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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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bewusst sein mag. Ich möchte nicht, dass sie in einigen Jahren in einer Ehe steckt, aus der sie nicht wieder herauskommt.“
    „Hattest du denn bereits das Vergnügen mit dem Bewerber?“, forschte Hugues gelassen.
    Sein Vater zog ein angewidertes Gesicht. „Ich besudele mich doch nicht mit dessen Gegenwart“, schnaubte er gehässig.
    Hugues sah eine Weile auf seine verschränkten Hände herunter, ehe er antwortete. Er wäre einem Streit mit dem Vater zwar liebend gern ausgewichen, aber falls es hier um die bürgerliche Geburt dieses Venezianers ging, war es am besten, den Stier gleich bei den Hörnern zu packen. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis Sophies Abstammung ebenso zum Thema werden würde. Von daher kam Hugues der Vorwurf, die betreffende Person sei ja nur ein kleiner Händler, sogar gelegen.
    „Jean zufolge geht es den meisten Kaufleuten besser als dem Adel“, gab er gelassen zu bedenken.
    „Pah! Das sieht ihm ähnlich, diesem Esel! Ich hätte es nie erlauben dürfen, dass Louise sich mit ihm vermählt, sein Erbe hin oder her. Der Kerl beißt früh ins Gras, verlass dich drauf.“ Der Alte fuchtelte mit dem Zeigefinger. „Ein Einfaltspinsel ist er, dieser Jean de Fontaine mit all seinen wohlgesetzten Ansichten! Und ein Dummkopf obendrein, weil er sie allen und jedem auch noch auf die Nase bindet. Auf den Beistand von dem und seinesgleichen würde ich wenig geben.“
    „Aber dem Mann, den Justine zu ehelichen gedenkt, dem bist du bisher noch nicht begegnet?“
    „Das ist auch gar nicht nötig“, wetterte der Kranke mit vor Wut hochrotem Kopf. „Ich habe ihr oft genug erklärt, dass ich einer Vermählung mit einem simplen Kaufmann nie und nimmer meine Zustimmung gebe. Er ist unter ihrem Niveau. Eine Frau mit Justines Vorzügen muss immer und ausschließlich in höhere Kreise einheiraten.“
    „Wie lange soll Justine denn noch warten?“, fragte Hugues hitzig. „Vielleicht bis der König höchstpersönlich um ihre Hand anhält?“ Allmählich platzte ihm der Kragen. Sein Vater hatte sich stets völlig falsche Vorstellungen von Justines Vorzügen gemacht. Obgleich zugegebenermaßen eine ansehnliche junge Dame, konnte sie doch Gift und Galle spucken wie eine gereizte Natter. Hugues jedenfalls hatte die Nase voll von diesen übertriebenen Ansprüchen an einen Heiratskandidaten. Er trat von einem Fuß auf den anderen und funkelte seinen alten Herrn verärgert an. „Jünger wird sie jedenfalls nicht. Trotzdem beharrst du darauf, dass sie weiter auf einen Wunderbräutigam wartet. Vielleicht musst du deine Ansprüche etwas herunterschrauben.“
    „Vor zwei Wochen“, schimpfte der Alte gereizt, „bat der Comte de Burgund im Namen seines Sohnes und Erben um ein Treffen mit ihr. Aber Justine wollte davon nichts hören.“
    „Nun, und jetzt will sie eben nichts davon hören, dass sie diesen Venezianer aufgeben soll“, konterte Hugues, der mit seiner Geduld allmählich am Ende war.
    „Sprich bloß nicht dessen Namen in meinen Räumlichkeiten aus“, blaffte der Alte, wobei er auffuhr und anklagend auf seinen Sohn wies.
    „Eines jedenfalls schreibe dir hinter die Ohren, Vater: Die Sache löst sich bestimmt nicht über Nacht in Wohlgefallen auf.“
    „Wenn du dich nicht überall im Land herumtreiben würdest, hättest du all dem schon einen Riegel vorschieben können, noch ehe es losging!“
    „Ich?“, rief Hugues zornig. „Ich sollte das alles verhindern? Du bist doch der Burgherr! Darauf reitest du doch stets herum, wenn ich mich hier in irgendetwas einmische.“
    „Es steht dir nicht zu, wider mich zu meutern.“ Mit immer noch hochrotem Kopf rappelte der Alte sich auf die Knie hoch und schleuderte seinem Sohn den Vorwurf an den Schädel.
    „Meutern?“, wiederholte Hugues fassungslos und trat entschlossen auf seinen Vater zu.„Ich war stets nur darum bemüht, dich zu unterstützen. Aber nein, du hast ja lieber das ganze Anwesen ins Chaos gestürzt, statt Hilfe von jemandem außer Eduard anzunehmen.“
    Das Kinn des Alten ruckte hoch, und seine Augen blitzten störrisch. „Ein Sturkopf bist du!“, blaffte er. „Genau wie deine Mutter!“
    Bei diesem ungerechten Vorwurf wandte Hugues sich ab, ehe er etwas tun konnte, was er vielleicht später bereuen musste. Dennoch konnte er sich eine gemurmelte Erwiderung nicht verkneifen. „Und Sturheit – das ist wohl ein Charakterzug, der dir fremd ist, wie?“
    „Ich hab’s sehr wohl gehört!“, polterte der Alte hinter ihm.

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