut, Josh! Wirklich! Du musst doch auch gleich zur Arbeit und ich hab ein neues Projekt, an dem ich gleich weiterzeichnen werde. Vielleicht bin ich einfach etwas überarbeitet.“
Ein ungutes Gefühl ballte sich in Joshuas Magen z usammen. Wie ein Feuerball glühte es auf und wollte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. „Du weißt, dass ich noch bleiben kann. Ich sag Björn einfach, dass ich zu einem meiner Schützlinge muss.“
„Ich bin aber nicht dein Schützling.“ Plötzlich grinste Mark. „Na ja, vielleicht manchmal.“
„Ruf mich an, wenn was ist, Mark!“
„Mach ich, Josh. Danke, dass du gestern gekommen bist.“
Innerlich seufzte Joshua. Marks Verhalten wirkte gekünstelt und aufgesetzt. Wiederum
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