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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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der Alte argwöhnisch.
    „Was tut das zur Sache?“, gab Hugues zurück.
    Störrisch verschränkte der Kranke die Arme vor der Brust. „Manche heilen eben, andere bringen einen um“, schnarrte er. „Ich würde schon gern wissen, welche Sorte du da gedungen hast.“
    „Und das erkennst du an der Herkunft?“, fragte Hugues sarkastisch.
    Der Alte zuckte missmutig die Schultern. „Auch nicht schlechter als andere Merkmale.“
    „Sie kommt aus Brocéliande“, brummte Hugues vergrätzt, dem nichts anderes einfallen wollte.
    Als Antwort folgte ein verächtliches Schnauben.„Na, das sagt ja wohl alles“, grummelte der Kranke und schnupperte nochmals an dem dargebotenen Becher, als sei der Duft wohl doch zu verlockend. „Riecht wie die Süßspeisen von deiner Mutter“, murmelte er gedankenverloren.
    Dass dies tatsächlich stimmte, hatte auch Hugues im gleichen Moment bemerkt. Das nämlich war das vertraute Aroma, welches ihm nicht aus dem Kopf ging. Nun selbst gespannt, hielt er ebenfalls schnüffelnd die Nase über den Trunk. „Anis ist drin“, sagte er.
    Der Alte nickte grüblerisch, offenbar völlig in seinen Erinnerungen versunken. „Ganz recht. Zum Julfest machte sie immer Anispasteten.“ Nochmals bedachte er seinen Sohn mit einem scharfen Blick. „Na, über Geschmack lässt sich eben nicht streiten, vor allem nicht über den der Sachsen“, bemerkte er mürrisch, wobei er den Trunk weiterhin zweifelnd beäugte.
    Die abfällige Bemerkung über seine verstorbene Mutter versetzte Hugues zwar einen Stich, aber er ließ sich nichts anmerken. „Du sollst es trinken, solange es noch heiß ist“, mahnte er.
    Skeptisch zog der Alte die Brauen zusammen. „Trink doch selber!“, raunzte er.
    Ja, hörte denn dieses Misstrauen niemals auf? Entnervt schüttelte Hugues den Kopf, tat aber trotzdem, wie ihm geheißen, und nahm unter den wachsamen Augen seines Vaters einen ordentlichen Schluck.
    Die Wirkung traf ihn völlig unerwartet. Zuerst setzte ein Kribbeln ein, das er bis in die Fingerspitzen spürte. Die Brust wurde ihm weit, bis er fast meinte, sie müsse ihm schier zerspringen. Die Tränen trieb es ihm in die Augen, und als dann das Prickeln auch noch in seine Nase drang, musste er kopfschüttelnd tief durchschnaufen. Zu seiner Verblüffung fiel ihm danach das Atmen allerdings leichter.
    Erstaunt fing er den Blick seines Vaters auf, als der Alte nun nach dem Becher griff.
    „Her damit!“,grummelte er.„Bist mir ein feiner Sohn! Bringst mir eine Arznei und säufst mir alles weg!“ Mit beiden Händen zupackend, schluckte er gierig und trank das Gefäß bis zur Neige aus. Sofort brach ein unkontrollierbarer Hustenanfall los, bis ihm die Tränen über die Wangen rollten und sein Gesicht hochrot anlief, sodass Hugues bestürzt den Atem anhielt.
    Das Zeug bringt ihn um!, durchzuckte es ihn, war er doch selbst erstaunt darüber gewesen, wie stark das Gebräu war. In seiner Hilflosigkeit rief er lauthals nach Sophie. Und während er dem Hustenanfall seines Vater zuschaute, schrie er gleich nochmals nach ihr, da er beim ersten Mal keine Antwort erhielt.
    Röchelnd verzerrte der Alte das Gesicht und wies mit dem Finger kraftlos auf seinen Nachttopf. Hugues holte das Ding herbei und stellte es gerade noch rechtzeitig neben das Lager, sodass sein Vater einen gewaltigen Schleimbatzen hineinspucken konnte, dicht gefolgt von einem zweiten und dritten. Die schmächtige Gestalt von Hustenkrämpfen geschüttelt, krümmte er sich zusammen wie eine Kugel, umwickelt von den zerwühlten Laken. Hugues fürchtete schon, Sophie könne vielleicht einen viel zu starken Sud bereitet haben – eine Medizin, die den Alten wahrhaftig ins Jenseits befördern würde.
    Wo steckte sie bloß? Und was sollte er tun?
    Schlagartig hörte das Husten auf. Sein Vater stemmte sich auf einen Ellbogen hoch, wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ mit Wohlbehagen einen letzten Speichelklumpen in seinen Nachttopf platschen. Dann schnäuzte er sich geräuschvoll die Nase, wischte sich die Tränen aus den Augen, schnaufte tief durch und blinzelte einmal, ehe er sich dem skeptischen Blick seines Sohnes stellte.
    „Vortreffliches Elixier, das“, schnarrte er aus tiefstem Herzen. „Fühle mich schon erheblich besser. Hätte dir wahrlich gut angestanden, mir den Trunk schon vor ein paar Tagen zu kredenzen. Hätte mir diese Qualen erspart!“
    Hugues wollte schon auffahren, wurde indes durch ein sachtes Klopfen an der Tür daran

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