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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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gehindert.
    „Hugues?“ Sophie lugte um den Türpfosten.
    „Und wer bist du?“, krächzte der Alte abrupt, ehe der Sohn einen Ton von sich geben konnte.
    Das rüde Benehmen seines Vaters ärgerte Hugues maßlos. „Das ist Sophie“, bekundete er trotzdem ruhig. „Die besagte Heilerin.“
    Der Kranke funkelte Sophie regelrecht an. „Mach mir gefälligst noch einen Becher von diesem Sud!“
    Zu Hugues’ Verblüffung schlug sie das kopfschüttelnd ab. „Vor dem Abend dürft Ihr keine zweite Portion einnehmen“, bemerkte sie sachlich.
    Dem Burgherrn stieg die Zornesröte ins Gesicht. „Was fällt dir ein, mir das abzulehnen?“, giftete er herrisch. „Ich bin der Herr in diesem Hause! Und von einer Heilerin dulde ich keine Frechheiten!“
    „Mehr dürft Ihr nicht einnehmen, sonst ist die Dosis zu stark“, wiederholte Sophie, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen. „Ich mache Euch einen anderen Trunk, damit Euch am Abend die Kehle nicht mehr so kratzt.“
    „Aber von diesem hier habe ich nur die Hälfte gekriegt“, nörgelte der Alte verbittert. „Hugues hat mir die andere Hälfte weggetrunken.“ Hugues biss sich auf die Zunge und verzichtete auf eine Verteidigung, wusste er doch, dass er ohnehin auf verlorenem Posten stand.
    Sophie bedachte ihn mit einem raschen Blick. „Die Hälfte ist auch genug für Euch“, betonte sie lapidar. „Es haben ja alle deutlich mitgehört, dass der Husten von der ersten Portion Euch fast in Stücke gerissen hätte.“
    Hugues sah, wie sein Erzeuger sich hoheitsvoll auf dem Krankenlager hochstemmte und Sophie auf eine Weise musterte, die keinen Widerspruch duldete. Es war jener Blick, welchen Hugues schon als Knabe zu fürchten gelernt hatte.
    „Ich verlange noch einen Becher von diesem Bräu!“ Entschlossen und präzise betonte der Alte jedes einzelne Wort, doch Sophie war das allem Anschein nach völlig einerlei.
    „Und den kriegt Ihr auch“, erwiderte sie spitz, wobei sie den beiden verdutzen Männern frohgemut zulächelte. „Allerdings nicht vor Einbruch der Dunkelheit. Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt – ich mache mich gleich an die Arbeit.“
    Im Handumdrehen schloss sich die Tür hinter ihr. Eine peinliche Stille breitete sich in der Kemenate aus, während sich Hugues und sein Vater bemühten, das, was da soeben vorgefallen war, zu begreifen. Wie ging es an, dass Sophie sich so unbekümmert seinem Vater widersetzt hatte? Hugues merkte, wie Unmut in ihm aufstieg, sodass er schon drauf und dran war, Sophie nachzusetzen und dafür zu sorgen, dass der Befehl seines Vaters auch ausgeführt wurde. Immerhin war er der Burgherr zu Pontesse. Niemand hier hatte das Recht, ihm zu trotzen.
    „Unverschämte Bande, diese Heiler“,knurrte der Alte schließlich. „Sieh zu, dass die es nicht in den Kopf kriegt und hier verschwindet, ehe ich gesund bin!“
    „Jawohl, Vater“, bekräftigte Hugues, der alle Mühe hatte, sich ein Schmunzeln zu verkneifen.
    „Was ist denn so erheiternd daran, dass ich genesen möchte?“, grummelte der Kranke.
    Sofort setzte Hugues wieder eine nüchterne Miene auf. „Nichts, Vater.“
    „Will ich auch gemeint haben“, brummte der Burgherr. Wie zur Bekräftigung räusperte er sich abermals derb und spuckte im hohen Bogen in den Napf. „Nun, da du noch immer hier herumtrödelst, gehe ich davon aus, dass du noch etwas anderes auf dem Herzen hast“, murmelte er gedehnt. „Also, heraus damit!“
    Hugues zog sich einen Schemel heran und nahm umständlich darauf Platz, wusste er doch nicht so recht, wie er die Sache mit Justines Heiratsabsichten beginnen sollte. Beide blickten sich geraume Zeit an. Dann endlich räusperte Hugues sich.
    „Wie ich höre, hast du eine Meinungsverschiedenheit mit Justine“, begann er.
    Sein Vater lupfte die Brauen.„Meinungsverschiedenheit? Na, das kann mal wohl sagen“, betonte er gereizt. „Obwohl mir eins schleierhaft ist: Wie kann sie glauben, ich würde tatenlos zusehen, wie sie die besten Partien abblitzen lässt? Und das für einen Fremden von zweifelhaftem Ruf.“
    „Sie sagt, sie liebt ihn“, erklärte Hugues pflichtgemäß. Dass sein Vater dies mit einem geringschätzigen Schnauben quittierte, überraschte ihn keineswegs.
    „Und die Liebe hält sie für den Rest ihrer Tage warm und wohlgenährt, wie?“, polterte er. „Für eine Dame von adeligem Stand wie Justine ist weder ein Bürgerlicher noch ein Ausländer die passende Wahl. Sie hat Ansprüche, auch wenn sie sich dessen kaum

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