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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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in den Himmel reckten.
    „Brennt den Wald nieder!“, hallte es durch den Abend.
    „Tötet die Hexen!“
    Mit Gebrüll stürmte die Menschenmenge zum Waldrand. Gleich Heerscharen von Leuchtkäfern schwärmten die Fackeln aus, tiefer und tiefer hinein in den Tann.
    „Nicht!“, schrie Luc, als die ersten Fackeln flogen und das trockene Reisig in Flammen aufging. Hugues packte Lucs Zelter beim Zügel, hielt ihn mit Mühe zurück und überlegte, was am besten zu tun sei.
    Ob Sophie dort in dem Wald war?
    Zu seiner Linken stand ein Teil des Forstes bereits in hellen Flammen, und je weiter die Fackelträger in die Tiefe des Waldes vordrangen, desto mehr glichen ihre brennenden Fackeln leuchtenden Nadelspitzen. Zu beiden Seiten des Weges gerieten die Bäume nun in Brand, begeistert bejubelt von der rasenden Menschenmenge.
    Hugues gab seinem Ross die Sporen. Er durfte nicht riskieren, dass Sophie vielleicht elendig in den Flammen umkommen könnte. Es blieb ihnen nur noch wenig kostbare Zeit, um zu dem Wasserfall zu gelangen und dann von dort zu flüchten, ehe sie vom Feuer eingeschlossen waren.
    Der schreiende Luc folgte ihm dicht auf den Fersen, doch Hugues sparte sich den Befehl, der Knappe solle warten, wusste er doch, dass Luc ohnehin nicht gehorchen würde. Schon scheute sein Ross, als es die zuckenden Schatten der Bäume bemerkte; beißender Brandgeruch bohrte sich in Hugues’ Nase, aber er zwang seinen Hengst ungerührt vorwärts. Nach Hugues’ Überzeugung war dies der Weg, auf dem er seinerzeit den Wald verlassen hatte, und bei dem Gedanken, Sophie könne bloß einen knappen Tagesritt von ihm entfernt sein, hätte er seinen Gaul am liebsten noch zum Galopp angetrieben.
    Vorausgesetzt, sie war noch dort im Wald.
    Er schlug sich diesen Gedanken jedoch sofort aus dem Kopf und richtete sein ganzes Augenmerk auf seine Flucht vor den Flammen, die in schaurigem Tanz durch die Bäume rasten und diese in absonderliche, gelblich-rote Schatten hüllten. Hugues hörte sie hinter sich dumpf zu Boden stürzen, hingestreckt vom brüllenden, alles verschlingenden Feuer. Allmählich aber verhallte das Schreien der Bauern weit in der Ferne, und je weiter die beiden Reiter die unmittelbare Gefahr auf dem Waldweg hinter sich ließen, desto ruhiger wurde der Schritt von Hugues’ Schlachtross.
    Bis zum Morgengrauen, das merkte er nun, mussten sie aber den Wald verlassen haben, und so hoffte er wider besseres Wissen, er werde den Weg zu dem Wasserfall wiederfinden. Sämtliche Hexengeschichten, die man ihm je erzählt hatte, fuhren ihm nun durch den Sinn – so zum Beispiel jene Behauptung, man könne Hexen nur aufspüren, falls sie sich auffinden ließen, oder auch die, dass man die Hexen nur dann entdeckte, wenn man sich von ihnen betören ließ und sich in ihrem Spinnennetz verfing wie eine nichts ahnende Fliege.
    Er schloss die Augen gegen den beißenden Qualm und konnte nur hoffen, dass er sich und seinen Knappen nicht auf einen Weg ohne Wiederkehr geführt hatte.
    Hugues stieß auf den Trampelpfad, der vom Waldweg abzweigte, und warf einen Blick zurück. Inzwischen hatten sie die Feuersbrunst weit hinter sich gelassen, doch der rotgoldene Feuerschein war weiterhin sichtbar, sodass Hugues hektisch sein Ross anspornte. Jetzt ging es etwas langsamer voran, denn der Pfad war nicht so ausgetreten, und Hugues musste sich eingestehen, dass es ihnen nicht leichtfallen würde, den Wasserfall noch zu erreichen, ehe die Flammen sie einholten – von einer sicheren Flucht aus dem brennenden Wald ganz zu schweigen.
    „Wir kommen zu spät!“, rief Hugues seinem Knappen zu, und als er über die Schultern blickte, sah er, dass Luc den Mund zu einem grimmigen Strich verkniff. Also lehnte er sich über den Hals seines Hengstes und trieb ihn zu einem halsbrecherischen Tempo an, durch dichtes Unterholz und über Stock und Stein, hinter sich stets das Hufgetrappel von Lucs Zelter.
    Plötzlich schnaubte sein Ross, sodass Hugues abrupt den Kopf hob und bei dem Anblick, der sich ihm bot, ungläubig die Augen aufriss. Mitten auf dem Pfad vor ihm stand stocksteif eine weibliche Person. Schon wollte der Hengst im vollen Galopp an ihr vorbeipreschen, als Hugues flüchtig ihren grünen Umhang wahrnahm, und dann durchzuckte ihn die Gewissheit. Sein Herz tat einen Sprung, und aus dem Lauf packte er sie, hob sie zu sich hoch und setzte sie vor sich auf den Pferderücken. Keuchend trommelte sie mit den Fäusten auf ihn ein, um sich zu befreien, während

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