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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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treffe.“
    „Von wegen“, zeterte Justine, inzwischen bereits lauter. „Du willst meinen Vater wohl umbringen! Verhexen willst du ihn!“
    Ihre Stimme war offenbar so weit zu hören, dass der Burgvogt den Kopf um die Küchentür steckte und fragend zu den beiden Frauen herüberschaute. Justine lief zu ihm hin und wies gestikulierend auf Sophie, die verdattert und sprachlos inmitten der Kräuter stand.
    „Eine Hexe ist sie!“, bekundete Justine lautstark, worauf der Kastellan zunehmend nachdenklich wurde. Anscheinend neigte er dazu, der Tochter des Hauses eher Glauben zu schenken als einer Fremden. „Sie will Papa verhexen!“
    „Aber Justine“, wandte der Burgverwalter untertänig ein, „diese Heilerin hat Eurem Herrn Vater bereits eine Tinktur zusammengestellt, die ihm enorme Erleichterung verschaffte.“
    „Na, so treiben sie’s doch immer!“, wütete Justine weiter und musterte Sophie mit offensichtlicher Beklommenheit. „So will sie sich nur unser Vertrauen erschleichen.“
    „Ich weiß überhaupt nicht, wie Zauberei geht“, wehrte Sophie zaghaft ab.
    Der merkwürdige Ausdruck in Eduards Augen blieb allerdings. „Vielleicht wäre es am besten, wenn Ihr den Trunk für den Herrn hier vor meinen Augen machtet“, schlug er taktvoll vor. Für Sophie war dieser Vorschlag ein klarer Hinweis darauf, dass der Kastellan den Vorwürfen der Burgtochter einen völlig abwegigen Stellenwert beimaß.
    „Wie Ihr wünscht.“ Sie nickte widerstrebend, denn diese Wendung der Ereignisse behagte ihr nicht, auch wenn sie wusste, dass an diesen falschen Anschuldigungen nichts dran war.
    „Was geht denn hier vor?“, fragte Hugues, als er die Küche betrat und sah, dass Sophie unter den strengen Augen des Burgverwalters die Arznei mischte. Auch Justine und der Küchenmeister verfolgten misstrauisch die Angelegenheit.
    „Sie ist eine Hexe“, zischte Justine.
    Bei diesem Unfug, den seine Schwester da von sich gab, konnte Hugues nur fassungslos den Kopf schütteln. Was steckte wohl in Wirklichkeit dahinter? In ihre Tätigkeit vertieft, schaute Sophie nicht auf, errötete aber leicht bei Justines Anklage. Wann hatte seine Schwester diesen Vorwurf wohl erstmals geäußert? Niemand schien deswegen erstaunt, sodass Hugues die Anwesenden betroffen ansah.
    „Sophie ist eine Heilkundige“, unterstrich er in nüchternem Tonfall und fuhr sich dabei entnervt mit der Hand durchs Haar. Dann wandte er sich fragend an den Kastellan, der aber nur rasch die Schultern zuckte, als spüre er ganz genau, wie wenig erbaut der Sohn des Burgherrn über diese Entwicklung war.
    „Es kam mir vernünftig vor, ihr dabei zuzusehen, wie sie die Tinktur zusammenstellt“, sagte Eduard entschuldigend. „Immerhin ist sie für Euren Vater, und der ist der Herr hier auf Pontesse.“
    „Das ist mir nicht entgangen“, brummte Hugues und schüttelte den Kopf, als der Burgvogt ihn fragend ansah. Dann stellte er sich hinter Sophie, wobei er darüber rätselte, ob sie wohl ebenso verärgert war, wie er es an ihrer Stelle gewesen wäre. Er sah ihr zu, wie sie gerade die Kandierung vom Alant kratzte. Auf dem Arbeitstisch vor ihr lag zudem noch eine entwurzelte Pflanze mit einem holzigen Stängel, dem ein süßlicher Duft entströmte.
    „Was ist das?“, fragte Hugues, der bemüht war, ihre Stimmungslage herauszufinden. Gespannt beugte er sich über den Tisch und schnupperte an den Blättern. „Riecht wie Honig.“
    „Ganz recht“, bestätigte Sophie mit einem anerkennenden Blick. „Das ist echter Engelwurz.“
    „Gegen Halsschmerzen?“, fragte Hugues, dem keineswegs entging, dass man der Unterhaltung aufmerksam zuhörte.
    Sophie, die sich dieser Tatsache offenbar gleichfalls bewusst war, schmunzelte süffisant, während sie den Engelwurz abspülte und zerteilte. „Richtig, und außerdem, um sich des Schutzes durch den Erzengel Michael zu versichern“, fügte sie augenzwinkernd hinzu, um sich dann wieder in ihre Tätigkeit zu vertiefen.
    Hugues musste sich bei ihrer Schlagfertigkeit ein Grinsen verkneifen und lehnte sich neben ihr gegen den Tisch. Justine schnaubte zwar ungläubig, doch darauf gingen Hugues und Sophie nicht ein.
    Der Burgvogt hüstelte reserviert. „Ich gedachte den Trunk vorher zu kosten, ehe ich ihn zu Eurem Vater bringen lasse“, schlug er vorsichtig vor. Auch wenn der Vorschlag Hugues in Rage versetzte, ließ er sich von seinem Zorn nicht so leicht aus der Fassung bringen. Sophie brühte nun die Mixtur mit heißem Wasser

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