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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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rostige Kette mit einem Werkzeug und stieß Lea auf das Gelände. Sie warf einen Blick auf ihn. Seine Hände zitterten, als er die Taschenlampe hervorholte.
    „Heute endet es“, sagte er mit rauer Stimme. „Für uns beide.“
    Pure Angst stieg in ihr hoch. Wie eine züngelnde Flamme griff sie nach ihr und sie konnte die Hitze der aufsteigenden Panik kaum ertragen. Ihre Muskeln waren teilweise immer noch gelähmt, sie brachte kein Wort heraus.
    Lea erkannte, dass er ihre Waffe an sich genommen hatte. Sie versuchte, sich aus den Fesseln zu befreien, doch er packte sie am Kragen und stieß sie in das Haus. Die Taschenlampe beleuchtete einen verfallenen Raum mit zerstörten Bohlen.
    „Bitte …“, flüsterte sie heiser.
    Der Lauf der Waffe presste sich an ihren Kopf.
     
    *
     
    Joshua lief den Waldweg entlang. Zwischen den Bä umen schimmerte fließendes Wasser. Er war allein, wie so oft. Seine Eltern mochten es gar nicht, wenn er zum Kanal ging, aber er war zehn Jahre alt und ließ sich von ihren Verboten nicht abhalten. Sie tolerierten sein rebellisches Verhalten, weil sie wussten, dass er es brauchte – in all seiner Einsamkeit.
    Der Weg öffnete sich und vor ihm lag ein breites Wi esenstück. Jugendliche mit Bierdosen standen dort, grölten und lachten. Ein Junge saß abseits auf einem Felsen am Ufer. An seine Brust war ein Stofftier gepresst. Diese Geste rührte Joshua und er blieb stehen. Eine Weile beobachtete er ihn, wie er am Wasser saß und einem vorbeifahrenden Schiff zusah, wie er sich sachte hin und her wiegte. Ein Stich fuhr in sein Herz, denn irgendwie verstand er das Gefühl, das den Jungen beherrschte. Joshua las in seinen Gesten wie in einem Buch.
    Waren es wieder die Geister, die ihm dies vermittelten? Joshua streckte seine Fühler aus. Nein, hier verweilte keiner von ihnen.
    Ein Mädchen näherte sich dem Jungen und Joshua verbarg sich hinter einem Baum. Sie unterhielten sich und er sah deutlich, dass der Junge Angst vor ihr hatte.
    „Lass ihn doch mal ‘ne Runde im Kanal drehen“, rief einer der jungen Männer zu ihr herüber.
    Der Junge sprang auf. „Nein!“
    Das Mädchen flüsterte ihm etwas zu und der Junge schüttelte den Kopf.
    „Du bist so ein Feigling!“, blaffte sie ihn wütend an.
    Plötzlich zog sie ihm das Stofftier aus den Armen und warf es im hohen Bogen in den Kanal.
    „Hol ihn dir!“
    Bestürzt zuckte Joshua zusammen. Wie konnte sie so etwas tun?
    Der Kleine stolperte ins Wasser. Er verlor den Halt, und Joshua sah, wie das Stofftier versank. Der Junge versuchte, zu seinem Teddy zu gelangen, aber er schaffte es nicht. Entsetzt sah Joshua mit an, wie er im Wasser kämpfte. Das Mädchen sah teilnahmslos zu, die Jugendlichen lachten.
    Joshua wartete nicht. Er riss sich die Schuhe von den Füßen, hastete zum Ufer und sprang mit einem Hech tsprung in den Kanal. So rasch er konnte, schwamm er zu dem Jungen, packte ihn am Kragen und hielt ihn so gut er konnte über Wasser.
    „Mein Teddy“, schluchzte der Junge.
    Joshua zog ihn an das steinige Ufer. „Tut mir leid. Der ist weg.“ Er murmelte ein Schimpfwort, was auf die J ugendlichen gemünzt war. Kopfschüttelnd beobachtete er sie. Die Halbstarken kümmerten sich nicht mehr um sie, sie waren ihnen egal.
    Der Junge starrte auf das Wasser des Kanals, das erneut von einem Containerschiff durchpflügt wurde. Tr änen liefen unaufhörlich seine Wangen hinunter.
    „Es tut mir leid. Geht es dir gut?“
    Der Jüngere sah ihn an und nickte gefasst.
    „Ich bin Joshua. Und du?“
    „Mark.“
     
    Joshua schreckte aus dem Schlaf. Er hatte sich eigentlich nur auf die Couch legen wollen, musste jedoch eingeschlafen sein.
    Tief in seinem Inneren hörte er die Worte: Sieh hin!
    Ein Eimer eisiges Wasser hätte nicht effektiver sein können. „Mein Gott“, war alles, was er herausbrachte.
    Viel zu langsam sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein. Das Mädchen, das Marks Stofftier ins Wasser geworfen hatte, war Nadja gewesen – seine Schwester. Und sie hatte ihnen ständig von dem Nachtmorrgu erzählt.
    Joshua konnte seine Tränen nicht aufhalten. Bestürzt dachte er an die Morde.
    Wie aus der Vergangenheit zurückgeholt, hörte er Marks Stimme. Sie hätte mich fast erwürgt, Josh! Nur weil ich ihr keinen Sprudel holen wollte.
    „Deshalb hast du die Frau im Turm erwürgt“, wisperte Joshua wie betäubt.
    Er musste Erich anrufen! Und er würde damit seinen besten Freund verraten.
    Mit zitternden Händen langte er nach seinem

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