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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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mein Ritter und ich vom Schicksal füreinander bestimmt sind. Hätten zwischen ihnen lediglich zarte Bande bestanden, so wäre er von ihrer niederen Herkunft womöglich abgeschreckt worden. Als Tochter eines einfachen Stadtbürgers wäre es schon schwierig genug, denn in diesem Fall hätte ihr Ritter gewiss einige Widerstände in seiner Familie zu überwinden. Doch ein uneheliches Kind zu sein, zumal von unbekannter Herkunft, war unvergleichlich schlimmer.
    Ja, es war ein Glück, dass das Schicksal den Enthüllungen über ihre Abstammung die Schärfe genommen hatte. So konnten sie ihre Pläne für ein gemeinsames Leben nicht vereiteln. Sie schlang die Arme um sich, sah durch das offene Fenster zu den Sternen hinauf und rief sich nochmals in Erinnerung, auch rechtzeitig aufzuwachen, um zur Prim am Osttor zu sein.
    Ihr Traum wiederholte sich auch in dieser Nacht, doch Sophie fiel sofort auf, dass die Konturen in neuer Schärfe erschienen, als hätte man einen Schleier gelüftet. Während sie sich aufs Neue den hoch aufragenden Schemen näherte, sah sie, dass es riesige Felsblöcke waren, die hochkant in endlosen Reihen standen. Sie bildeten jenen Kreis, in dessen Mitte sie sich stets begab, erstreckten sich aber auch in die Tiefe, so weit das Auge reichte.
    Ängstlich trat Sophie in den gewaltigen Steinkreis, über die Maßen verstört durch diese plötzlich so klare Sicht. Ihr war, als könne sie jede einzelne glühende Kohle des Feuers erkennen, das am Rand glomm. Sie schluckte schwer, hob den Blick und spähte hinüber zur anderen Seite der breiten Lichtung.
    Ihr stockte der Atem. Dort stand sie, jene Gestalt im Umhang!
    Diesmal war es wieder die Frau, und als Sophie näher trat, hätte sie schwören mögen, dass sie ob dieser neuen Klarsicht sogar das Webmuster in der Wolle des Mantels erkennen konnte. Sie wusste, dass ihr der tiefe pflaumenblaue Farbton vorher noch nie aufgefallen war, doch jegliches Denken verging ihr, als die Gestalt zögerte und dann zum Saum der Kapuze griff. Mit Macht musste Sophie sich zum Hinschauen zwingen, hoffte sie doch auf eine Enthüllung. Was sie dann aber sah, als die Haube nach hinten sank, jagte ihr ein solches Entsetzen ein, dass ihr beinahe das Herz stehen blieb.
    Die Gestalt hatte kein Gesicht, sondern nur eine schattendunkle Fläche, enthüllt vom Schein des glimmenden Kohlenfeuers. Wie war so etwas möglich? Von Grausen gepackt starrte Sophie die Kreatur vor ihr an, verzweifelt bemüht, das alles zu begreifen. Doch als sich ihr eine Hand entgegenstreckte, ganz so, als wolle dieses gesichtslose Wesen sie mit sich ins Nichts ziehen, öffneten sich Sophies Lippen zu einem Schrei.
    Jäh erwachte sie und schreckte hoch, den eigenen dröhnenden Herzschlag noch dumpf in den Ohren. Erst da merkte sie, dass sie schweißgebadet in ihrem Bett saß, die Bettdecke vor die Brust gepresst.
    Wie Laub im Wind wurden Hugues’ Absichten durcheinandergewirbelt, als er beim Erwachen feststellte, dass sich bereits die Morgendämmerung gleich rötlichen Ranken durch die Ritzen der Fensterläden tastete und ihm warm übers Gesicht strich. Während er und sein Knappe schliefen, waren die Laudes gekommen und wieder gegangen. Nun ließ sich wohl nicht vermeiden, dass er beim Stadttor auf dieses aufdringliche Weib stoßen würde.
    Diese bestürzende Erkenntnis trieb ihn sofort auf die Beine, wobei er über seinen leise schnarchenden Knappen Luc stolperte, der sich dadurch jedoch keineswegs stören ließ. Hugues musste sich regelrecht zügeln, sonst hätte er dem Schlingel womöglich lauthals Beine gemacht.
    Eigentlich geschähe es Luc recht, hatte der Bengel doch seine Anweisungen kurzerhand vergessen. Trotzdem brachte Hugues es nicht übers Herz, ihn abrupt aus dem Schlummer zu reißen – trotz der Unannehmlichkeiten, die er sich nun offenbar eingebrockt hatte. Deshalb begnügte er sich damit, sich die blumigsten Verwünschungen in den Bart zu brummen und beim Ankleiden bewusst einen solchen Lärm zu veranstalten, dass der junge Ritterzögling wohl oder übel von allein wach wurde.
    Was echauffierst du dich eigentlich so? Es ging doch lediglich darum, dass er einem Frauenzimmer über den Weg laufen würde, das von den Gegebenheiten dieser Welt nicht das Geringste verstand.
    Eine verheiratete Frau, deren Berührung ihn alles andere vergessen ließ.
    Getrieben von dem Drang, endlich aufzubrechen, hantierte er fahrig an seinem Kettenhemd herum. Eine Vielzahl von Möglichkeiten ging ihm durch den Sinn,

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