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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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laut in den Ohren, richtete Hugues den Blick zum Himmel und bemerkte die wuchtigen Wolkenfetzen, die dort oben am Mond vorüberflogen. Eine böige Brise fuhr rauschend durch die Bäume, zauste die Wipfel und fachte dadurch das Feuer noch weiter an, sodass es sich in Windeseile verbreitete. Ungeachtet der Hitze überlief Hugues ein fröstelndes Schaudern. Wahrlich, ein richtiger Hexensabbat!
    Inzwischen tastete Sophie nach etwas im Schmutz vor der Hüttenschwelle, und Hugues sah, wie sie etwas Funkelndes in der Hand hielt und es stirnrunzelnd betrachtete; dann schüttelte sie abwehrend den Kopf. „Sie ist fort!“, rief sie voller Entsetzen.
    Hugues, der sein Schlachtross inzwischen mit aller Macht zügeln musste, warnte sie eindringlich, dass Gefahr im Verzug sei. „Das Feuer hat uns gleich erreicht, Sophie.“
    „Der Teich“, rief sie, als Hugues neben ihr anhielt. „Dort war sie, als ich davonging.“
    „Wie gelangt man dahin?“ Möglicherweise, so seine Hoffnung, würde das Wasser ihnen noch gute Dienste leisten, unabhängig davon, ob Melusine sich dort befand oder nicht.
    Sophie wies in die Richtung, und schon trabten die Rösser an, spürten sie doch bereits das sich nähernde Feuer. Als endlich die Oberfläche des Tümpels blass durch die Bäume schimmerte, galoppierten die beiden Vierbeiner instinktiv darauf zu und stürzten sich in das eiskalte Wasser.
    „Hier ist sie auch nicht“, wisperte Sophie mit brüchiger Stimme und schmiegte sich an Hugues’ Brust.
    Die Lippen verdrossen zu einem schmalen Strich verkniffen, lenkte er seinen Hengst bis in die Mitte des Beckens. Er konnte nur hoffen, dass der Teich tief genug war, um ihnen Schutz zu bieten, bis das Feuer heruntergebrannt war. Schon loderten die Bäume auf der anderen Seite des Flüsschens, von der die drei Flüchtenden gerade gekommen waren, in hellen Flammen auf. Funken wirbelten zum dunklen Himmel empor, und lautes Knacken und Knistern erfüllte die Luft, sodass die Pferde unruhig im Wasser tänzelten. Hugues sprang vom Pferderücken, zog Sophie aus dem Sattel ins Nass hinunter und schmiegte sie an sich.
    „Sie ist nicht hier“, murmelte sie erneut. Tröstend streichelte Hugues ihr über den Nacken, um sich dann zu überzeugen, dass auch sein Knappe den Weg in die rettenden Fluten gefunden hatte.
    „Vielleicht bemerkte sie ja den Brandgeruch“, flüsterte Hugues, dem es zutiefst zuwider war, dass offenbar keine Möglichkeit bestand, Sophies Tränen zu trocknen.
    Sie gab keine Antwort, sondern barg das Gesicht an seiner Brust. Er hielt sie im Arm und beobachtete argwöhnisch die Flammen, die inzwischen von Wipfel zu Wipfel übergriffen und den Wasserlauf mit Leichtigkeit überwanden. So breitete sich das rotgolden zuckende Flammenmeer auch auf der anderen Seite aus und raste dort ungehindert weiter voran.
    Hugues blickte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nichts als lodernde Flammen überall! Plötzlich aber nahm er ein sonderbares Aroma wahr, das ihm trotz beißenden Brandgeruches süß in die Nase drang. Er sah, wie Sophie an etwas herumnestelte, und als er genauer hinschaute, bemerkte er, dass sie einen funkelnden Gegenstand zwischen den Fingern drehte.
    „Was hast du da?“, wollte er wissen.
    Sie blickte ihn aus tränenumflorten Augen an. „Das lag auf der Katenschwelle“, antwortete sie und hielt das Gebilde hoch, damit er es in Augenschein nehmen konnte.
    Es war ein silbernes Figürchen, anmutig geformt zu einer Frauengestalt. In den Händen hielt sie einen großen eirunden Stein, welcher ein blassgrünes Leuchten von sich gab. Das lange Haar fiel ihr in fein ziselierten Strähnen über die Schultern, wand sich um das grünlich schimmernde Oval und wickelte sich schließlich unten um den massigen, schlangenartigen Schwanz, der sich an der Stelle ringelte, wo eigentlich ihre Füße hätten sein sollen.
    „Es stellt eine Wassernixe dar“, erklärte Hugues, der die Gestalt noch aus Kindertagen von alten Sagengeschichten kannte. „Nachempfunden der Legende von der schönen Melusina, die sich jeden Samstag in eine Wassernixe verwandelte – mit weiblichem Oberkörper und fischartigem Unterleib.“ Er nahm Sophie das Kleinod aus der Hand und bewunderte die feine Verarbeitung. Auf der Rückseite hatte die Figur eine Art Anstecknadel. „Gehörte sie ihr?“
    „Ich weiß es nicht“, gestand Sophie. „Ich sehe es zum ersten Mal.“
    „Und es lag auf der Schwelle?“
    Sophie nickte. „In den Kehricht getreten,

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