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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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Welche Laus war ihr denn nun schon wieder über die Leber gelaufen? Herrisch schnippte er Luc mit dem Finger zu, sodass der Knabe hektisch hinter Sophie dreinstolperte, gefolgt von seinem Herrn und Meister, der mürrisch die Treppe hinunterstapfte.
    Was hatte sie denn von ihm erwartet? Offensichtlich etwas, das er unterlassen hatte, doch ihm wollte nicht einfallen, was es wohl sein könnte. Hatte sie ihm nicht erst am vergangenen Abend überdeutlich zu verstehen gegeben, dass er in ihrem Bett unerwünscht war? Den ganzen Tag über hatte er sich Mut zugesprochen, um noch einen Versuch zu wagen. Sie aber schenkte den Galanterien eines jungen Bürschchens mehr Beachtung als dem Gruß eines Ritters!
    Vielleicht warst du ein Narr, zu glauben, du könntest mit einer bloßen Berührung ihr Begehren aufs Neue entfachen, überlegte er. Denn das hatte sich ja als kapitaler Fehlschlag erwiesen. Zwar hatte sie es noch hingenommen, dass er sie anfasste, aber er würde nicht so schnell vergessen, wie sie angewidert die Augen schloss. Da war er vermutlich zu weit gegangen.
    Was war geschehen mit dieser Frau, die doch vorher ganz offenkundig gar nicht genug von ihm bekommen konnte? War das noch dieselbe Verführerin, die ihn gleichsam genötigt hatte, sie ihn einer beengten Schiffskabine zu entjungfern? War es tatsächlich erst einen Tag her, dass sie ihm nochmals versichert hatte, er sei der Richtige für sie?
    Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er die sonderbare Verrücktheit, die Sophie verkörperte, schon vermisste. So trottete er missmutig hinter ihr und Luc drein, bemüht, das muntere Geplapper seines Knappen zu überhören. Was hatten Sophies so oft beschworene Mächte des Schicksals sich wohl an Absonderlichem ausgedacht, dass er sich genau in dem Moment an ihre Hirngespinste gewöhnte, in dem sie beschloss, diese aufzugeben?
    Allmählich sorgte Lucs Geplauder dafür, dass Sophies Zorn ein wenig verrauchte. Jener rasende Drang, diesem bornierten Hugues den Hals umzudrehen, verhallte zu einem unterschwelligen Unmut, schaffte aber gleichzeitig Raum für neue Zweifel. Was meinte er damit, wenn er sie mit den „Weiden von Pontesse“ verglich? Weiden waren für Gaillard stets bloßes Unkraut gewesen, das mit zerstörerischen Wurzeln andere Nutzpflanzen verdrängte. Sophie selbst hatte auch nie Gefallen daran gefunden, wie dieser Baum seine Zweige ins Wasser hängen ließ. Kraftlos und melancholisch wirkten die Weiden, und wie Hugues allen Ernstes glauben konnte, sie fühle sich durch einen solchen Vergleich auch noch geschmeichelt, war Sophie ein Rätsel.
    Hielt er sie etwa für schwächlich, weil sie sich ihm so überstürzt an den Hals geworfen hatte? Dieser Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Widerwillig überlegte sie, ob es wohl möglich war, dass Hugues nur deshalb einwilligte, sie mitzunehmen, weil sie sich ihm sozusagen aufgedrängt hatte. Ein ähnliches Angebot wäre ihm auf dem Schiff wohl kaum gemacht worden. Dabei fiel ihr ein, wie ihre Brüder sich öfters im Flüsterton mit ihren Eroberungen brüsteten, was ihr Unbehagen noch erheblich steigerte.
    Verstohlen wagte sie einen Blick über die Schulter und sah, dass Hugues stur zu Boden schaute, während er mit schweren Schritten hinter ihr hermarschierte. Hatte er tatsächlich gedacht, sie würde ihm nach einer solchen Bemerkung um den Hals fallen? Dass sie erwartete, von ihm zumindest ein wenig hofiert zu werden – das war doch wirklich nicht zu viel verlangt.
    Seine Bemerkung war ein Zeichen von Missachtung – nicht mehr, aber auch nicht weniger, und Sophie hatte nicht die geringste Absicht, sich solch anmaßende Andeutungen noch länger von ihm bieten zu lassen. Ehe sie ihm nochmals ihre Gunst gewährte, musste er sich schon einiges überlegen.
    Schwächlich und melancholisch? Von wegen! Die Schultern gestrafft, starrte Sophie zum tiefblauen Himmel empor, während die ersten Schneeflocken fielen.
    Na, dem werde ich’s zeigen!
    Es wurde ihr allerdings bald bewusst, das Hugues wohl kaum die Absicht hatte, sich an diesem Abend viel zeigen zu lassen. Auf Sophies Interesse an den Waren, die auf dem Markt feilgeboten wurden, reagierte er nur mit Ungeduld, ebenso wie auf Lucs Entzücken über den inzwischen heftiger gewordenen Schnee. Stattdessen drängte er die beiden in ein verrauchtes Wirtshaus, wo er etwas zu essen bestellte.
    Der Eintopf war deftig und wohlschmeckend, das Brot schwer, wie Sophie es gewohnt war, doch Hugues aß keinen Bissen. Ängstlich

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